0140 - Mörder auf freiem Fuß
aus, stöberte darin herum, las hier ein Protokoll, dort die Niederschrift einer Zeugenaussage, die Liste der gestohlenen Juwelen, und dann las ich mich fest und arbeitete den ganzen Aktenberg noch in dieser Nacht durch Ich werde Sie mit Einzelheiten verschonen, aber ein paar Sachen muß ich Ihnen erzählen.
Nach den Feststellungen des FBI. Sa; Franciscos schien Alec Standwich sieb zunächst als genauso ein kleiner Gauner betätigt zu haben wie in New York. Spielgeschäfte und Hehlereien. Dann aber baute er sich eine Gang zusammen, gründete ein eigenes Spiellokal und rupfte mit seinen Leuten die Spie ler. Als Hehler betätigte er sich außer dem weiter.
Dann landete er den großen Coup und brach in das Juweliergeschäft ein, wobei ihm Schmuck und ungefaßte Edelsteine im Werte von rund zweihundertundfünfzigtausend Dollar in die Finger fielen. Aber gerade diesen Einbruch vollte Alec Standwich nicht begangen haben. Er gab vor Gericht alle seine Geschäfte zu. Er nannte eine ganze Anzahl von größeren und kleineren Dieben, deren Beute er als Ware aufgekauft und weitergegeben hatte. Er verriet hemmungslos seine Gehilfen, die für ihn in der eigenen Spielgang gearbeitet hatten, aber er leugnete bis zum Schluß, den Einbruch verübt und den Wächter erschossen zu haben.
Es nützte ihm nichts. Die technische Untersuchung der Pistole aus seiner Wohnung bewies eindeutig, daß mit dieser Waffe der tödliche Schuß abgefeuert worden war.
Aus den Prozeßakten ging hervor, daß während des Prozesses zeitweise eine Wendung zu Standwichs Gunsten eingetreten war, als die Sachverständigen erklärten, der Einbruch sei offensichtlich von mehreren Leuten ausgeführt worden. Die Mitglieder von Standwichs Spieler-Gang hatten bisher geleugnet, irgend etwas mit dem Einbruch zu tun gehabt zu haben. Zwei Tage später gestanden zwei Bandenmitglieder, ein gewisser Sandio Bertuc und ein Hel Pogger, an dem Einbruch, aber nicht an dem Mord beteiligt gewesen zu sein. Sie wurden später, in einem abgetrennten Verfahren, zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, mußten sich jetzt also bereits auf freiem Fuße befinden.
Die Aussage von-Eleonor Truster, die ich im Gerichtsprotokoll fand, war kurz, aber sie brach Standwich endgültig das Genick.
»Befand sich Alec Standwich, Ihr Mann, in der Nacht vom 23. zum 24. September in Ihrer gemeinsamen Wohnung?« fragte der Staatsanwalt, »Nein«, antwortete Eleonor Truster, die damals noch Eleonor Standwich hieß.
»Wann ging er fort? Wann kam er zurück?« lautete die nächste Frage.
»Am 23. nachmittags etwa um fünf Uhr. Gegen Mittag des folgenden Tages kam er zurück.«
Mit einem »Danke« schloß der Staatsanwalt das Verhör.
Alec Standwich hatte bis zum Schluß versucht, dem Gericht den großen Unbekannten aufzuschwatzen. Als der Verteidiger ihn als Zeugen in eigener Sache vernahm, behauptete er:
»Ich bin sicher, daß James Leggin diese Tat vollbracht hat.«
»Wer ist James Leggin?« fragte der Verteidiger.
»Ich habe ihn nie gesehen, aber ich habe mehrfach Ware von ihm gekauft, die aus Einbrüchen stammte. Er schickte die Ware durch die Post, und ich zahlte den telefonisch vereinbarten Preis postlagernd in einem Brief.«
»Was für Ware war es?«
»Wertvolle Pelze. Nerz und Chinchilla.«
Der Richter wünschte zu wissen, ob ein noch unaufgeklärter Pelzdiebstahl oder ein Einbruch, bei dem Pelze gestohlen wurden, bekannt sei. Der Einbruchsdezernent gab zwei Tage später bekannt, daß ein solcher Einbruch in San Francisco und in ganz Kalifornien in den letzten zwei Jahren nicht gemeldet worden sei. Von diesem Augenblick an glaubte niemand mehr an den geheimnisvollen James Leggin, auf den sich Standwich immer wieder berief. Einmal behauptete er sogar, er selbst hätte Leggin während eines Telefongespräches den Typ gegeben, ein Juwelengeschäft zu berauben. Er hätte gute Abnehmer für Juwelen.
Am Schluß der Gerichtsprotokolle stand der Spruch der Geschworenen: »Schuldig!«
Ich studierte die Unterlagen über die Leute, die zu Standwichs Spieler-Gang gehört hatten. Großartige Jungen schienen es nicht gerade gewesen zu sein. Sie alle waren billige Ganoven, die sich an einer Menge kleiner Geschäfte versucht und die oft genug dabei gefaßt worden waren. Außer jenen beiden Männern, Sandro Bertuc und Hel Pogqer, die Standwich in ihren Aussagen entscheidend belasteten, waren es noch drei Leute, die wegen des Spieles und der Beihilfe zur Hehlerei zu mehr oder weniger langen
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