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0140 - Der Dybbuk

0140 - Der Dybbuk

Titel: 0140 - Der Dybbuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschehen?«
    »Er ging die Treppe hinauf«, sagte Simon stockend. »Oben verlor er das Gleichgewicht und stürzte herab. Er hat… das Genick…«
    Das Gesicht des Weißhaarigen war zur Maske erstarrt. »Die Treppe ist flach, Pete war ausgezeichneter Sportler. Er hätte sich abrollen können, auf jeden Fall«, murmelte er. »Simon…«
    Simon Caster erhob sich. »Soll ich die Polizei rufen?« fragte er mit einem unsicheren Blick auf Zamorra, Nicole und das Empfangs-Girl.
    »Nein«, sagte der Alte heiser. »Es war ein Unfall. Ein Unfall…«
    Er wandte sich um und ging wieder nach oben. Dort angelangt, wandte er sich um. »Simon, in zehn Minuten erwarte ich dich in meinem Arbeitszimmer.«
    Simon senkte den Blick wieder auf den toten Bruder. Seine Hände zuckten.
    Zamorra sah Nicole an.
    Schimmerte in ihren braunen Augen nicht Triumph?
    ***
    Er besaß seine alten Fähigkeiten noch, das wußte er jetzt mit untrüglicher Sicherheit. Der Körperwechsel hatte nichts daran ändern können. Und der Dybbuk wurde immer stärker, bezog seine Kräfte aus Körper und Geist seiner Hülle.
    Das einzige, was ihn noch ein wenig verunsicherte, war eben dieser Körper.
    Er war total anders. Damit mußte er erst fertigwerden, sich daran gewöhnen.
    Aber es war nur eine Frage der Zeit. Er wußte jetzt, daß ein Körperwechsel seine Parakräfte nicht beeinflussen konnte. Nach wie vor konnte er sie einsetzen. Der blaue Blitzschlag war nur ein Testversuch gewesen, und er war auf Anhieb gelungen.
    Pete Caster, sein Mörder, war tot. Der erste der Caster-Sippe auf Ramon Loews Liste war ausgeschaltet. Er konnte jetzt in aller Ruhe daran gehen, seinen Vernichtungs-Racheplan aufzustellen.
    Aber diese Nacht würde vergehen, ehe er wieder zuschlagen konnte. Denn die blauen Blitze verbrauchten Kraft. Er war sicher, zwei Paraschläge dieser Art nicht rasch genug hintereinander austeilen zu können. Früher, vor Jahrhunderten, war das anders gewesen. Da waren die Loews stark gewesen. Doch dann begannen sie langsam zu entarten, und mit der Entartung wurden auch ihre paranormalen Fähigkeiten schwächer. Nur in ihm, Ramon Loew, waren sie wieder stärker zum Durchbruch gekommen. Das war auch der Grund, weshalb die Casters mit den Loews so leichtes Spiel gehabt hatten und warum er bis zum Schluß ausgehalten hatte.
    Er mußte seine Kräfte jetzt erst wieder regenerieren. Gleichzeitig hatte er wieder gegen das Ego seiner Hülle anzukämpfen. Es versuchte, wieder durchzubrechen. Doch er trieb es zurück.
    Es durfte ihn nicht mehr verjagen, unter keinen Umständen. Zuviel hing davon ab.
    Tiefe Befriedigung erfüllte ihn. Sein Mörder war tot, getroffen vom Rachestrahl.
    Morgen - würde der nächste Caster sterben…
    ***
    »Simon, wie konnte das geschehen?«
    Der alte Regis Caster stand am Fenster und sah hinaus in die untergehende Sonne. Für ihn hatte sie plötzlich etwas Erschreckendes an sich. Und das, obwohl die Dunkelheit, die Finsternis, die Schwärze, sonst immer das Element und die Lebensphäre der Casters gewesen war - wie die aller Dämonen. Doch in diesem Augenblick empfand er beim Anblick der hereinbrechenden Dämmerung nur dumpfe Furcht und die ungewisse Ahnung, daß etwas nicht so lief, wie er es ursprünglich geplant hatte.
    »Es war die Frau«, sagte Simon dumpf. »Diese Nicole Duval, oder wie auch immer sie heißen mag. Ich spürte, wie sie durch ihren Blick Pete verunsicherte, und konnte es nicht verhindern. Pete eilte nach oben, um sich ihrem Bannblick zu entziehen. Doch sie ließ ihn nur bis ans Ende der Treppe kommen. Dann strahlte sie den blauen Blitz auf ihn ab und brachte ihn zu Fall. Sie muß ihn dabei auch gelähmt haben, sonst hätte er sich noch am Treppengeländer halten können. Ich sah, wie seine Hand es berührte, sich aber nicht schließen konnte.«
    Der Alte wirbelte herum.
    »Dann ist sie eine Loew!« zischte er. »Nur die Loews morden mit dem blauen Blitz, keine andere Dämonensippe ist dazu fähig! Es ist charakteristisch!«
    »Aber sie kann dennoch keine Loew sein, weil es keine Verbindungen gibt, Pa«, widersprach Simon dumpf. »Ich habe es nachprüfen lassen, das Resultat ist einwandfrei.«
    Regis Casters Faust krachte in die Handfläche der anderen. »Dann begreife ich es nicht«, schrie er. »Verdammt, die Loews sind doch keine Para-Riesen, die noch aus dem Jenseits töten können! Und ausgerechnet Pete, unseren besten Spürer und Teleporter! Ich hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt. Ihr anderen seid alle zu

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