0144 - Alptraum in der Geisterbahn
Haar flatterte. Sie hatte ein etwas breitflächiges Gesicht, schräge Katzenaugen, hochstehende Wangenknochen und aufgeworfene Lippen. Sie verkörperte einen aufreizenden Sex, auf den viele Männer sprangen. Die grüne Hose war sehr eng, die Westernstiefel halbhoch und oben weit geschnitten. Der dicke Pullover fiel locker, konnte aber die aufreizende Figur der Kleinen nicht völlig verbergen.
»Ich heiße Viola.«
Suko stellte sich vor.
Das Girl stützte beide Hände in die Hüften. »Und Sie können mir mehr sagen, Mister?«
»Kaum.«
»Dann hat mein Vater gelogen?«
»Das hat er nicht.« Suko lächelte. »Ich möchte, daß Sie hier warten, bis Oberinspektor Sinclair zurück ist.«
»Wie, ein ziviler Bulle?«
»Scotland-Yard-Beamter«, korrigierte Suko.
»Ist doch egal.«
Auf den Chinesen machte die Rothaarige einen nicht gerade sympathischen Eindruck. Wenn ihr Vater auch so war, würde die Familie keine große Hilfe sein.
»Müssen wir denn hier stehenbleiben?« fragte sie aggressiv.
»Es wäre besser.«
»Ich habe aber keine Lust. Sie finden meinen Vater und mich im Wohnwagen. Und über den Verdienstausfall werden wir noch zu reden haben, Chinese.«
Das letzte Wort sagte sie abwertend, aber Suko regte sich darüber nicht auf. Er war Rassenvorurteile gewöhnt und erwiderte nichts.
Seine Zeit würde noch kommen.
Viola ging zu den anderen und redete hastig auf ihren Vater ein, während sie Suko kalte Blicke zuwarf.
Der Chinese kümmerte sich jedoch nicht darum. Sollten die anderen aber versuchen zu flüchten, würde er eingreifen.
»Sie bleiben hier!« rief Suko Viola zu, als er sah, daß sie ihren Vater schon fast dazu überredet hatte, mit zum Wohnwagen zu gehen.
Ihr Kopf ruckte herum. Wütend funkelte das Girl den Chinesen an. »Wollen Sie mir das verbieten?«
»Ja.«
»Sie können mich mal.«
Einer der Polizisten mischte sich ein. »Sie haben keinen Grund, die Leute hier festzuhalten.«
»Sehr richtig!« rief Viola.
Suko gab nach. Das Gesetz stellte sich auf die Seite der anderen.
Da konnte er nichts machen. »Dann sagen Sie mir, wo Sie zu finden sind, falls wir Fragen haben.«
»Sehe ich gar nicht ein«, erwiderte Viola provozierend.
Ihr Vater schob sie zur Seite. »Laß mich mal«, sagte er und erklärte Suko, wo sie lebten.
Der Chinese bedankte sich. Er hatte auch den Nachnamen des Mädchens erfahren. Sie hieß Viola Mandini. Ihr Vater hörte auf den Namen Memo Mandini.
Vater und Tochter zogen ab. Die Helfer blieben zurück, nachdem sie einige Instruktionen bekommen hatten.
Suko schaute auf die Uhr.
Fast 20 Minuten waren vorbei und von John Sinclair hatte er immer noch nichts gehört.
Langsam machte er sich Sorgen.
Zwei Minuten später zogen die Polizisten ab. Sie hatten an der Geisterbahn nichts mehr zu tun.
Und Suko wartete weiter.
Dabei ahnte er nicht, daß zwei grausame Augen ihn längst beobachteten…
***
Das Riesenschiff schwang hoch.
Gleichzeitig wurde auch ich mitgerissen, klammerte mich an einer leeren Sitzbank fest und sah vor mir die Gesichter der Fahrgäste.
Junge Gesichter, in denen sich jetzt die Furcht und auch die Angst spiegelte. Die Jungen und Mädchen hockten wie versteinert auf den Bänken, denn zwischen ihnen hatte sich der Mann mit den blonden Haaren und dem Körper eines Urweltringers breitgemacht.
Er hatte sich Platz geschaffen, denn einige Mitfahrer lagen am Boden und klammerten sich wie ich fest.
Wie gesagt, der Schwung trug mich nach vorn, dann aber wieder zurück.
Ich hatte aufstehen wollen, kam allerdings nur kniehoch, dann schleuderte mich die Kraft wieder zurück. Ich konnte mich nicht halten und fiel über eine Bank.
An irgendeiner Stiefelspitze stieß ich mir den Kopf, fluchte und spürte helfende Hände an meiner Schulter, die mich hochzerren wollten.
Verdammt, warum stellte der Kerl in seinem Kassenhaus die Schaukel denn nicht ab?
Ich war echt sauer darüber, denn die Schwingerei ging erst richtig los.
Wieder nach vorn.
Diesmal mit erhöhtem Tempo.
Ich wurde von gewaltigen Kräften gepackt und vorgeschleudert.
Diesmal konnte ich mich mit beiden Händen an der Kante einer Sitzbank abstützen, sah aber, daß sich mein Gegner trotz der mißlichen Situation bereit machte, mich zu attackieren.
Er warf sich auf mich zu.
Das Schiff kippte wieder zurück.
Und mein Gegner befand sich noch mitten im Sprung. Diese Änderung verkraftete er nicht. Da er noch mit beiden Füßen den Boden berührte, wurde sein Flug gestoppt, und er
Weitere Kostenlose Bücher