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0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
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durch den Spalt unter der Tür.
    Es dauerte einen Augenblick, dann würde die Tür geöffnet. Daisy Leaven stand im offenen Türspalt - und hielt eine Pistole in der Hand.
    »Okay«, sagte sie, als sie mich sah. »Kommen Sie herein!«
    Sie ließ die Pistole sinken und seufzte.
    »Sie kommen wie gerufen. Meine Nerven hätten das nicht mehr lange mitgemacht.«
    »Was denn?«, fragte ich gespannt, während ich ihr meine Zigaretten hinhielt.
    Sie bediente sich, und ich gab ihr Feuer und nahm mir auch eine.
    »Was hätten Sie nicht mehr lange mitgemacht?«, wiederholte ich.
    »Dieses verdammte Warten!«, brach es aus ihr heraus.
    »Worauf warten Sie?«
    Sie warf ihren Kopf in den Nacken und fragte schnippisch: »Muss das FBI immer alles wissen?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Nichts, was nicht mit Verbrechen zu tun hat.«
    »Und Sie glauben, ich wartete auf etwas, was mit einem Verbrechen zu tun hat?«
    Ich zählte ihr meine Gründe auf.
    »Sie haben eine Pistole, aber keinen Waffenschein. Den können Sie noch nicht haben, weil Sie noch zu jung sind. Sie leben in einer Kneipe, die mit Sicherheit der Treffpunkt aller möglichen dunklen Existenzen ist. Sie sind zu intelligent, um das nicht längst selbst bemerkt zu haben. Sie machen mir aber nicht den Eindruck, als ob Sie sich an dunklen Geschäften beteiligten. Wenn man von solchen Dingen aber etwas weiß, gibt es nur zwei Wege, die einem dann offenstehen: Die Sache aufdecken, der Polizei melden und so weiter. Oder mitmachen. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass Sie zu der Sorte gehören, die mitmachen würde.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sie sind manchmal sehr kratzbürstig, meine Liebe«, sagte ich lächelnd. »Und zwar immer dann, wenn Ihnen jemand eine Idee zu nahe treten will, oder es Ihnen auch nur so Vorkommen kann, als wollte er. Eine zu neugierige Frage fordert Ihr Ehrgefühl heraus. Sie sind ziemlich empfindlich. Richtig?«
    Sie nickte widerwillig. »Ich weiß, das ist mein Fehler«, gab sie zu.
    »Nicht unbedingt«, widersprach ich. »Ich wollte nur sagen, dass solche Leute nicht ein doppeltes Spiel treiben. Ihr offenes, geradliniges Wesen würde sich sofort verraten, wenn Sie dunkle Spiele auch nur mitspielten.«
    »Sie können recht haben. Und was für Folgerungen zieht das kluge FBI daraus?«
    »Wir haben bereits festgestellt, dass Sie bei Ihrer Intelligenz wissen müssen, dass hier in diesem Haus nicht alles so zugeht, wie es sein sollte - wenigstens den Gesetzen nach. Wir sind uns ferner darüber einig, dass Sie so etwas nicht mitmachen können wegen Ihrer geradlinigen Veranlagung. Als Nummer drei kommt hinzu: Sie sind Reporterin!«
    »Und?«, fragte sie. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen und schien sehr gespannt auf die Antwort zu sein.
    »Folglich«, sagte ich langsam, indem ich selbst den Schlussstrich unter eine Reihe von Überlegungen zog, die mir leider erst sehr spät eingefallen waren, »folglich haben Sie Ihr neugieriges Näschen in Dinge hineingesteckt, bei denen es lebensgefährlich ist, seine Nase hineinzustecken. Beweis: Sie wissen, dass Sie in Gefahr sind. Sie sitzen in Ihrem Zimmer mit der Pistole in der Hand und lassen keinen herein, bevor Sie sich nicht ganz genau überzeugt haben, wer er ist.«
    Sie ließ sich in einen Sessel sinken.
    »Sie haben recht«, nickte sie. »Ich habe entdeckt, dass sich in diesem Haus eine Bande trifft.«
    »Wie entdeckten Sie das?«
    »Ich wurde eines Nachts wach, weil das Zimmer so überheizt war, dass man kaum noch atmen konnte. Ich stand auf und wollte die Lüftungsklappe dort in der Wand öffnen.«
    Sie zeigte nach hinten ins Zimmer hinein. Ich bemerkte die Klappe und nickte.
    »Ich zog die Klappe auf«, fuhr sie fort, »und hörte plötzlich, wie ein Mann ganz deutlich sagte: ›Er wird zahlen, verlasst euch drauf. Er kann es sich nicht leisten, seine Einrichtung noch einmal zu Bruch gehen zu lassen.‹ Das erregte meine Aufmerksamkeit. Ich lauschte fast eine Stunde lang.«
    Seither, so fuhr sie fort, habe sie das jede Nacht gemacht. Allerdings hätte sie bald herausgefunden, dass diese nächtlichen Unterredungen nur in der Mittwoch- und in der Sonntagnacht stattfanden.
    »Ich habe gestern Nacht sogar fotografiert«, sagte sie. »Ich bin hinuntergeschlichen und habe durchs Schlüsselloch in den Raum geblickt, der genau hier unter meinem Zimmer liegt. Ich sah die Gesichter von drei unbekannten Männern. Da hielt ich den Fotoapparat ans Schlüsselloch und machte ein halbes Dutzend Aufnahmen.

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