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0141 - Der hinkende Mörder

0141 - Der hinkende Mörder

Titel: 0141 - Der hinkende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der hinkende Mörder
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streckte der Mann von unten seine beiden Hände hoch, die anderen fassten zu, und mit einem Schwung landete er auf dem Erdhaufen.
    Vier Paar Fäuste fassten nach den dicken Seilen und zogen.
    Als die schwarze, mit Erdkrumen bedeckte Oberseite des Sarges erschien, glotzten alle Umstehenden. Phil stieß mich an und hielt mir seine Packung Zigaretten hin. Ich verstand, nahm eine und riss ein Streichholz am Daumennagel an.
    Nicht weit von uns hatte sich der Friedhofsverwalter aufgebaut und rauchte eine Pfeife.
    Dann stand der Sarg etwas schief und kläglich auf der ebenen Erde.
    »Leider muss ich die Herren bitten, noch fünf Minuten zu warten«, knurrte der Verwalter, ohne die Pfeife aus den Zähnen zu nehmen. »Bevor ich einen Sarg aus den Händen gebe, muss ich mich davon überzeugen, ob er überhaupt etwas enthält.«
    »Sie wollen das Ding doch nicht hier öffnen lassen?« fragte ich entsetzt.
    »Selbstverständlich. Dazu bin ich gesetzlich verpflichtet. Sie müssen den Sarg mit dem Inhalt ordnungsgemäß übernehmen und quittieren. Das ist Vorschrift. Da kann ich nicht herum.«
    »Also in Gottes Namen.«
    Jetzt plötzlich hatten auch die Totengräber Pfeifen angesteckt und hüllten sich in schwere Rauchwolken. Schraubenzieher traten in Tätigkeit. Wir hatten uns vorsichtshalber ein paar Meter zurückgezogen, als aber dann der Deckel hochging, hätte ich doch am liebsten die Flucht ergriffen.
    »Ich muss die Herren bitten, näherzutreten«, forderte der Friedhofsverwalter auf. »Bitte, auch Sie, Distrikt Attorney Olmers. Sie müssen mit unterschreiben.«
    Zuerst brannten wir uns zwei neue Zigaretten an, aber die nützten nicht viel. Ich habe schon manchen Ermordeten gesehen, auch solche, die schon ein paar Tage gelegen hatten, aber was uns hier erwartete, war weit schlimmer. Wir warfen einen schnellen Blich auf das, was einmal ein Mensch gewesen war, und retirierten eilig. Während der Deckel wieder festgeschraubt wurde, unterschrieben wir zusammen mit dem Staatsanwalt eine vorgedruckte Empfangsbestätigung, in der wir bescheinigen mussten, dass wir Sarg und Leiche Nummer 56897 »Güs Belter«, geboren am 4. Januar 1903, zu New York, USA, in »gutem Zustand« übernommen hätten und uns verpflichteten, dieses »komplett« wieder abzuliefern.
    Was den »guten Zustand« anbelangte, so gestattete ich mir, eine bescheidene Einwendung zu machen, aber der Friedhofsverwalter wischte diese mit einer Handbewegung weg, und der hohe Herr vom Gesundheitsamt belehrte mich darüber, dass der Zustand der Leiche relativ sei. Als »guter Zustand« gelte immer der, in dem sie war, als sie ausgegraben wurde.
    Widerspruch war zwecklos. Wir fragten bescheiden, ob wir noch gebraucht würden, und verzogen uns so schnell wie möglich.
    Um zwölf Uhr dreißig trafen wir im Office ein. Inzwischen hatte auch die Railroad Company sich entschlossen, etwas zu tun. Der Stationsvorsteher Gales tat zurzeit in Bowling-Green am Erie-See Dienst. Wir ersuchten darum, ihn so schnell wie möglich nach New York kommen zu lassen. Zuerst wollten die Herren wissen, wer seinen Vertreter bezahlen solle, und als ich ihnen zur Antwort gab, das sei nicht meine Sache, wurden die großschnäuzig. Erst als ich drohte, ich werde den Mann durch die örtliche Polizei abholen lassen, gaben sie klein bei, nicht ohne in Aussicht gestellt zu haben, sie würden dem FBI noch eine Rechnung präsentieren. Der Ausführung dieser Drohung sah ich gleichmütig entgegen.
    Die Hauptsache war, dass der einzige Mann, der vielleicht eine Beschreibung des geheimnisvollen Christopher würde geben können, in absehbarer Zeit ankommen werde.
    Nun hätten wir ja eigentlich nach Hause und ins Bett gehen können, aber wir waren zu sehr angespannt auf das, was der Doktor, der mit seiner Arbeit bereits begonnen hatte, uns sagen würde.
    Es vergingen zwei Stunden. Um halb vier schlug das Telefon an.
    »Hallo, Cotton. Haben Sie noch einen Schnaps?«
    »Für Sie immer, Doktor. Sind Sie fertig?«
    »Ich bin jedenfalls komplett fertig. Noch einen derartigen Job, und ich reiche meine Kündigung ein oder lasse mich vorzeitig pensionieren.«
    »Viel wichtiger ist für uns im Augenblick, zu hören, was Sie festgestellt haben. Kommen Sie, und ich verspreche Ihnen, dass Sie den Rest unserer Flache ganz allein austrinken dürfen.«
    »Das ist ein Wort.« Damit legte er auf.
    Der Doc hatte seinen weißen Mantel ausnahmsweise abgelegt. Er paffte dicke Rauchwolken und war sichtlich blass. Zuerst schenkte ich

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