0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
wenig ansprechenden Kneipe gelandet. Hier könnte ich mich richtig wohlfühlen.«
»Ich habe nichts dagegen, aber sieh den beiden Mädels nicht zu tief in die Augen«, neckte ich. »Die sind bestimmt schon vergeben. Sie haben nicht auf dich gewartet.«
»Die Schwarzhaarige ist verheiratet; sie trägt einen Trauring. Die andere ist anscheinend noch zu haben.«
»Aber nicht für dich .Schlag dir das ja aus dem Kopf.«
Es war wirklich eine feine Kneipe. Langsam füllte sie sich, und im Laufe der nächsten zwei Stunden erfuhren wir, dass die Schwarze, die uns bediente, Martha, und die Braunhaarige Sheyla hieß. Wir fragten, ob es etwas zu essen gäbe, und bekamen ein paar saftige Steaks, die nicht viel mehr als die Hälfte von dem kosteten, was wir in der City bezahlten, und die außerdem besser waren. Es war elf Uhr dreißig, als wir mit dem festen Vorsatz aufbrachen, bald wiederzukommen.
***
Bugsie Man schlenderte die Third Avenue entlang. Alle paar Minuten blickte er auf die Uhr, aber die Zeit wollte nicht vergehen. Er musste noch eine Stunde totschlagen. Zum dritten Male bereits hatte er es fertiggebracht, an einer Kneipe vorbeizukommen, aber dann war sein Durst doch zu groß. Bugsie wusste selbst, dass dieser Durst' die Ursache allen Übels war, was ihm im Leben zugestoßen war - und auch desjenigen, das er anderen angetan hatte.
Bugsie war einer von den Leuten, die immer mit einem Bein im Gefängnis stehen. Er war heute vierunddreißig Jahre alt und sah aus wie fünfzig. Das kam nicht nur vom Alkohol, sondern auch von einem insgesamt zwölfjährigen Aufenthalt in allen möglichen Anstalten, in die er schneller hinein- als herausgekommen war.
Wieder lockte das Schild einer kleinen Bar, und diesmal schluckte ihn die Tür. Allerdings nahm er sich vor, sehr vorsichtig zu sein. Heute Abend konnte er es sich nicht leisten, mehr zu trinken, als er vertragen konnte. Dabei war er sich nicht klar darüber, dass er überhaupt nichts mehr vertrug. Er setzte sich in eine Ecke und bestellte Bier.
»Einen Whisky dazu, oder vielleicht einen Gin?«, fragte der Kellner, der seine Gäste zu taxieren verstand.
Bugsie bestellte einen Whisky Beim ersten Mal nippte er daran, aber dann schluckte er den ganzen Inhalt des Glases und spülte ihn mit Bier hinunter.
Es war leer, und er langweilte sich. Er bestellte dasselbe noch einmal und verlangte eine Zeitung. Die Politik auf der ersten Seite interessierte ihn nicht. Politik ist etwas für reiche Leute, die im Fett sitzen, war Bugsies Ansicht. Er hatte genug damit zu tun, auf sich selbst achtzugeben, damit er nicht in die Tinte geriet. Und diesmal, darüber machte er sich keinen Illusionen, würde er in dieser Tinte ersaufen.
Er bestellte noch ein Bier, und unaufgefordert brachte der Ober den dazugehörigen Whisky…
Dann plötzlich sah er ein Bild auf der zweiten Seite, das ein junges, hübsches Mädchen in Schwesterntracht darstelle. Darüber las er die Schlagzeile:
DAS ZWEITE OPFER INNERHALB VON ZWEI TAGEN.
Nachdem wir gestern von dem Mord im Schuppen eines Hauses in der Nähe von Kew Gardens berichtet haben, der ein vollkommenes Geheimnis zu bleiben verspricht, erreicht uns soeben die Nachricht, dass während der Nacht eine Röntgenschwester des Flower-Krankenhauses auf viehische Weise erstochen wurde. Ein Beweggrund zu dem Verbrechen konnte ebenso wenig festgestellt werden wie für das gestrige, dessen Opfer noch nicht einmal identifiziert ist. Wie wir hören, hat sich das Federal Bureau of Investigation eingeschaltet und zwei seiner besten Leute mit der Lösung des Falles betraut. Aus gewöhnlich sehr gut unterrichteter Quelle erfahren wir, dass die beiden Fälle in irgendeinem geheimnisvollen Zusammenhang stehen. Wir geben diese Information unter Vorbehalt wieder.
Den Rest las Bugsie nicht mehr. Er saß da und brütete. Dabei merkte er gar nicht, dass er seinem Vorsatz untreu geworden war.
Um neun Uhr hatte er bereits sieben Bier mit den dazugehörigen Whiskys hinter die Binde gegossen.
»Na warte«, knurrte er, als er sich erhob und zur Telefonzelle hinüber ging. Er zog ein schmieriges Notizbuch heraus und wählte die Nummer, die ihm angegeben worden war.
Die ihm bekannte Stimme antwortete.
»Hallo, wer da?«
»Es handelt sich um die Bildchen, die Sie bei mit bestellt haben«, sagte Bugsie.
»Ja, haben Sie sie?«
»Gewiss, aber sie sind teurer geworden.«
»Wie soll ich das verstehen? Warum teurer?«
»Ich habe in der Schule gelernt. Der Herald ist heute
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