0140 - Ein Toter soll nicht sterben
zögerte und lauschte wieder. Rhodan verhielt sich abwartend. Was war jetzt? Er sollte es noch früh genug erfahren. Major Slide Nacro meldete sich: „Der erste Strahler ist ausgebaut, Sir. Er wird zum Tender geschafft. Es ist gutgegangen. Er ist heil und unbeschädigt, die gesamte Anlage. Die Leute beginnen gerade mit der Demontage des zweiten."
„Gut, Nacro", entgegnete Rhodan knapp. „Weitermachen, aber mit größtmöglicher Eile. Wir haben nicht mehr viel Zeit." Gucky hatte gewartet, bis Rhodan fertig war.
„Ellert behauptet, sein Bewußtsein wäre zuerst gezwungen worden, sich millionenfach aufzuspalten, und jetzt begänne das paralysierte Plasmagehirn, jede einzelne Bewußtseinsinsel aufzusaugen."
„Aufzusaugen ...?" Rhodan erschrak bis, ins Innerste seiner Seele. Er wußte zwar nicht, welche Konsequenz sich aus dieser Behauptung Ellerts ergab, aber er begann zu ahnen, daß ein „Hinauswerfen" Ellerts das kleinere übel gewesen wäre. Es wäre eine Verteidigung der Posbis gewesen. Das Aufsaugen aber glich einem Angriff. „Frag Ellert, wieviel Zeit wir noch haben."
„Nicht mehr viel, behauptet er. Dann verliert er die Kontrolle über das Gehirn. Er weiß nicht, was dann geschieht.
Sogar der Versuch, sich von dem Plasmabewußtsein zu lösen, gelingt ihm nicht mehr." Rhodan biß die Zähne fest zusammen. Er hatte Angst. Es war nicht Angst um sich selbst, sondern Angst um Ellert. Slide Nacros Stimme unterbrach seine Gedanken. „Auch der zweite Transformer komplett mit Projektoreinrichtung ausgebaut. Traktorstrahlen haben sie von den Kränen übernommen und zum Tender gebracht. Ihre Befehle?"
„Einsatzgruppe Tender sofort zurückziehen. Tender ablegen und auf Erdkurs gehen. Sie kommen mit unseren Leuten her zur Zentrale. Wir müssen den Robotkommandanten vernichten, ehe Ellert etwas geschieht." Gucky schüttelte den Kopf. „Ellerts Gedankenimpulse werden schwächer und verwirrender. Was hast du vor?" Rhodan wußte es selbst nicht. Wenn er jetzt zur THEODERICH zurückkehrte, war das vielleicht ein Fehler, der nicht wiedergutzumachen wäre. Würde Ellert sich selbst befreien können? Was war wichtiger – sein Körper oder seine von dem Plasmagehirn gefangene Seele? „Ellert leidet entsetzlich", behauptete der Mausbiber. „Vielleicht, wenn Marshall hier wäre ..."
„Er wird gleich mit den anderen hier eintreffen", erklärte Rhodan beruhigend. „Wir werden Ellert befreien, und wenn wir das Gehirn des Kommandanten ausbauen und zur THEODERICH bringen müssen. Vielleicht ist sogar gerade das die einzige Lösung."
„Vielleicht", wiederholte Gucky. Nacro kam mit den anderen. Er strahlte über das ganze Gesicht. „Wir haben zwei Transformer, Sir.
Sie sind bereits unterwegs nach Terra. Niemand kann sie uns wegnehmen." Für eine Sekunde leuchtete Rhodans Gesicht auf.
„Nicht mehr lange, und die Posbis werden ihre eigene Waffe zu spüren bekommen. Damit wird der Krieg in ein entscheidendes Stadium treten. Vielleicht gelingt es uns doch noch, sie zurückzutreiben – dorthin, woher sie kamen."
„Bestimmt!" pflichtete der Major bei. Gucky sagte: „John, gib mir deine Hand. Zusammen werden wir Ellert besser empfangen können. Zwei Telepathen sind besser als einer." Er wandte sich an Rhodan. „ übrigens, Iltu hat ständigen Kontakt mit uns. Wir sind nicht allein hier."
„Trotzdem haben wir keine Zeit – ich fühle das!" gab Rhodan zurück. Er ahnte noch nicht, wie wenig Zeit sie hatten.
Kommodore Jefe Claudrin verging fast vor Ungeduld. Seiner Meinung nach war das Unternehmen beendet, und zwar erfolgreich beendet. Warum zögerte Rhodan, in die THEODERICH zurückzukehren? Warum begab er sich unnötig in Gefahr? Ellert würde schon von allein zurückfinden – hatte er das nicht oft genug bewiesen? Was bedeutete Entfernung für ihn?
Immer noch stand die THEODERICH dicht neben dem Fragmenter, in dessen Hülle zwei große, runde Löcher gähnten.
Dort waren die Transformstrahler gewesen, die bereits zur Erde unterwegs waren. Claudrin wurde immer unruhiger. Auf die geringe Entfernung genügte der Interkom, die Unterhaltung zwischen Rhodan und seinen Leuten mithören zu können. Claudrin war also unterrichtet, was dort geschah und warum Rhodan wartete. Und dann geschah alles so überraschend, daß niemand mehr Zeit zum Handeln erhielt. Der Funkkontakt brach plötzlich ab. Der Fragmenter der Posbis war im selben Augenblick von einem relativistischen Schutzfeld umgeben, das für terranische Waffen
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