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0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

Titel: 0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
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reitet Sie eigentlich, dass Sie mich jetzt schon bewegen. Offiziell bin ich noch gar nicht da. Was ist los?«, fragte ich.
    »Etwas Merkwürdiges. Eine Sache von ungeheurer Tragweite, wenn ich mich nicht irre. Können Sie mich sofort aufsuchen?«
    »In welcher Angelegenheit?«, wollte ich wissen.
    Ich hatte mich daran gewöhnt, mit Crosswing vorsichtig zu sein. Manchmal, wenn er sich festgefahren hatte, versuchte er, uns einen kniffligen Fall zuzuschieben, und er tat das mit so viel Talent, dass wir schon wiederholt daran hängengeblieben waren.
    »Mordfall Alfino«, antwortete er kurz. »Kommen Sie nun, oder kommen Sie nicht?«
    »Wenn Sie mir derartig die Pistole auf die Brust setzen, so kann ich ja gar nichts anderes tun«, erwiderte ich.
    Manchmal findet auch ein blindes Huhn ein Korn; manchmal stößt auch die Stadtpolizei auf ein wichtiges Indiz, und so fuhren denn Phil und ich zusammen zum Hauptquartier in der Centre Street.
    Crosswing begrüßte uns in bester Laune und ließ uns erst eine Zeitlang zappeln, bevor er sein Feuerwerk losließ.
    »Sehen Sie sich bitte die beiden Geschosse an«, forderte er uns auf und hielt uns diese auf der Handfläche entgegen.
    Eines der beiden Metallstückchen kannten wir schon. Es war die Kugel, die den alten Mann mit dem verbrannten Gesicht getötet hatte. Die zweite sah ihr ähnlich wie ein Zwilling dem anderen.
    »Wo haben Sie die her?«, fragte ich.
    »Unser Doktor hat sie im Laufe der Nacht aus dem Körper eines Gangsters namens Bugsie Man geholt. Der Bursche wurde in der Toilette des ›Walfisch‹ in der Water Street erschossen. Von wem weiß niemand. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, die beiden Geschosse zu vergleichen, aber wir haben da einen neuen Sachverständigen frisch von der Hochschule bekommen, und neue Besen kehren bekanntlich gut. Er sagt, dass er sich, als er das Ding sah, der anderen 3,2er Kugel erinnert, die er vorgestern in der Hand gehabt hatte, und dann stellte er fest, dass beide von derselben Unregelmäßigkeit in den Zügen des Laufs markiert sind. Auch der Schlagbolzen der Pistole weicht vom Mittelpunkt ab. Er muss etwas verbogen sein.«
    »Dass heißt also, dass Bugsie Man von dem gleichen Mörder erledigt wurde, der auch den vorläufig unbekannten Landstreicher erschoss«, sagte Phil langsam. »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken.«
    Mir ging es genauso, und es waren auch die gleichen Gedanken, die mir im Kopf herumschwirrten. Jemand hatte zuerst den alten Mann, der vielleicht Alfino war, erschossen. Um nun die Identifizierung zu verhindern, waren die Röntgenfilme gestohlen worden, und dabei hatte jemand die Schwester erstochen. Nun war ein berüchtigter Gangster mit der gleichen Pistole ermordet worden, mit der man den Unbekannten erledigt hatte.
    Langsam lichtete sich der Nebel.
    »Ich glaube«, sagte Phil und sah mich an, »ich glaube, aber ich habe keinen Beweis dafür, dass dieser Bugsie Man der Kerl ist, der im Auftrag eines anderen die Röntgenfilme stehlen sollte. Wahrscheinlich ist ihm dabei der Fehler unterlaufen, dass er die Schwester erstach, anstatt sie zu knebeln oder zu betäuben. Darum wurde er beseitigt. Er war für seinen Auftraggeber einfach nicht mehr tragbar.«
    »Das mag stimmen, aber wie Sie schon sagten, es ist zwar eine gute Kombination, aber ohne Beweismaterial«, meinte Crosswing.
    »Ihr Cops seid doch alle gleich. Was ihr nicht mit den Händen greifen könnt, das glaubt ihr nicht.«
    »Wenn ihr so oft danebengegriffen hättet, wie wir, so ging es euch genauso«, grinste der Lieutenant, aber dann wurde er schnell wieder ernst. »Wer mir Leid tut, ist die Frau dieses Gangsters. Sie hat jahrelang für ihn gearbeitet, und, hol mich der-Teufel, sie hat diesen Lumpen geliebt. Als sie hörte, dass er tot ist, benahm sie sich wie eine Irre. Dabei hat sie bestimmt mehr Prügel von ihm bekommen als Geld oder Zuneigung. Ich habe mich in zwei Zuchthäusern erkundigt, in denen er in den letzten Jahren gesessen hat. Der Kerl war durch seinen Suff zu einem haltlosen Nervenbündel geworden. Er explodierte wegen jeder Kleinigkeit und wollte dem anderen dann den Hals umdrehen.«
    »Ein schönes Leben muss diese Frau gehabt haben«, sagte Phil. »Wo arbeitet sie denn?«
    »Sie ist Bedienerin in einer Kneipe.« Crosswing blätterte in dem Schnellhefter, der vor ihm lag. »Hier ist es, die ›Crossroad Bar‹, an der 42. Straße.«
    »Mein Gott«, platzte ich heraus. »Heißt sie etwa Martha mit Vornamen?«
    »Genauso.

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