0144 - Gefangen in Lemuria
nicht normal!
Walters beobachtete aufmerksam die Kontrollen seiner Maschinen. Per Bildschirm die Kursänderung verfolgen konnte er nicht, aber sie anhand der angezeigten Messwerte der Antriebsschrauben und Staustrahl-Triebwerke verfolgen. Mit diesen war ein neues Patent zum Einsatz gekommen, das verhinderte, daß in Meerestiefen ein Rückstau die halbe Maschine zerfetzte.
Walters errechnete aus den angezeigten Schubwerten und unterschiedlichen Belastungen eine Kursänderung um 90 Grad nach Norden. Das aber gehörte auf keinen Fall zum Normalbetrieb.
Er kehrte zur Sprechanlage zurück, tippte den Zahlencode für die kleine Funkbude und sah den Bildschirm aufleuchten.
»Warren, bei euch alles klar?«
Warren nickte nur knapp. »Wieso, Eric?«
»Der Captain spinnt!« erwiderte der Cheftechniker. »Wir haben einen Kurswechsel vorgenommen. Ich komme zur Brücke nicht mehr durch. Da ist abgeschaltet worden. Sende den Notruf!«
Warrens Augen wurden immer größer. »Eric, bist du des Teufels? Ich…«
»Sende den Notruf, Warren. Auf meine Verantwortung«, sagte Walters ruhig. »Text: Boot U-Z-18 in fremder Gewalt. Kurs… nein, warte, Warren. Ich komme ’rauf und bringe die genauen Unterlagen mit.«
Er schaltete ab. Während er durch die schmalen Korridore des großen Unterseebootes schritt, versuchte der Funker, selbst Kontakt mit der Kommandobrücke zu bekommen. Die Leitung blieb tot. Nur das Interkomgerät im Korridor vor dem Leitstand war aktiviert und zeigte das verschlossene Schott.
Walters trat ein. Warren wandte nur kurz den Kopf. Im gleichen Moment veränderte sich das Bild, das den Korridorausschnitt und das Schott zum Leitstand zeigte.
Zwei Männer im Funkraum hielten den Atem an.
Sie sahen den 1. Offizier aus der Zentrale kommen, direkt hinter dem Vorsprung in Deckung gehen und die Waffe in die Zentrale richten. Neben dem Kommandantensitz lag der Captain, und eine Gestalt, in deren Hinterkopf ein schwarzblauer Kristall schimmerte, lenkte das Boot!
»Den Notruf ’raus…« flüsterte Walters bestürzt. Panische Angst stieg in ihm auf, weil er sich nicht erklären konnte, wer dieser Unheimliche war, der jetzt aufsprang und in einem kurzen Kampf den 1. Offizier tötete.
»Wir kommen nicht durch, Eric«, keuchte der Funker. »Wir sind doch getaucht! Die Funkwellen gehen nicht durch das Wasser…«
»Dann tauche ich auf!« schrie Walters. »Funk um dein Leben, ich bringe den Pott vom Maschinenraum aus hoch. Bevor der Bursche was merkt, sind wir auf Funkhöhe und…«
Er sprach nicht weiter, verließ die Funkbude und eilte zurück in seinen Bereich. Von dort aus konnte er mit der Notsteuerung das Schiff übernehmen - wenn nicht aus dem Leitstand die stärkeren, entgegengesetzten Impulse kamen.
Der Chief fühlte sich bedroht. Vor einem Wandschrank blieb er stehen, riß ihn auf und holte eine Pistole heraus. Mit der Waffe in der Hand betrat er seinen Maschinenkontrollstand.
Auftauchen!
Er brachte die U-Z-18 mit ein paar Bewegungen an den Steuerschaltern auf Auftauch-Kurs!
Höher kam das Boot!
Wie eine Rakete!
Stoppte der Unheimliche in der Zentrale die Bewegung noch immer nicht? War ihm das Manöver seines Chiefs noch nicht aufgefallen?
Da hörte er Warrens Stimme aus dem Interkom, der auf Rundruf geschaltet worden war.
»An alle - an alle! Rotalarm! Das Schiff ist von Piraten auf ungeklärte Weise übernommen worden. Captain und 1. Offizier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot. Chief Walters hat das Kommando. Versuchen Sie, die Kommandobrücke zu erstürmen. Chief…«
Der brauchte nur sein Gerät umzuschalten und war jetzt auf allgemeiner Welle. Er hatte nicht vergessen, wie gnadenlos der Unheimliche gehandelt hatte und auch nicht, daß er ohne erkennbaren Ansatz scheinbar zeitlos seine Position verändert hatte.
»Walters spricht. Der Einsatz von Waffen ist gestattet. Der Fremde ist schwarzgekleidet und kann überall auftauchen. Sofort ohne Warnung schießen und, wenn möglich, töten! Ich…«
Das Grauen griff nach ihm.
Neben ihm war der Unheimliche aus dem Nichts aufgetaucht!
»Er ist hier…« schrie Walters entsetzt. »Er ist hier… Warren, funk um unser Leben!«
War die U-Z-18 schon hoch genug?
Mit einer Beschleunigung, die das Schiff doch zerreißen mußte, das aus Überdruck-Tiefen so rasch an die Oberfläche kam, raste das Boot der Meeresoberfläche entgegen! Die Angst in Walters, daß die gesamte Crew gleich an Dekompressionserscheinungen zugrunde gehen konnte,
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