0141 - Der hinkende Mörder
ihm einen Doppelten ein, den er hinuntergoss. Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus und warf sich in unseren Sessel.
»Schießen Sie los«, mahnte ich.
»Was Sie am meisten interessieren wird, ist der Mageninhalt. Der Tote hatte im Flugzeug die üblichen Sandwichs gegessen und ein paar Schnäpse getrunken. Letzteres ist mehr oder weniger Annahme, denn es wäre die einzige Möglichkeit gewesen um ihm das Quantum Skopolamin beizubringen, das ich trotz der fortgeschrittenen Verwesung feststellen konnte. Meiner Ansicht nach hat ihm das jemand in den Whisky oder Cognac geschüttet, sonst hätte er es bestimmt gemerkt.«
»Also doch«, brummte Phil, und ich fragte:
»Was noch?«
»Der Tote war ungefähr fünfundfünfzig Jahre alt und hatte schwarzgrau meliertes Haar. Ich habe noch eine Kleinigkeit davon gefunden. Die Hauptsache jedoch ist, wie immer in solchen Fällen, sein Gebiss. Die unteren Zähne sind gut erhalten. Oben rechts, hinten, hat er zwei Goldkronen, vom eine Brücke mit vier Schneidezähnen. Wenn Sie den Zahnarzt ausfindig machen, so wird er Ihnen genau sagen können, wer der Mann war. Ferner habe ich festgestellt, dass das linke Schlüsselbein vor vielen Jahren einmal gebrochen war. Auch der Blinddarm fehlt, obwohl der Körper gerade in dieser Gegend stark verbrannt ist, so dass ich die Operationsnarbe nicht mehr finden konnte. Das ist alles, aber hoffentlich genügt es Ihnen.«
Und ob es uns genügte. Wir hatten keinen Zweifel mehr, dass der Tote mit dem Juwelier Belter identisch war. Es war zu spät in der Nacht, um etwas zu unternehmen. Wir hinterließen jedoch die Instruktion, dass die Zahnärztekammer sofort in Kenntnis gesetzt wurde, wenn sich dort jemand meldete. Mit größter Beschleunigung mussten sämtliche guten Zahnärzte - einen schlechten würde Mr. Belter nie bemüht haben -befragt werden. In Betracht kamen vor allem die in der Gegend der Firma und der Wohnung Belters.
Ich bat den Doktor, uns schnellstens einen kurzen schriftlichen Befund zu bauen, was er auch versprach.
Um fünf Uhr waren wir soweit und wollten wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf erwischen.
Der Fernsprecher rasselte laut und aufdringlich.
»Lass klingeln«, sagte Phil und gähnte.
Auch ich hätte das gerne getan, aber irgendeine magische Gewalt zwang meine rechte Hand, den Hörer aufzunehmen.
»FBI, Cotton speaking«, sagte ich automatisch.
»Hier siebtes Polizeirevier, Sergeant Snack. Soeben wurde in der Canalstreet ein Mann erstochen. Er trägt Papiere auf den Namen Camillo Antesi in der Tasche. Ich habe die Mordkommission bestellt, und wurde angewiesen, das FBI zu informieren.«
»Okay«, sagte ich. »Veranlassen Sie, dass bis zu unserem Eintreffen nichts verändert wird.«
»Was ist los?« fragte Phil und zupfte mich am Ärmel.
»Vorbei mit unserem wohlverdienten Schlaf«, schimpfte ich. »Antesi hat es erwischt. Er wurde erstochen.«
***
Die Straßen waren leer. Mit Rotlicht und Sirene schafften wir es in etwa zehn Minuten. Am Straßenrand stand der Wagen der Mordkommission, und eine Menge von Cops hielt die späten Nachtbummler, die sich angesammelt hatten, zurück.
Antesi lag zusammengekrümmt an der Hauswand. Sein buntes Hemd war mit Blut befleckt. Die Augen starrten aufgerissen ins Leere.
»Wann ist es passiert?« fragte ich.
»Vor zwanzig Minuten«, entgegnete Lieutenant Cross, der Nachtdienst hatte und den ich oberflächlich kannte. »Er kam aus seiner Stammkneipe, dem ›Lucky Star‹, da vorne an der Ecke und war leicht angetrunken. Er muss seinen Mörder gesehen haben, denn man hörte ihn laut schimpfen und fluchen. Dann war es plötzlich still. Ein Kraftwagen startete und raste die Canalstreet in Richtung City hinauf.«
»Hat niemand den Mörder gesehen?«
»Doch, ich«, ertönte eine raue Frauenstimme. »Ich sah ihn davonlaufen und in einen cremefarbigen Pontiac springen.«
Ein geschmacklos aufgetakeltes älteres Mädchen drängte sich durch die Zuschauer.
»Haben Sie die Wagennummer erkannt, oder können Sie den Mörder beschreiben?« fragte ich.
»Die Wagennummer begann mit 34 L. Den Rest habe ich nicht mehr mitgekriegt. Der Kerl trug einen hellgrauen Ulster und einen gleichfarbigen Hut, den er in der Eile verlor. Das Licht fiel genau auf sein braunes, gewelltes Haar. Außerdem glaube ich, dass er eine dunkle Brille trug.«
»Wo ist der Hut?« fragte ich.
»Er muss noch dort vorne im Rinnstein liegen.«
Ein Cop und mit ihm ein paar andere setzten sich in Trab und kamen mit
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