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0145 - Turm der toten Seelen

0145 - Turm der toten Seelen

Titel: 0145 - Turm der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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wartete nur auf eine Gelegenheit, bis es vollkommen ruhig im Turm war. Von ferne war das dumpfe Tosen der Brandung zu hören. Der Wind jammerte in den Luken.
    Ireen schob die Kommode von der Tür weg und drehte den Schlüssel herum. Sie dachte nur an das Boot, mit dem sie diesen unheimlichen Felsen für immer verlassen wollte. Sie nahm nicht einmal ihren Koffer mit. Was sie zurückließ, war nicht kostbar. Es genügte ihr, das nackte Leben zu retten.
    Auf leisen Sohlen huschte sie durch den Salon. Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den schweißnassen Rücken.
    Ireen blickte sich kurz um.
    Von Hannah Salem war nichts zu entdecken. Aufgeregt lief sie vom Turm weg. Ireen sah schon von weitem das Motorboot auf den unruhigen Fluten schaukeln.
    Das war die Rettung.
    Wenn sie erst mal das Boot erreicht hatte und an Bord war, konnte ihr nichts mehr passieren. Dann war sie auf dem Rückweg ins Leben.
    Ireen dachte an zu Hause.
    Und sie dachte ohne Wehmut daran, daß sie Billy Green Hawks wahrscheinlich nie mehr Wiedersehen würde. Für sie stand fest, daß alle, die sie zurückließ, nur noch kurze Zeit zu leben hatten.
    Da war schon das Boot. Es tanzte auf den Wellen und zerrte wild an der ächzenden Vertäuung. Geschafft! dachte Ireen Tool mit aufgeregt hämmerndem Herzen. Jetzt hast du’s geschafft!
    ***
    Er brannte sich das nächste Stäbchen an. Im Aschenbecher lagen bereits fünfzehn Kippen. Der Raum war bis an die Decke mit blauem Zigarettenrauch gefüllt und die Luft zum Schneiden. Doch Gene Sims brachte nicht den Willen auf, mit dem Rauchen aufzuhören, sich hinzulegen und zumindest den Versuch zu unternehmen zu schlafen. Er ging ruhelos in seinem Zimmer auf und ab. In seinem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Es war nicht Furcht, die ihn quälte. Nein, er hatte keine Angst. Er zermarterte sich das Gehirn nach einem Ausweg aus dieser fatalen Situation.
    Sie alle, die sie sich hier in diesem gespenstischen Leuchtturm eingefunden hatten, waren in eine gefährliche Passivität gedrängt worden. Gewiß gehörte das zu Hannah Salems Strategie. Niemand wußte, wie man dieser schwarzen Hexe entgegentreten sollte. Nicht einmal Professor Zamorra und Roy Krupa, die beiden Parapsychologen, von denen man eigentlich noch am ehesten eine Idee hätte erwarten können. Hannah Salem hatte die Initiative vollkommen an sich gerissen. In diesem Leuchtturm und um ihn herum passierten nur noch die Dinge, die Hannah Salem inszenierte.
    Als die Luft in seinem Zimmer kaum noch atembar war, ging er zum Fenster, um es aufzustoßen und den kühlen Nachtwind hereinzulassen.
    Die frische Luft tat ihm gut.
    Plötzlich sah er eine Gestalt auf den Klippen.
    Hannah Salem?
    Sims beugte sich aus dem Fenster.
    Nein, das war nicht die Hexe, sondern eine junge Frau. Ireen Tool! Sie lief den Felsenhang hinunter, Richtung Boot. Was sie vorhatte, war Sims augenblicklich klar. Und ebenso klar war ihm, daß er nicht zulassen durfte, was sie beabsichtigte.
    ***
    Ireen riß und zerrte an der dicken Leine. Der Knoten saß so fest, daß sie ihn mit ihren zarten Händen kaum lösen konnte. Endlich war sie dann doch erfolgreich.
    Keuchend turnte das Mädchen nach vorn. Das Boot schaukelte und schwankte. Ireens Blick fiel auf die Signalpistole, die neben dem Steuerrad in einer Lederhalterung hing. Sie nahm die Pistole hastig an sich. Jetzt sollte Hannah Salem sie angreifen, dann würde sie ihr ein Ding verpassen, daß die Hexe zur Hölle fuhr.
    Poltern.
    Der Kahn schaukelte.
    Ireen erschrak bis ins Mark. Mit angehaltenem Atem wirbelte sie herum. Sie dachte sofort an das Satansweib und riß die Signalpistole hoch. Eine Gestalt war an Bord gesprungen, ein Mann. Gene Sims. Ireen entspannte sich und atmete wieder. Daß Sims sie erwischt hatte, machte ihr nichts aus. Sie schämte sich deswegen nicht. Wenn er auch zum Dorf hinüberfahren wollte, würde sie ihn mitnehmen. Es war Platz genug im Boot.
    Obwohl sie ihn nicht fürchtete, hielt sie die Signalpistole trotzdem auch weiterhin auf ihn gerichtet.
    »Was suchen Sie hier?« fragte sie schnippisch.
    Sims kam zwei Schritte näher. »Bleiben Sie stehen, Gene!« sagte Ireen und umklammerte die Pistole mit beiden Händen.
    »Sie würden doch nicht auf mich schießen, Ireen?«
    »Zwar ungern, aber ich müßte es tun, wenn Sie mich dazu zwingen würden, Gene.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich will verschwinden. Kommen Sie mit?«
    »Nein.«
    »Dann machen Sie, daß Sie von Bord kommen! Ich habe es sehr

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