0136 - Clan der Vampire
zerfallen lassen.
Sie entsann sich jener Ereignisse in Frankreich, im Loire-Tal. Ein Dämonendiener wollte sie benutzen. Doch sie hatte sich aus seinem Einfluß gelöst. Dann war jener Dämonenjäger gekommen, Professor Zamorra. Er hatte den Diener Asmodis’ bezwungen, wollte auch sie ausschalten. Doch irgend etwas in ihm war gewesen, das ihn davon abgehalten hatte. Und sie selbst hatte eine ihrer Fähigkeiten angewandt, über die Vampire nie verfügten, war teleportiert - hinein in das gleißende Sonnenlicht.
Sie mußte weit gesprungen sein, hatte ihre Kräfte voll ausgeschöpft. Viele hundert Kilometer mußten es sein. Wahrscheinlich befand sie sich längst in einem völlig anderen Land.
Vielleicht war ihre Para-Kraft die Ursache für die fortschreitende Veränderung ihrer Vampir-Existenz. Schon früher hatte sie über seltsame Psi-Fähigkeiten verfügt, als sie noch Mensch, war und als Tanja Semjonowa in den Diensten des sowjetischen Komitet Gossudarstvennoje Bezapostni stand. Dann war jener verhängnisvolle Auftrag gekommen, Informationen über die geheimnisvolle Strahlwaffe zu besorgen, die Professor Zamorra aus einer anderen Dimension mitgebracht hatte. Der KGB war sehr daran interessiert, schloß die Existenz anderer Welten und dämonischer Wesen keineswegs aus. Im Laufe dieses Einsatzes war sie zum Vampir geworden. Doch der Blutkeim vertrug sich wohl nicht mit ihrer Para-Kraft, machte sie zu etwas anderem. Sie war anders, völlig anders, als man es von einem Vampir erwartete. Ihre neuerworbene Resistenz gegenüber dem Tageslicht gehörte mit zu diesen Besonderheiten.
Ihr Dasein als Vampir, das wußte sie, war kein Hindernis für eine weitere Arbeit beim KGB. Sie wußte, daß der Dienst einige Kreaturen der Finsternis beschäftigte… Doch irgendwie ging auch eine geistige Veränderung in ihr vor, ließ sie an den bisherigen Idealen zweifeln. Was war falsch an dem, was man sie von Geburt an gelehrt hatte? Sie versuchte, es zu ergründen.
Immer näher kam sie der Stadt, unaufhaltsam. Und plötzlich ertasteten ihre feinen Sinne etwas Eigenartiges.
Irgendwo in der Stadt spürte sie mit ihren telepathischen Kräften die Anwesenheit artverwandter Kreaturen. Vampire…
Sie konzentrierte sich, griff nach ihnen aus. Und begriff nicht, wieso sie bei dem Gedanken an Vampire plötzlich Abscheu empfand. War sie nicht selbst eines jener blutsaugenden Geschöpfe?
Sie erschrak. Da waren noch mehr Vampire als nur diese beiden, die sie zuerst erspürt hatte. Doch die genaue Zahl konnte sie nicht erkennen…
Gleichzeitig erfuhr sie, wie der Ort hieß, dem sie sich näherte. Birmingham! Sie befand sich also in England!
Der silberweiße Mond brach durch die Wolkenfetzen, ließ ihren Körper aufschimmern. Das helle Licht umfloß sie, hüllte sie in eine weißliche Aura.
Im gleichen Moment ging eine Veränderung mit ihr vor. Ihr Körper verformte sich, nahm die Gestalt einer riesigen Fledermaus an. Flughäute wuchsen aus ihren Schultern.
Doch da war etwas, das an ihr zerrte, das sie abermals sich verformen ließ. Sie konnte die Fledermausgestalt nicht aufrechterhalten, mußte wieder ein Mensch werden. Heftig atmend stand sie da. Die Flughäute… Sie waren ihr verblieben, ragten gigantisch aus ihrem Rücken hervor.
Sie machte den Versuch, entfaltete die Schwingen - und schwebte. Einige rasche Flügelschläge jagten sie vorwärts, schneller auf die Stadt zu.
Tanja, die Vampir-Lady, war unterwegs…
***
Taka Sanuro sah Akuna durchdringend an. »Wir müssen noch in dieser Nacht wieder verschwinden«, sagte er leise. »Dieser Wagen - wenn ich wüßte, wer darin sitzt! Sie haben uns die ganze Zeit über verfolgt, sind uns nicht von den Fersen gewichen! Verdammt, sie wissen, daß wir Agenten sind! Wir brauchen noch in dieser Nacht, spätestens am Morgen, eine Maschine, mit der wir das Land verlassen können. Du wirst dich darum kümmern, Akuna!«
Der Agent nickte knapp. »Sofort, Sanuro-san«, erklärte er, verneigte sich kurz und verließ das Zimmer, in dem sie sich eingemietet hatten. Ein Einzelzimmer gehörte noch dazu, doch die drei Agenten hatten nicht die Absicht, es zu benutzen. Sie befanden sich in innerlichem Aufruhr. Der unheimliche, abgedunkelte Wagen machte ihnen zu schaffen. Nicht einmal Taka Sanuro, der den Titel eines Samurai trug, hatte den Mut aufgebracht, den fremden Wagen zu stoppen, um seine Insassen auszuschalten. Irgend etwas hatte nach ihnen gegriffen, hatte sie daran gehindert, etwas zu tun. Sie
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