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0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
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auf seine Uhr, weil er es genau wissen wollte.
    Zwölf Uhr sechzehn.
    Heute vergeht die Zeit überhaupt nicht, dachte Phil und stieg die Stufen einer Treppe hinauf. Rechts und links gab es ein verrostetes Gitter, aber Phil rührte es nicht an. Er wollte sich an dem schichtweise abblätternden Rost nicht die Hände beschmutzen.
    Phil wandte, ohne zu wissen, den gleichen Trick an wie ich, als ich mich nach der Ratte erkundigte. Er klingelte einfach an der untersten Wohnung und wartete, bis eine verhärmte, hagere Frau öffnete.
    »Guten Tag«, sagte Phil und lüftete seinen Hut. »Ich komme von der Lebensversicherungsgesellschaft All America auch kurz AA genannt. Ich suche einen gewissen Mister Stephen. Können Sie mir vielleicht Auskunft geben, wo ich den Herrn finden kann?«
    Die Frau verzog verächtlich das Gesicht.
    »Glauben Sie bloß nicht, dass der Ihnen eine Versicherung abnimmt! Höchstens Ihre Brieftasche nimmt er Ihnen ab!«
    Phil lachte, als fasse er die letzte Bemerkung als Witz auf. Dann erklärte er:
    »Ich will ihm ja nichts verkaufen! Im Gegenteil, ich will ihm etwas bringen. Sein Onkel ist gestorben und hinterließ eine Lebensversicherung über achttausend Dollar, die Mister Stephen zu erhalten hat.«
    Die Frau verdrehte die Augen.
    »Achttausend! Du lieber Gott, müssen denn immer die Schlechten das Glück haben? Na, dann gehen Sie mal hinauf, Mister! Oberste Etage. Vierte Tür der rechten Seite.«
    »Danke«, sagte Phil, zog wieder den Hut und machte sich daran, die Treppen hinabzusteigen.
    Oben aber befand er sich in der gleichen Lage wie ich: ein dunkler Flur, knarrende Dielen, mehrere Türen und eine unheimliche Stille.
    Phil lauschte wie ich ein paar Minuten lang, und als er nichts hörte, stieg er vorsichtig auf Zehenspitzen langsam nach rechts, dicht an der Wand entlang.
    Er erreichte die vierte Tür, ohne dass sich irgendetwas gerührt hätte. Noch einmal lauschte er, aber es blieb alles still.
    Er klopfte. Nichts.
    Er klopfte noch einmal.
    Ein schwaches Murmeln hinter der Tür wurde laut, ein Geräusch, wie wenn sich jemand in einem Bett umdreht, entstand, und dann sagte eine verschlafene Stimme: »Ja zum Teufel! Was ist denn los?«
    Phil nahm das als Aufforderung einzutreten und machte die Tür auf.
    »Guten Morgen«, sagte er, noch immer mit dem Vorsatz, seine Rolle als Versicherungsvertreter weiterzuspielen, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, die Maske fallen zu lassen.
    »Was wollen Sie?«, fragte ein Mann, der auf einer alten Lagerstatt ruhte, die man kaum Bett nennen konnte.
    Er hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und die Haare hingen ihm wirr in die Stirn.
    »Sind Sie Mister Stephen?«
    »Der bin ich. Und jetzt sagen Sie, was Sie wollen, und dann verschwinden Sie.«
    »Ich soll Sie von der Ratte grüßen«, sagte Phil.
    Seine Arme hingen lässig herab. Er würde in einem Sekundenbruchteil seine Pistole ziehen können, wenn es sich als nötig erweisen sollte, und er fühlte sich deshalb sicher.
    »Von der Ratte?«
    »Ja.«
    »Na schön. Was will er?«
    »Er sagt, Sie wären es gewesen, der Ronny ermordet hat.«
    Der Mann auf dem Bett zuckte mit keiner Wimper. Er hatte sich vorzüglich in der Gewalt.
    »Ich?«, fragte er nur.
    »Ja, Sie.«
    Phil wollte ja früher als ich mit seinem Mann im Districtgebäude zurück sein, also beschloss er, das Spiel zu beenden.
    »Los, Stephen!«, sagte er hart. »Stehen Sie auf! Ich bin Decker vom FBI. Sie sind wegen dringenden Mordverdachtes verhaftet. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie von jetzt ab tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
    Noch immer rührte sich der Mann auf dem Bett nicht. Aber dann wälzte er sich nach vorn zur Bettkante hin, als ob er tatsächlich aufstehen wollte.
    Und mitten aus dieser rollenden Körperbewegung heraus schoss plötzlich und mit der Geschwindigkeit eines Blitzes sein rechter Arm vor, zeigte in Phils Richtung - aber da war es schon zu spät.
    Etwas Blitzendes war auf Phil zugeflogen, so schnell, dass er nicht mehr ausweichen konnte. Mit einem brennenden Schmerz fuhr das Messer ein paar Zentimeter unterhalb des rechten Schlüsselbeins in Phils Brust.
    Phil konnte seine Pistole noch ziehen. Aber kraftlos sank sein Arm mit der Waffe herab. Er kam nicht mehr dazu, abzudrücken. Er sackte in die Knie und kippte dann langsam nach rechts weg.
    Bloyd Stephen erhob sich jetzt erst. In seinen Augen schimmerte blanke Mordlust.
    ***
    Er stand etwa fünf bis sechs Schritte von mir

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