0146 - Hinter der Zeitmauer
Loch hinunterbaumeln und fand unter sich schließlich eine weitere Sprosse, auf die er sich stützen konnte. So rasch es in der Finsternis ging, folgte er den anderen. Etwa fünf Meter weiter oben gab es einen Seitenstollen wie den, aus dem sie gekommen waren. Ron schwang sich hinein. Er hatte kaum auf den Knien Halt gefaßt, da drang von vorn heller Lichtschein herein. Larchik hatte die Lüftplatte entfernt.
Die neue Umgebung war nicht sonderlich aufregend. Der Waschraum, in den der Kanal mündete, sah genauso aus wie der in der Etage darunter. Der kleine Springer wartete, bis Ron aus dem Stollen in das Bassin herabgeglitten war, dann hob er die poröse Platte wieder an ihre Stelle.
„Dort hinaus", sagte er und wies auf die Tür.
Ron übernahm die Spitze. Er drückte den Türknopf und stieß die Tür nach draußen auf. Blitzschnell überflog er das Bild, das sich ihm bot. In der Mitte des Raumes, auf einem dicken, bunten Teppich, stand ein Sessel, der so riesig war, daß drei Leute auf einmal darin Platz gehabt hätten. Hinter dem Sessel an der Rückwand des Raumes, kam ein Stück eines Arbeitstisches zum Vorschein. Zwei altmodische Stühle standen daneben. Das war das ganze Mobiliar des Raumes. Es sei denn, man hätte den Haufen Gerümpel drüben in der hinteren rechten Ecke noch zum Mobiliar gezählt. Ron erkannte eine Parabollampe, einen Spiegel, ein verstaubtes Durcheinander von Zahnrädern, Pendeln und Nockenwellen, noch ein paar andere kleine Dinge und ein zwei Meter langes Stück Metallrohr von etwa einer Handbreit Durchmesser. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Riesensessel wieder zu - und dem alten Mann, der darin saß.
Das war Onegor, kein Zweifel. Der Sessel verschluckte ihn fast.
Der Alte war ungemein breitschultrig, aber klein. Was von seiner Kleidung zu sehen war, war ein loser Umhang, der ihm von den Schultern bis auf die Knie hing, und zwei enge Hosenbeine, die darunter zum Vorschein kamen. Die Füße steckten in Sandalen.
Lange hielt Ron dem mißtrauischen fast stechenden Blick der kleinen Augen stand, die unter buschigen, weißen Brauen hervorschauten. Ohne dem Blick auszuweichen trat er schließlich ein paar Schritte nach vorn, machte eine knappe Verbeugung und erklärte bitter: „Ich bin gewiß, daß uns Ausgestoßenen unter normalen Umständen die Ehre einer solchen Einladung nicht zuteil geworden wäre. Trotzdem sind wir gekommen. Ich, Tufatz, der Junge dort, Raffan, und der grauhaarige Harvoth."
Onegor zog die Augen noch enger zusammen. Er neigte sich leicht nach vorn und antwortete mit spöttischem Lächeln: „Recht hast du, mein Sohn. Wir haben euch nur gerufen, weil wir eure Hilfe brauchen. Ihr tut besser daran, etwas von technischen Dingen zu verstehen. Sonst müssen wir euch doch noch zeigen, wie man mit Ausgestoßenen umgeht." Er wandte sich halb zur Seite und deutete mit einer müden Geste auf das Gerümpel in der Ecke. „Wenn wir uns befreien wollen, müssen wir die Akonen ablenken, und zwar wirkungsvoll. Wir wollen eine Hypnofalle bauen. Versteht sich einer von euch darauf?"
*
Meech Hannigan kannte keine Ungeduld. Die paar Stunden, die er wartend in der Finsternis des Tankschachts verbrachte, waren für ihn eine halbe Ewigkeit. Aber es gab eine Reihe von Dingen, die ihn unaufhörlich beschäftigten. Mit der Vielfalt positronischer Organe, die seine Erbauer ihm mitgegeben hatten, nahm er hundertmal mehr wahr, als den fünf Sinnen eines Menschen hätte auffallen können. Zunächst studierte er aufmerksam die Gedankenmuster der Fremden, die das Schiff betreten hatten. Mit Sorgfalt vermerkte er in seinem Gedächtnisspeicher, daß es sich nicht um Springer handelte, sondern um Akonen. Natürlich verstand er nicht, was sie dachten. Er war kein Telepath. Aber an der Modulation des Gedankenmusters konnte er erkennen, daß die Unterhaltung dort oben alles andere als freundlich verlief. Das gab ihm Stoff zum Nachdenken.
Dann verfolgte er die Fahrzeuge der Fremden, wie sie nach Süden davonfuhren. Ihre Generatoren und Motoren erzeugten Wechselfelder gestreuter Energie, die Meech sehr gut wahrnehmen konnte. Er vermerkte am Rande, daß die Flugwagen mit Fusionsgeneratoren und Partikelstrahl betrieben wurden.
Die Wagen verschwanden schließlich unter dem energetischen Horizont. Meech konnte sie unter der Fülle der Störimpulse, die auf ihn eindrangen, nicht mehr ausmachen. Sie waren uninteressant geworden. Er wandte sich einer Impulsreihe zu, die ihm schon kurz nach der
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