0144 - Alptraum in der Geisterbahn
Schaulustigen seinen Weg fand. Die meisten blickten ihm nach, er war auch wirklich zu seltsam gekleidet.
Aber wo wollte er hin?
Doch nicht zur Achterbahn. Wenn sie tatsächlich zum Ziel hatte, sah es böse aus. Ich erinnerte mich zwangsläufig an einen Fall, der einige Jahre zurücklag. Dort hatte auch eine Achterbahn eine große Rolle gespielt.
Sollte sich das hier wiederholen?
Nein, mein Mann bog nach rechts ab.
Das geschah blitzschnell. Bevor ich mich versah, war der Kerl verschwunden.
Ich konnte nicht so rasch stoppen, rutschte fast aus und bekam trotzdem die Kurve noch im letzten Augenblick. Dabei stieß ich mit zwei Jugendlichen zusammen, die dies als Angriff werteten. Bevor ich mich entschuldigen konnte, hieb mir der erste bereits seine Faust gegen den Hals.
Ich war wütend und schleuderte sie zur Seite. Die beiden landeten im Dreck.
Ich aber rannte weiter.
Zum Glück sah ich ihn. Er verschwand soeben hinter einer kleinen Würfelbude.
Sekunden später hatte ich die Bude erreicht.
Mein Blick fiel nicht nur auf den Rücken des Verfolgers, sondern auch auf die große, beleuchtete Schaukel, die ich jedoch als ein altes Wikingerschiff identifizierte, das sich noch in der Ruhelage befand und sich zur nächsten Fahrt bereit machte.
Der Anreißer suchte Mitfahrer.
Ich hörte seine durch den Lautsprecher blechern klingende Stimme. »Ladies and Gentlemen, machen Sie mit, kommen Sie mit. Hier erleben sie die echte Seefahrt, Sturm wie bei hoher See. Ein irres Erlebnis für jung und alt…«
Ich holte auf.
Mit Riesenschritten setzte ich hinter dem Mann her. Der drehte den Kopf, sah mich und stampfte weiter.
Diesmal auf das Schiff zu.
»Wir stechen in See!« brüllte der Anreißer.
Da erreichte der blondhaarige Mann mit dem fast nackten Oberkörper das Kassenhäuschen, stürzte daran vorbei und sprang in das Wikingerschiff.
Ein paar Fahrgäste schrien erschreckt auf, als sich der Mann zwischen sie stürzte.
Das Schiff fuhr los.
Musik ertönte. Überlaut krächzte ein Shanty aus den Boxen.
»Rolling home…«
Und ich rannte.
Ein Mann im weißen Kittel stürzte lamentierend aus dem Kassenhaus. Er stand mir genau im Weg.
Ich drängte ihn zur Seite, sah das Schiff, das von mir aus gesehen nach rechts hochschwang, aber noch nicht in voller Fahrt war. Ich konnte es riskieren.
Es schaukelte zurück.
Da stieß ich mich ab.
Ich flog durch die Luft, über die Reling, sah bestürzte Gesichter, hörte wilde Rufe und fiel zwischen die Bänke.
Wahnsinn, was ich da getan hatte. Ich hätte auch warten können, bis die Fahrt zu Ende war und der Mann aus dem Schiff kletterte.
So aber mußte ich es mit ihm auf diesem schaukelnden Wikingerschiff aufnehmen…
***
Suko war zurückgeblieben. Von zwei Polizisten wurde er mißtrauisch beobachtet, doch es wagte niemand, ihn anzusprechen. Natürlich machte er sich Sorgen, denn Suko hätte am liebsten mit mir die Verfolgung aufgenommen.
Die drei Beamten, die die Geisterbahn durchsucht hatten, kamen zurück.
Der Besitzer begleitete sie. Er war ein älterer Mann, hatte einen ziemlich dicken Bauch und einen rötlichen Haarkranz auf dem runden Kopf. Er schwitzte.
Suko sah den Männern an, daß sie keinen Erfolg gehabt hatten.
Ihre Gesichter waren dementsprechend.
Trotzdem ging er ihnen entgegen. »Haben Sie den Kerl wenigstens gesehen?«
»Nein.« Ein Sergeant antwortete und blickte den Chinesen finster an. »Langsam glaube ich, daß dies hier alles nur Schau und Einbildung gewesen ist.«
»Da fragen Sie am besten mal Oberinspektor Sinclair!«
Der Beamte hob die Schultern. »Wo finde ich den?«
»Er verfolgt den Mann mit den Schnittwunden im Gesicht.«
Der Sergeant legte seine Stirn in Falten. »Haben Sie das selbst gesehen?«
»Ja. Und Ihre Kollegen auch. Die können Sie fragen.«
»Das werde ich.«
Suko blieb an der Geisterbahn zurück. Er wollte das Personal auf keinen Fall aus den Augen lassen, denn er wurde das Gefühl nicht los, daß die Leute mehr wußten.
Die Besatzung der Geisterbahn bestand aus drei Leuten. Außer dem Chef gab es da noch zwei junge Burschen. Einer war mit dem Kassenhäuschen zusammengebrochen.
Suko irrte. Noch eine vierte Person gehörte zu der Geisterbahn-Besatzung.
Ein rothaariges Mädchen drängte die Neugierigen zur Seite und lief die Stufen hoch.
»Was ist denn hier los, Dad?« hörte Suko sie fragen.
Der ältere Mann hob die Schultern. »Frag den doch«, sagte er und deutete auf Suko.
Das Girl drehte sich um, sein langes
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