0131 - Das Versteck in der Zukunft
war, daß der fremde Sender immer noch weiterfunkte, ununterbrochen, immer mit denselben Symbolgruppen.
Dies war die fünfte Diskussion innerhalb vierundzwanzig Stunden, stellte Ron Landry resignierend fest. Immer über das gleiche Thema - und immer ohne Erfolg. Nike Quinto hatte sich in seinem Sessel weit nach vorne gebeugt. Sein Gesicht war röter als sonst. Der Kranz sandgelber Haare um die zentrale Glatze herum war in Unordnung geraten. Nike Quintos wulstige Lippen waren nach vorne gestülpt, zum Widerspruch bereit. Die Hände waren gefaltet, und die dicken kurzen Finger kneteten einander in zunehmender Nervosität. Larry Randall hatte den rechten Arm auf seine Sessellehne gestützt und das Kinn in die Hand gelegt.
Aufmerksam sah er Nike Quinto an und hörte ihm zu. Lofty Patterson, der grauhaarige Alte von Passa, saß wie üblich weit im Hintergrund und machte nur ab und zu eine Bemerkung. Einer fehlt, dachte Ron. Es fällt jedesmal von neuem auf. Meech Hannigan. Er war jetzt seit einem halben Jahr verschwunden, und es bestand keine Chance mehr, daß man ihn jemals wiederfinden würde. Nicht einmal tot. Merkwürdig, überlegte Ron, wie sehr man an einem Robot hängen kann. Die Diskussion, wie alle andern zuvor, fand im Aufenthaltsraum der VOLTA statt. Nike Quinto war nominell Kommandant des Schiffes. Er überließ die Führung jedoch Commander Ellington und kümmerte sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Der Raum war gemütlicher eingerichtet, als man es an Bord eines Kriegsschiffes erwartet hätte.
„Das ist unmöglich!" wies Nike Quinto Larrys Einwand ab. „Wenn Frago schon längere Zeit existierte, dann hätten sich die Posbis mit ihrem unbezähmbaren Haß gegen alles Organische längst auf unsere Milchstraße geworfen."
„Es könnte sein, daß sie durch irgendeine andere Sache davon ab gehalten wurden", gab Larry zu bedenken. „Ach was! Ihr Haß kennt keine Grenzen, wie wir sehen.
Sie hätten sich einfach nicht abhalten lassen." Es ist immer dasselbe, dachte Ron. Wenn sie an den Punkt kommen, an dem sie keine Diskussionsgrundlage mehr haben, redet der Alte, was ihm gerade in den Sinn kommt. Er konnte Larry am Gesicht ablesen, daß er darüber nachdachte, wie er Nike Quinto den Vorwurf der Unsachlichkeit machen könne, ohne ein Donnerwetter heraufzubeschwören. Bevor er aber noch zu einem Ergebnis kam, meldete sich Lofty aus dem Hintergrund: „Vielleicht geruhen die Herren bei Gelegenheit zu bemerken, daß der Interkom schon seit ein paar Minuten blinkt!" Nike Quinto sprang auf. Der kleine Bildschirm neben dem Hauptschott gab rote Blinkzeichen von sich.
Gleichzeitig ertönte helles Summen. Mitten in der heißen Diskussion hatte niemand außer Lofty darauf geachtet. Nike lief zum Schott und sprach die Kodeworte gegen den Bildschirm. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht des Dritten Offiziers.
„Unser Kode?" fragte Nike Quinto erstaunt. „Ja, natürlich. Ich komme sofort." Nike hängte auf. Er öffnete das Schott und lief hinaus. Es war charakteristisch für ihn, daß er niemand sagte, worum er ging. Lofty Patterson kicherte. „Es hat ihn erwischt", stellte er fest. „Man kann ihm die dümmsten Dinge sagen. Er regt sich darüber auf, aber er verliert kein Wort mehr über seinen Blutdruck." Sie warteten schweigend. Nike Quinto kam nach etwa zehn Minuten wieder zurück. Er war blaß. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er taumelte. Ron sprang auf und lief ihm entgegen. Aber Nike winkte ab. „Wenn es so weitergeht"" keuchte er, „werde ich meinen nächsten Geburtstag nicht mehr erleben. Mein Blutdruck. .. oooh ... !" Ron atmete auf. Wenn er anfing, sich über seine Gesundheit zu beklagen, war alles in Ordnung. „Darf ich fragen, Sir, was es Aufregendes gegeben hat?"
„Nein, Sie dürfen nicht", keifte Nike. „Verschaffen Sie mir einen Sitz, damit ich meinen Herzinfarkt in würdevoller Haltung hinnehmen kann." Larry sprang auf und schob einen Sessel in die Nähe des Schotts. Nike Quinto ließ sich hineinfallen, lehnte sich weit nach hinten und schloß die Augen. „Theater", sagte Lofty leise. Nike Quinto reagierte nicht darauf. Erst nach geraumer Zeit richtete er sich wieder in die Höhe. Mit spöttischem Grinsen sah er in die Runde und erklärte.
„Sie haben Meech Hannigan wiedergefunden!"
Das Bild änderte sich von einer Sekunde zur anderen. Meech empfing einen Schwall von Streufeldern, die die Anwesenheit energieverbrauchender oder erzeugender Geräte anzeigten. Dann verschwammen
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