014 - Die Falle des Zyklopen
sein!«
Die Schwaden legten sich, wurden zu einem körperlosen Podest, auf dem jemand stand, dessen Scheußlichkeit unüberbietbar war.
Das war kein Zyklop. Das war ein anderes Schattenwesen. Die Sektenmitglieder hatten keine Ahnung, wer es war. Sie hofften, es von ihm zu erfahren.
Furchtlos hob der Anführer der Sektierer den Kopf. »Wer bist du?« fragte er mit fester Stimme.
»Ich bin Phorkys, der Vater der Ungeheuer!« grollte die Stimme des Unheimlichen über den Sumpf.
Phorkys war ein absolutes Bild des Schreckens. Er hatte von jedem Ungeheuer, das er geschaffen hatte, selbst etwas an sich. Seine Haut war geschuppt wie die eines Drachen, die Zähne waren die eines Ghouls, er hatte die Schnauze des Werwolfs, das Schlangenhaar der Gorgonen, die Krallen eines Wertigers und so fort…
Phorkys, der Erschaffer der Bestien.
Unzählige Ungeheuer hatte er der Menschheit schon entgegengestellt, und er schuf immer wieder neue Höllenwesen, die für Leid, Not und Tod auf der Welt sorgten. Das machte ihm Freude. Das bereitete ihm Vergnügen. Er selbst hielt sich zumeist im Hintergrund.
Er lenkte das Spiel gern aus der Ferne, liebte den offenen Kampf nicht, dafür um so mehr die Intrige.
Er war mit Rufus, dem Dämon mit den vielen Gesichtern, und mit Atax, der Seele des Teufels, befreundet. Mit Rufus hatte er sich schon einmal gegen einen Dämonenhasser namens Tony Ballard verbündet, doch auch gemeinsam war ihnen kein Erfolg beschieden gewesen.
Seither gingen sie wieder getrennte Wege.
Aber sie waren weiterhin Freunde.
Brüder im Bösen.
»Ihr habt zur Hölle gebetet«, sagte Phorkys.
»Ja, erhabener Herr«, antwortete der Anführer der Zyklopen-Sekte. »Wir tun dies schon sehr lange. Immer wieder. Unermüdlich. Wir wußten, daß man uns eines Tages erhören würde.«
»Ihr wollt die alten Zeiten wieder aufleben lassen.«
»Ja«, sagte der Wortführer. »Hier lebte einst ein mächtiger Zyklop.«
»Das weiß ich. Er wurde in eine andere Dimension abberufen und mit neuen Aufgaben betraut«, sagte Phorkys.
»Besteht keine Möglichkeit, ihn hierher zurückzubringen?«
»Das ist ausgeschlossen. Asmodis hat Pläne mit ihm, nach denen er sich richten muß.«
»Dann wird er hier nie mehr…«
»Er nicht. Aber es ist für mich kein Problem, ein Duplikat von ihm herzustellen.«
Die Augen des Sektenführers leuchteten begeistert. »Das wäre phantastisch.«
»Ihr müßtet ihm bedingungslos gehorchen«, sagte Phorkys.
»Das haben wir vor. Sein Wille soll geschehen. Er wird mit uns, seinen Dienern, zufrieden sein«, versprach der Sektierer.
»Nun gut, er soll entstehen.«
»Kannst du ihn mit derselben Macht ausstatten wie den andern, Herr?«
Phorkys lachte. »Ich werde ihn sogar noch stärker machen.«
»Wunderbar.«
Der Vater der Ungeheuer breitete die Arme aus. Eine beängstigende Glut erschien in seinen großen Augen. Er baute um sich herum ein schwarzmagisches Kraftfeld auf. Seine beschwörende Stimme schwoll an. Sie wühlte sich in den Schlamm, grub sich in die Tiefe des Todesmoors und ließ dort unten ein furchtbares Wesen entstehen. Zunächst war es nur ein Keim des Bösen. Aber der wuchs durch Phorkys’ Zauberworte ungemein rasch. Eine Gestalt wucherte in der Tiefe des Sumpfs, und Phorkys rief einen Namen: »Zakatta!«
Mit diesem Ruf verlieh er der neu geschaffenen Bestie ihr schwarzes Leben.
»Zakatta!« donnerte Phorkys’ Stimme noch einmal über das Todesmoor. »Dies ist von nun an dein Reich! Mach aus dem Todesmoor eine Menschenfalle! Erhebe dich, Vertreter der Hölle, und zeige dich deinen Dienern!«
Die Männer und Frauen starrten gebannt auf Phorkys.
Der Vater der Ungeheuer trat zurück. Er machte seiner Teufelskreatur Platz. Der Sumpf begann zu brodeln. Er schlug Wellen, und große Blasen bildeten sich. Die Hand eines Riesen schien in diesem graubraunen Brei zu rühren. Das Moor bewegte sich immer stärker, und plötzlich entstieg ihm eine Schreckensgestalt.
Schlamm klebte an den Gliedmaßen.
Das Satanswesen war doppelt so groß wie ein Mensch. Es strotzte vor Kraft. Auf den breiten Schultern saß ein häßlicher Schädel mit strähnigem langem Haar. Das Gesicht war eine abstoßende Fratze mit nur einem Auge, das groß über der Nasenwurzel saß.
Zakatta der Zyklop war geboren.
***
Phorkys zog sich noch weiter zurück. Es gab hier nichts mehr für ihn zu tun. Die weiteren Geschehnisse würde nun Zakatta in die Hand nehmen, und er würde seine Sache gut erledigen. Nur einmal noch
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