0140 - Der Dybbuk
darf: Fahren Sie nach Cleveland und besuchen Sie das Castaurant.«
»Hä?« murmelte Bill. »Was ist das denn für eine Erfindung? Schon patentiert, und wofür ist sie gut?«
Simon Caster lächelte. »Mein Vater macht Geld mit Motels, und ich mit meiner Restaurant-Kette. Castaurants gibt es in verschiedenen größeren Städten in den USA. Eine Ableitung unseres Namens Caster. Man speist vorzüglich, und wenn Sie sich als meine Gäste empfehlen…« Es war mehr zu Zamorra als zu Bill Fleming gesprochen. Zamorra nickte.
»Ich werde mich darauf berufen. Meine Reisekasse«, er sah über die Schulter zum Haus, » unsere Reisekasse ist meist ziemlich schmal, weil Nicole das meiste Geld für ausgefallene Kleider beansprucht, die sie in Frankreich für den halben Preis bekommen könnte…«
»Bitte«, lächelte Simon.
Sie plauderten noch eine Weile, während die Kerze niederbrannte. Dann erhob Simon sich. »Viel Spaß noch. Ich darf mich empfehlen. Professor, es war mir eine Freude, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen. Und Bill… tut mir leid, daß ich dich heute einmal habe stehengelassen, aber ich hatte wirklich dringend zu tun. Wir sehen uns morgen früh.«
Er schritt davon, rasch und elastisch. Zamorra sah ihm nach.
Sekundenlang vibrierte das Amulett ganz schwach.
»Ich sehe nach Nicole, Bill«, erklärte der Professor. Er war unruhig geworden Das Vibrieren des Amuletts war ein weiteres Anzeichen dafür, daß hier etwas nicht stimmte. Er erhob sich und ging in das Bungalow-Haus.
***
Zamorra trat in Nicoles Zimmer. Er klopfte vorher nicht an, weil er es nicht nötig hatte. Das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen war so gut, daß jeder den anderen jederzeit ohne Voranmmeldung stören konnte. In der Tür blieb der Professor stehen.
Nicole lag auf dem Bett. Sie war nackt Das allein hätte Zamorra wenig gestört; er freute sich über die Schönheit seiner geliebten Sekretärin und Gefährtin in vielen Abenteuern. Was ihn störte, war etwas anderes.
Sie nahm von seinem Eintreten keine Notiz, reagierte überhaupt nicht auf ihn. Leicht bewegten sich ihre Lippen, die Augen waren geschlossen, und in langsamen Bewegungen- glitten ihre Hände tastend über ihren Körper, als wolle sie ihn erforschen wie etwas Fremdes.
»Nici!« rief er. Vorsichtig trat er näher. Etwas stimmte nicht. Das Gefühl, in Nicole plötzlich etwas unsagbar Fremden gegenüberzustehen, wurde in ihm riesengroß. Seine Hand umklammerte das Amulett. Doch es blieb ruhig. Das schwache Vibrieren, das er vorhin gespürt hatte, wiederholte sich nicht.
Sie hatte auf seinen Anruf keine Reaktion gezeigt. Zamorra setzte sich auf die Bettkante. Jetzt, aus nächster Nähe, konnte er hören, was ihre Lippen fast lautlos formulierten.
»Ich bin schön… eine Frau… ich bin schön…«
Er begriff im ersten Moment nicht Nicole als Narziß! Seine Hand griff nach der ihren, berührte sie kurz, ging dann weiter und streichelte ihre Wange.
»Nicht…« murmelte sie. »Geh weg… laß mich!«
Er rüttelte sie. »Nici! Nicole, wach auf! Komm zu dir! Was ist mit dir los?«
»Geh weg!« sagte sie lauter. Ihre Augen öffneten sich. Sie waren verdreht. »Geh weg! Laß mich! Ich will nicht - geh weg…«
Sie ist besessen, durchfuhr es ihn. Unwillkürlich griff er wieder nach dem Amulett. Aus einer Eingebung heraus löste er es von seiner Brust und legte es auf Nicoles Stirn.
Sie zuckte leicht zusammen, dann schrie sie wieder auf. »Nein! Nicht! Ich brenne!«
»Nicole! Wer bist du?«
»Ich…« stammelte sie und richtete sich halb auf. Das Amulett rutschte in die Kissen. Zamorra griff blitzschnell zu, doch sofort warf sie sich herum und umklammerte seinen Unterarm.
»Nicht!«
»Was ist los, zum Teufel?« fragte Zamorra laut. »Nicole, was ist mit dir los?«
»Nicole?« fragte sie. Sie sah ihn an, ließ aber seinen Arm nicht los. »Nicht das Amulett, es schmerzt…«
»Du bist nicht Nicole!« behauptete er. »Du bist ein anderer. Wer bist du? Ramon Loew?«
Sie starrte ihn an, ihr Mund öffnete sich leicht, aber sie antwortete nicht. Mit der freien Hand griff er zu und löste ihren Griff. Langsam nahm er das Amulett wieder an sich und hängte es sich wieder um. Nicoles Augen verfolgten jede seiner Bewegungen.
»Loew?« sagte sie plötzlich völlig klar. »Du spinnst, Cherie! Wie kommst du auf den Blödsinn?«
»Du bist Ramon Loew«, sagte er. »Du bist der Dybbuk.«
Sie lachte schrill. »Du bist verrückt!«
Er schüttelte nur den Kopf. Er
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