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0136 - Clan der Vampire

0136 - Clan der Vampire

Titel: 0136 - Clan der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich einig. Einen Tag lang wenigstens wollten sie für sich allein haben, einmal ausspannen. Gestern waren sie von einer Dämonenjagd zurückgekommen, die fast über ihre Kräfte gegangen wäre. Wenigstens einen Tag lang brauchten sie Ruhe. Eigentlich hätte Zamorra an diesem Nachmittag sogar eine Vorlesung an der Universität in Paris halten sollen. Er hatte telefonisch kurzfristig abgesagt. Mochte der Dekan sehen, was er daraus machte. Zamorra war nicht daran interessiert gewesen, sich lange mit ihm über Verträge auseinanderzusetzen, hatte aufgelegt und den Hörer dann sofort wieder abgehoben und neben das Gerät gelegt.
    Er war unerreichbar!
    Und jetzt war ein Besucher an der Tür!
    Raffael Bois deutete ein dezentes Stirnrunzeln an. »Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, Professor…«
    »Sie dürfen«, entschied Zamorra. Dabei widmete er sich intensiv einerseits dem Köpfen des Frühstückseis und andererseits der Lektüre der Morgenzeitung. Bei aller Ruhe wollte er auf die doch nicht verzichten.
    »Der Besucher ist weder der Gasmann, noch der Elektriker, Gerichtsvollzieher oder Polizist, wenn ich Ihre Worte aufgreifen darf. Ich darf gleichermaßen darauf hinweisen, daß es sich um einen Vertreter einer höherstehenden, normalerweise im Hintergrund operierenden ausländischen Behörde handelt.«
    »Sagen’s im Klartext«, wienerte Nicole, die bezaubernde Lebensgefährtin und Sekretärin des Professor, die in blauschwarz schimmernder Perücke und einem seidenen Morgenmantel am Frühstückstisch erschienen war.
    »Der Besucher ist ein Mister Smith vom britischen Secret Service«, erklärte Raffael knapp.
    Zamorra ließ sein Ei fallen. Die Schale zersplitterte auf dem Tellerrand, und, weichgekocht, zerfloß das Ding gelb und weiß auf Teller und Serviette zwischen dem Porzellandiskus und dem Tisch.
    Nicole holte tief Luft.
    »Der Besucher ist ein Mister Smith vom britischen Secret Service«, wiederholte Zamorra trocken. »Und so was Schweres wagen Sie mir am frühen Mittwochmorgen zu erkläen, Raffael?«
    »Professor, ich bitte um Verzeihung. Indessen ist der Mann trotz Ihrer offensichtlich wenig wohlwollenden Gesinnung Angehöriger ebengenannter Institution…«
    »Raffael!« schrie Nicole. »Meine Güte, haben Sie heute Ihren theatralischen Tag? Sonst reden Sie doch nicht so geschwollen?«
    Der alte Diener, der quasi zur Einrichtung von Château de Montagne gehörte und ohne den wahrscheinlich nichts mehr laufen würde, zog zerknirscht den Kopf ein. »Pardon, doch ich befand mich im Glauben, mit meiner Redeweise mich den britischen Gebräuchen anpassen zu dürfen, um Sie entsprechend auf den Besuch einzustimmen…«
    Zamorra sah trübsinnig auf das eklig aussehende Ding, das einmal ein Frühstücksei gewesen war. »Damit kann man ja nun wohl nichts mehr anfangen«, stellte er scharfsinnig fest. »Na schön, dann schicken Sie den Herrn mal herein, und lassen Sie ein weiteres Gedeck auftragen. So früh am Morgen wird der Herr wohl auch noch hungrig sein…«
    Raffael sah vorwurfsvoll auf seine Taschenuhr. »Monsieur, es ist bereits halb zehn!«
    »Egal. Es ist früh. Holen Sie den Mann herein.«
    Raffael nickte und schwebte davon.
    Kopfschüttelnd sah Nicole auf das Ex-Ei. »Du hast auch schon mal bessere Tischmanieren besessen, Chéri«, stellte sie fest. »Was will denn bloß der Secret Service von uns? Was haben wir mit den Tommies zu tun?«
    »Wir werden es spätestens dann erfahren, wenn Mister Smith oder Mister Miller, oder wie auch immer er sich nennt, uns seine Gedankengänge darlegt.« Zamorra machte sich in Ermangelung des Eis über Weißbrot und Rotwein her.
    Augenblicke später trat, von Raffael geführt, Mister Smith ein. Zamorra sah auf und musterte den Besucher.
    Er sah auch aus wie Mister Smith: unauffällig, dezent, zurückhaltend und vornehm. Ein grauer Einreiher, blütenweißes Hemd, spiegelnde Lackschuhe, eine dezente Fliege, in der Armbeuge einen Regenschirm und auf dem Kopf einen Bowler, den er jetzt abnahm, um anschließend eine leichte Verneigung anzudeuten.
    »Mademoiselle, Monsieur - ich darf Ihnen einen erfreulichen Morgen wünschen und bitte Sie, mein Eindringen zu entschuldigen; indessen erachtete man es an höherer Stelle für nötig, mich zu Ihnen zu entsenden.«
    »Tatsächlich«, flüsterte Nicole. »Ein Brite.«
    Zamorra erhob sich. »Bitte, setzen Sie sich zu uns, und frühstücken Sie mit. Ich nehme doch an, Sie sind noch hungrig. So früh am Morgen…«
    Mister Smith

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