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0130 - Der Unheimliche aus Lemuria

0130 - Der Unheimliche aus Lemuria

Titel: 0130 - Der Unheimliche aus Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mädchen sah, hätte es kaum für möglich gehalten, daß ihre Heimat das smogdüstere Ruhrgebiet war, die Stadt Recklinghausen. Vielleicht versuchte sie gerade deshalb immer wieder, die sonnigsten Flecken des Planeten Erde kennenzulernen…
    In einer fließenden, anmutigen Bewegung strich sie sich durch das knisternde Haar. Es fehlte nicht viel, und die Funken hätten gesprüht. Ein paar Meter weiter suchte Peet O’Donnaghue irgend etwas im Wasser, kniete jetzt nieder und begann, im Sand zu graben.
    »Was ist denn da?« fragte Manuela lachend und kam näher. »Bist du ein Hund geworden, der nicht mehr weiß, wo er den Knochen verscharrt hat?«
    Der Schotte sah unwillig auf. »Da ist was«, behauptete er, »ich habe es gesehen, Girly. Es glänzte.«
    »Vielleicht ein Super-Diamant?« spöttelte sie. Sie wußte von seiner Leidenschaft. Peet O’Donnaghue, der vierundzwanzigjährige Mann aus den Highlands mit dem buschigen Schnurrbart, der beim Küssen so schön kitzelte, war Diamantensucher aus Passion. Er ließ sich auch nicht davon beirren, daß niemals jemand etwas von Diamantenfunden, überhaupt von bedeutenden Bodenschätzen in unmittelbarer Nähe des Carpentaria-Golfes gehört hatte. »Mir macht’s Spaß zu suchen«, hatte er lachend erklärt. »Solange ich immer etwas Geld zum Leben habe, suche ich überall. Manchmal findet auch ein blinder Trinker einen Schnaps…«
    Sie hatten sich vor ein paar Tagen in Borroloola kennengelernt. Manuela wußte fast selbst nicht mehr, wie sie in die kleine Stadt gelangt war. Irgend jemand hatte sie mitgenommen, und irgend jemand würde sie auch weiter woandershin mitnehmen. Peet war in der kleinen Diskothek schnurstracks auf sie zumarschiert, hatte sie zum Tanzen eingeladen - und sie waren sich ein wenig nähergekommen.
    Nicht zu nah. In solchen Dingen hielt das hübsche Mädchen etwas auf Distanz. Übers Küssen waren sie nicht hinausgekommen. Schön, dieser Peet war ein netter Boy, aber für eine festere Bindung für die Kunststudentin aus Germany doch ungeeignet. Doch Intimitäten nur so nebenbei, queerbeet, ohne Gedanken an ein Zusammensein wenigstens für ein paar Wochen, waren für Manuela einfach nicht drin.
    Zumal sie seit einiger Zeit von einem amerikanischen Historiker träumte, den sie vor ein paar Monaten in Frankreich kennengelernt hatte. Bill Fleming hieß dieser Mann. Sie hatten sich in einem Flugzeug getroffen und nur durch ein Wunder die Absturzkatastrophe überlebt. [1]
    »Was ist denn nun? Willst du den ganzen Tag nur noch graben?« fragte sie und watete ein paar Schritte in das kristallklare Wasser hinein, das ihre Waden sanft umspülte. Peet O’Donnaghue grunzte trocken und buddelte weiter. »Das Biest versteckt sich, aber ich finde es doch - ah, da!« Seine Hände schienen im lockeren Sand unter Wasser auf Widerstand gestoßen zu sein.
    »Damned, das Ding gräbt sich selbst tiefer ein!« keuchte der Schatzsucher plötzlich. Dann aber riß er etwas mit einem Ruck hoch, hielt es mit beiden Händen umspannt. Manuela wandte sich ihm zu. Da glitzerte tatsächlich etwas, ein violetter Schimmer, den er jetzt anhob. Ein Stein, so groß wie eine Orange.
    Und doch war es, wie es jetzt im hellen Sonnenlicht glitzerte, kein reines Violett. Es war vielmehr ein Zusammenspiel von winzigen blauen und roten Lichtfeldern, die sich je nach Sonneneinstrahlung mehr ins Blaue oder ins Rote verschoben. Fasziniert kam das Mädchen näher.
    »Was ist denn das?« fragte es interessiert.
    Peet hob die Schultern. »Weiß nicht. Aber es ist seltsam warm. Eigenartig…« Er furchte die Stirn. »Zu warm eigentlich dafür, daß es unter Wasser im Sand gelegen hat. So rasch kann es sich doch nicht in der Luft erwärmen. Ich…«
    Er brach jäh ab. Im ersten Moment achtete das Mädchen nicht darauf, streckte die Hand aus. »Gib mal her, du großer Entdecker! Vielleicht kann ich etwas erkennen…«
    Sie stockte, sprach nicht weiter.
    Peet O’Donnaghue war erstarrt!
    Nichts mehr an ihm regte sich. Er atmete nicht mehr, seine muskulöse, leicht behaarte Brust bewegte sich nicht. Auch das nicht zu unterdrückende Lidzucken, das je nach Zustand des Nervenkostüms schneller oder langsamer erfolgt, fand nicht mehr statt! Starr sah der schnurrbärtige junge Mann aus geweiteten Pupillen in die Ferne, hinaus auf die Weiten des Carpentaria-Golfes.
    Unwillkürlich riß das Mädchen den Kopf herum, ließ sich von der Blickrichtung irritieren. Doch dort draußen auf dem Wasser war nichts, nur Wind,

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