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0139 - Wo der Werwolf lauert

0139 - Wo der Werwolf lauert

Titel: 0139 - Wo der Werwolf lauert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Hahnenschrei erscholl. Es war ein ohrenbetäubendes Krähen wie von einem riesigen Hahn mit erzener Kehle. Dreimal ertönte es, ließ den Boden erbeben und die Luft erzittern und versetzte die Einwohner von Dragoviste in einen Todesschrecken.
    Sie hatten noch nicht richtig erfaßt, daß statt eines ganzen Rudels von Dämonenwölfen nur eine einzige weiße Wölfin in ihr Dorf gedrungen war und sie in die Flucht geschlagen hatte.
    Imri Jalea schlotterte, daß der untere Saum seiner Soutane flog. Grollend ertönte die Stimme des Dämons.
    »Ja, ich bin es, Zamorra, Beau Gunod, der Schöne Gunodescu. In Brestville habe ich dir Rache geschworen, jetzt ist es soweit. In Dragoviste hattest du noch einmal Glück, aber dein Freund Bill Felming befindet sich in meiner Hand. Ich erwarte dich um Mitternacht auf meinem Schloß, oder Bill Felming wird in alle Ewigkeit mit Höllenqualen gemartert. Du hältst doch sehr viel von Freundschaft, Zamorra, oder?«
    Die Stimme des Dämons schien von überallher zu kommen. Jeder verstand die Worte in seiner Muttersprache, ein magischer Effekt.
    Zamorra zögerte nur kurz. Er würde Bill Fleming niemals im Stich lassen, genausowenig wie der Freund ihn.
    »Du kannst gewiß sein, daß ich komme, Beau Gunod. Aber nicht auf dein Schloß, deinen ureigensten Bereich. Wir treffen uns unterhalb des Schlosses am Oituz-Paß. Oder fürchtest du dich vor mir?«
    Schaurig heulte der Dämon auf.
    »Ein Paladin der Hölle soll dich Wurm fürchten? Ich bin bereit. Am Oituz-Paß hole ich dich mir, Zamorra.«
    Ein satanisches Gelächter folgte. Als es endlich verstummte, verglühte langsam das dämonische Sigill am Kirchturm. Die weiße Wölfin drängte sich an Zamorra. Der Professor war betroffen, er wußte, daß er einen fürchterlichen Gegner natte. Und Bill Fleming war ihm ausgeliefert.
    ***
    Ein silbernes Licht strahlte auf, als Zamorra in der Kirche sein silbernes Amulett über der weißen Wölfin schwang. Nur der Pope Imri Jalea beobachtete, was sich da im Mittelgang abspielte. Zamorra hatte die Augen geschlossen, sein angespanntes Gesicht zeigte äußerste Konzentration.
    Er murmelte Beschwörungsformeln in einer unirdischen Sprache, die er von Merlin selbst gelernt hatte. Ein heller Ton erklang, leise zuerst, dann immer lauter, bis er das ganze Kirchengewölbe erfüllte und nichts anderes mehr zu hören war.
    Grelles, silbernes Licht gleißte, daß der Pope die Augen schließen mußte. Als er sie wieder öffnete, stand eine bildhübsche junge Frau in Tropenkleidung vor Professor Zamorra. Ihr Haar war blond und kurz, ihre Augen tiefbraun.
    So hatte Nicole Duval ausgesehen, als sie in die Hände des Dämons Dschafar al Kharum fiel. Der helle Ton war verklungen, nur die Kerzen am Altar und die beiden Lampen beleuchteten das Innere der Kirche.
    Nicole Duval schaute an sich hinunter. Sie bewegte ihre Finger und Glieder, ihr Gesicht strahlte. Aufjauchzend warf sie sich in Zamorras Arme.
    Zamorra preßte sie an sich, so als ob er sie nie wieder loslassen wolle. Imri Jalea fielen fast die Augen aus dem Kopf vor Staunen.
    »Es ist wahr, die weiße Wölfin war ein verwunschener Mensch«, sagte er. »Und ich wollte sie umbringen und verbrennen lassen!«
    Er rannte zu der nächsten Säule und schlug seinen Kopf dagegen. Sein Gewissen quälte ihn, für ihn brach die Welt zusammen, wie er sie zuvor in seiner Verbohrtheit und Überheblichkeit gesehen hatte.
    Imri Jalea erkannte, wie falsch er gehandelt hatte, was für eine Schuld er fast auf sich geladen hätte. Professor Zamorra und Nicole Duval achteten nicht auf den Popen. In den nächsten Minuten hatten sie nur Augen und Ohren für sich selbst.
    Sie küßten sich immer wieder.
    »Nicole«, sagte Zamorra, »ich bin so froh, daß ich dich wiederhabe. Ich gebe dich nie mehr her.«
    »Ich bin überglücklich, wieder ein Mensch und bei dir zu sein, mon cher«, sagte Nicole Duval und küßte den Professor abermals.
    Dann wandten die Gedanken der beiden sich wieder den Problemen und Gefahren der Gegenwart zu. Die Euphorie verflog, sie mußten den Tatsachen ins Auge sehen. Der völlig geknickte Pope führte sie in die Sakristei, wo der Leichnam des Bürgermeisters Nicolae Dheorgiu lag.
    Die feigen Einwohner von Dragoviste hatten am frühen Morgen den Schweinehirten Janosz Baraschi vorgeschickt, um ihn zu bergen. Der Kadaver des Pferdes und der zertrümmerte Wagen lagen noch im Wald.
    Der Pope berichtete von der Frau des Bürgermeisters und von seinen drei Kindern. Die

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