El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
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Als Alejandro Rodriguez Escorial das Kieler Büro des Notars verließ, konnte er nur knapp ein Lächeln unterdrücken. Ja, das Geschäft war voll und ganz zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Zwar war das gerade erworbene Hotel etwas teurer als eingeplant gewesen, es würde diese Mehrausgaben allerdings bald wieder einbringen. Die Vorbesitzer, ein älteres Ehepaar, konnten sich von dem Erlös auf jeden Fall ein sorgenfreies Leben ermöglichen. Sein in Deutschland tätiger Anwalt und Notar Dominik Müller würde die restlichen Formalitäten erledigen und überwachen.
Nun galt es, die Architekten mit den vorgesehenen Umbaumaßnahmen zu beauftragen. Das um 1900 erbaute Hotel lag am Rande des Stadtzentrums und bot einen wunderschönen Ausblick auf die Kieler Förde. Die große Eingangshalle war in hellem Marmor gehalten und wirkte einladend auf die Besucher. Die Zimmer waren allesamt großzügig eingerichtet und gaben ihren Bewohnern das Gefühl von Luxus. Was hier jedoch fehlte, waren eine Sauna und ein Wellness-Bereich. Das vorhandene kleine Fitness-Studio würde er umbauen und erweitern lassen. Gleiches galt für das hoteleigene Restaurant. Zwei weitere Pools waren vorgesehen, einer davon auf einer der oberen Terrassen. Genauso wie seine anderen Hotels würde auch dieses hier bald zu den Exklusivsten in Europa gehören.
Alejandro war es gewohnt zu bekommen, was er haben wollte. Der dreiunddreißigjährige Spanier besaß nicht nur die finanziellen Mittel hierzu, sondern auch eine gute Herkunft und hervorragende Umgangsformen. Mit einer Größe von einmeterfünfundachzig, schwarzen kurzen Haaren, tiefbraunen Augen und einer sportlichen Figur strahlte er zudem Eleganz und Macht aus. Eine Mischung, die nicht nur im Geschäftsleben von Vorteil war.
Als er das Notar-Gebäude verlassen hatte, stieg er in seinen Leihwagen ein und fuhr zu seinem neuen Hotel zurück, in dem er sich auch hatte einquartieren lassen. Die besten Ideen kamen ihm beim Essen; ein Mittagessen mit dem Hotelmanager und den Architekten war daher jetzt genau das Richtige.
Kevin und die anderen Teilnehmer der Veranstaltung verließen den Sitzungssaal des Hotels. Als Reiseleiter war er einiges gewöhnt, aber den ganzen Vormittag lang Vorträge über Gruppendynamik über sich ergehen zu lassen, war an ihm nicht spurlos vorbei gegangen. Wie den anderen stand auch ihm die Müdigkeit tief ins Gesicht geschrieben.
„Wenn das so weiter geht, wird es eine verdammt lange Woche werden“, grummelte Marcel.
„Dein Optimismus ist mal wieder grenzenlos“, bemerkte Anne.
Kevin lächelte. „Lasst uns was essen gehen, die Kost wird vermutlich leichter verdaulich sein als der Vortrag.“
Die drei besuchten eine internationale Fortbildungsveranstaltung für Reiseleiter in Kiel. Das Hotel, in dem sie untergebracht waren, gehörte zur gehobenen Klasse und das Restaurant bot einen herrlichen Ausblick auf das Meer. Kevin hatte sich sehr gefreut seine beiden Freunde und Berufskollegen nach längerer Zeit wieder in Fleisch und Blut zu sehen. Sie waren am gestrigen Tag angereist und hatten den Abend gemeinsam bei einem Glas Wein verbracht. Marcel kam aus München, Anne aus Paris. Da sie sich seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatten und auch für E-Mails nur wenig Zeit geblieben war, hatten sich die drei viel zu erzählen, und es war spät geworden.
Die knappe Zeit brachte der Beruf mit sich. Kevin reiste viel, und wenn er nicht unterwegs war, arbeitete er als freier Mitarbeiter in einem Koblenzer Reisebüro oder verfasste Reiseberichte. Anne erging es nicht anders. Marcel hingegen überließ das Reisen bald anderen, denn in knapp vier Monaten würde er stolzer Vater eines kleinen Wesens sein. Jenny und er freuten sich auf ihren Nachwuchs und Marcel hatte angekündigt, nach der Geburt des Kindes mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu wollen. Manchmal fragte sich Kevin, wie Marcel überhaupt eine Frau wie Jenny hatte kennenlernen und gar heiraten können. Als sich die beiden Männer vor sechs Jahren auf einer Auslandsreise zum ersten Mal trafen, war Marcel der typische Junggeselle gewesen: immer auf Achse, frei wie ein Vogel und ein berüchtigter Frauenheld.
Anne wurde langsam ungeduldig und bugsierte ihre beiden Begleiter zielstrebig an einen freien Tisch. „Habt ihr euch eigentlich schon einen Namen für den Kleinen überlegt?“, fragte Anne, nachdem sie sich gesetzt hatten.
Es war offensichtlich, dass Marcel auf diese Frage gewartet
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