0140 - Mörder auf freiem Fuß
war jetzt acht Uhr abends. Der Cop freute sich darauf, daß er in einer Stunde abgelöst wurde und nach Hause zu Elly und den Kindern gehen konnte.
Eleonor Truster begrüßte Carrol Bender noch in der Garderobe mit einem langen Kuß. Carrol erwiderte den Kuß, und die Frau mußte den jungen Mann schließlich mit sanfter Gewalt von sich drücken.
»Du erstickst mich.«
Carrol strich sich über die Stirn. »Entschuldige.« Er sah, daß Eleonor ihren üblichen Dreß — lange Hosen und den Pullover — trug.
»Wir wollten doch in Mayfair essen.«
»Ich habe es mir überlegt, Lieber. Ich mache uns ein paar Kleinigkeiten in der Küche, und wir bleiben hier. Es ist gemütlicher.«
»Auch einverstanden.«
Eleonor hatte einen kleinen Tisch und zwei vernünftige Stühle in der Halle aufgestellt. Sie schaltete den Kronleuchter ein, dessen Lampen zwar verstaubt waren, aber immer noch genügend Licht gaben. Der Tisch war bereits gedeckt Eleonor holte aus der Küche kaltes Fleisch, Toast, Salate und Bier in Flaschen.
»Es ist nicht sehr üppig, was ich dir zu bieten habe«, lachte sie, »aber ich bin eine arme Frau.«
Carrol küßte sie. Sie machte sich frei »Aber zwei Flaschen Champagner füi nachher habe ich im Eis«, setzte sie hinzu. »Wenn sie auch noch nicht bezahlt sind.«
Sie begannen zu essen. Eleonor scherzte und lachte viel.
Sie saßen noch nicht lange am Tisch, als eine harte Männerstimme sagte:
»Hallo, ihr zwei Hübschen.«
Die Worte rissen Carrol den Kop! hoch. Eleonor schrie leise auf. Der Mann stand etwa zehn Schritte vom Tisch entfernt. Er mußte von der Terrasse durch das leere Speisezimmer gekommen sein, ohne daß Carrol oder die Frau ihn bemerkt hatten. Er war mittelgroß, gedrungen von Gestalt. Sein Gesicht war leicht verfettet und sah verlebt aus. Schwarze Locken fielen in seine niedrige Stirn. Er grinste.
Carrol Bender wußte auf den ersten Blick, daß er jenen Sandro Bertuc vor sich hatte, der schon einmal versucht hatte, Eleonor zu erschießen.
Es gab keinen Zweifel, daß Bertuc heute gekommen war mit der Absicht, besser zu treffen, denn er hielt eine schwere Pistole in der Hand. Die Mündung der Waffe war auf Eleonor gerichtet.
Ganz langsam schob Carrol den Stuhl zurück.
»Besser, du wirfst das Ding weg, mein Junge«, sagte er.
Bertuc drehte ihm den Kopf zu. Er grinste immer noch, und für einen Augenblick hatte Carrol den Eindruck, daß er etwas sagen wollte.
In diesem Augenblick sprang Eleonor Truster besinnungslos vor Angst auf. Der Stuhl fiel um, und sie rannte weg.
Bertuc feuerte zweimal nach ihr. Die Frau schrie laut und fiel flach auf den Boden.
Carrol riß die Null-acht aus dem Halfter. Bertuc drehte sich in den Hüften und schoß nach dem G-man.
Carrol zog dreimal durch. Bertuc bekam alle drei Kugeln. Die dritte Kugel fiel mit seinem zweiten und letzten Schuß zusammen.
Er stolperte rückwärts, ließ die Waffe fallen, riß die Augenbrauen hoch und brach zusammen, und erst in diesem Augenblick erlosch das Grinsen in seinem Gesicht.
Bender war mit zwei Sprüngen bei Eleonor, die noch auf dem Gesicht lag. Sanft drehte er die Frau um.
Ihr Gesicht war vor Entsetzen verzerrt.
»Oh, Carrol«, jammerte sie leise. »Carrol, ich bin…«
»Bist du getroffen, Darling?«
»Ich weiß nicht… Nein, ich glaube… nicht.«
Sie richtete sich auf und tastete ihren Körper ab. Sie war unverletzt. Keine der Kugeln hatte sie getroffen.
Der junge G-man hob sie auf, brachte sie zu einem Sessel und gab ihr einen Schluck Wasser. Dann ging er zu Sandro Bertuc, der in der Halle in der Nähe des Speisezimmers lag.
Bender sah auf den ersten Blick, daß der Mann tot war. Er lag mit ausgebreiteten Armen. Sein starrer Blick war auf die Decke gerichtet. Eine von den Kugeln mußte das Herz getroffen und ihn auf der Stelle getötet haben.
Carrol ging zum Telefon und wählte die Nummer des FBI.
»Ist Jerry Cotton noch im Hause?« fragte er.
»Ja, ich schalte durch.«
Carrol wartete. Dann sagte er:
»Hier ist Bender, Jerry. Bitte, komm in die elfte Avenue. Ich habe Sandro Bertuc erschossen.«
***
Ich kam nicht allein, sondern brachte unsere Mordkommission mit.
Unser Arzt mußte sich sofort um Eleonor Truster kümmern, denn die Frau erlitt einen Nervenzusammenbruch. Er verpaßte ihr eine Beruhigungsspritze und ließ sie auf ihr Zimmer schaffen.
Während die Techniker ihre Routinemaßnahmen trafen, ließ ich mir von Carrol den Hergang erzählen.
Die Techniker waren mit ihrer Untersuchung
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