0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
so, dass Johnny es wagte.
Mit drei, Vier schnellen Schritten war er bei ihr.
Daisy sah ihn auf sich zukommen. Wie in Großaufnahme erblickte sie dieses brutale Gesicht, diese kalten Augen, die vorgestreckten, haarigen Unterarme.
Aber sie konnte nicht abdrücken. Sie brachte es einfach nicht fertig.
Mit einem harten Schlag auf ihr Handgelenk schlug ihr der Stiefvater die Waffe aus der Hand.
»Noch besser«, sagte er dabei, während er die Waffe auf hob. »Wir brauchen meine Kanone nicht, Lehmann. Wir nehmen ihre eigene. Bei einem Selbstmord wirkt das noch viel glaubwürdiger. Ich wusste gar nicht, dass sie eine Kanone hat. Umso besser. Dann brauche ich der Polizei nicht einzureden, dass sie offenbar meine Waffe gestohlen haben musste, um sich damit zu erschießen.«
Daisy saß auf ihrem Bett wie gelähmt. Sie hörte alles, sie verstand auch sofort den grauenhaften Sinn dieser Worte, aber sie konnte sich einfach nicht bewegen. Sie konnte keinen Muskel bewegen.
Johnny hatte ihre Pistole genommen.
Jetzt raunzte er sie an: »Leg dich hin! Los!«
Daisy vermochte nicht einmal das. Ihr ganzer Körper wurde geschüttelt von einem krampfartigen Beben.
»Ich will’s hinter mir haben«, knurrte Johnny und drückte sie nieder auf das Bett.
Dann hob er die Waffe.
***
»Verdammt, Mann, können Sie denn nicht ein bisschen schneller fahren? Es geht um ein Menschenleben!«, sagte ich.
Der Cop am Steuer des Streifenwagens nickte.
»Ich werd’s versuchen, Agent.«
Er tat sein möglichstes. Nach ein paar Blocks sagte ich: »Schalten Sie die Sirene aus! Es ist nicht nötig, dass ein gewisser Mann hört, wer kommt.«
Der Beifahrer tat es.
»Langsamer«, sagte ich.
Der Cop am Steuer nahm Gas weg.
»An der nächsten Ecke halten Sie an!«
»Okay, Agent!«
Ich setzte mich bereit.
Dann war es so weit.
Mit einem Sprung war ich auf der Straße. Mit zwei weiteren an der Tür. Wie ein Wirbelwind fegte ich in das Lokal und die Treppe hinauf.
»Der G-man!«, schrie der Kerl, der mir vorhin in den Weg gekommen war, als ich den Wagen mit der Bombe wegbringen wollte.
Johnny warf sich herum. Ich sah gerade noch, dass er die Mündung einer Pistole dem Mädchen an die Schläfe gesetzt hatte, während er es mit der anderen Hand auf das Bett niederdrückte.
Ich hechtete mit einem wahren Panthersatz in Deckung. Ich fiel auf irgendwelchen Stoff. Als ich hinblickte, sah ich, dass es meine Jacke war.
Mein Schulterhalfter!, schoss es mir durch den Kopf. Ich wühlte und bekam meine Pistole zu fassen. Gerade als ich sie hob, wurde Johnny über der Kante des Sofas sichtbar und zielte.
Meine Kugel war schneller. Johnnys Waffe polterte durch den Raum.
Ich sah mich nach dem zweiten um. Er war nicht mehr zu sehen. Dafür polterten Schritte die Treppe hinab.
Ich stand auf. Da hörte ich unten die Stimme eines Mannes, der am Morgen bei der Mordkommission gewesen war.
»Moment, Kleiner! Nicht so hastig!«
Als ich Johnny vor mir herschob, kam mir der Kollege mit March Lehmann entgegen.
»Ich sollte ein bisschen auf das Mädchen aufpassen«, grinste er. »Als ich dich hier wie ein Verrückter hereinstürmen sah, dachte ich mir gleich, dass etwas nicht in Ordnung wäre und bin dir nachgegangen.«
»Danke!«, sagte ich. »Danke! Ruf doch bitte unsere Firma an, damit die beiden Figuren hier abgeholt werden!«
»Okay.«
Er tat es. Ich unterhielt mich ein wenig mit Johnny. Er wollte zuerst nicht. Aber als ich beide gegeneinander ausspielte und March Lehmann anfing, Johnny zu belasten, da legte auch dieser los.
Ronny hatte sich sein eigenes Grab geschaufelt. Mit dem Dollar, den ich ihm im Park gegeben hatte, war er in die Kneipe gekommen und hatte ihn in billigen Brandy umgesetzt. Danach war er redselig geworden und hatte ausgerechnet Johnny die Geschichte erzählt.
Er wusste ja nicht, dass Johnny und March Lehmann die beiden Männer waren, deren Gespräch über die Bombe er belauscht hatte. Zufällig waren aber zur gleichen Zeit die Ratte und Bloyd Stephen im Lokal. Da sagte Johnny zu ihnen, dass Ronny etwas von ihnen wüsste und sie verpfeifen wollte. Er hetzte sie also auf Ronny.
Aufgrund von Lehmanns Angaben konnten wir eine Stunde später die vier restlichen Gangster, die zu dem Kreis um Johnny gehörten, einsammeln. Die restlose Klärung der Verbrechen blieb den Vernehmungsbeamten Vorbehalten.
Ich setzte mich todmüde gegen drei in unsere Kantine zum Mittagessen nieder.
Ein neugieriger Reporter schnüffelte auf der Jagd nach
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