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015 - Das Blutmal

015 - Das Blutmal

Titel: 015 - Das Blutmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lindberg
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Mann ins Zimmer trat.
    »Endlich fertig, Liebster?«
    Theo Idusch setzte sich auf die Sessellehne neben seine Frau. Zärtlich spielten seine Finger mit ihrem langen braunen Haar.
    »Na, fertig bin ich nie, das weißt du ja.« Er lachte kurz auf. »Dass du diesen Quatsch erträgst? Was ist das eigentlich?«
    »Ach, Theo, es lenkt so schön ab. Manchmal schaue ich gar nicht richtig hin. das da ist übrigens ziemlich interessant.
    Zauber im Alltag. Das geht so über Aberglauben …«
    »Die erzählen wohl allerlei Blödsinn, wie?«
    Leonore lehnte sich an ihren Mann. »Nein. Sie berichten sachlich.« Sie schmiegte sich enger an ihn. »Ich habe doch dein Referat fürs Seminar gelesen, Theo. Den Hexenglauben haben sie in der Sendung auch berührt. In der Lüneburger Heide soll es wirklich noch Gegenden geben, in denen die Leute an solchen Spuk glauben.« Sie strich sich über den Leib, dessen Wölbung verriet, dass sie hochschwanger war.
    Theo Idusch küsste seine Frau aufs Ohr. »In deinem Zustand solltest du solche Scheußlichkeiten lieber nicht lesen.«
    Leonore stimmte in sein leises Lachen mit ein. »Du, sag mal, gab’s denn früher wirklich Hexen?«
    »Süße, wie dich, bestimmt …«
    »Nein, ohne Scherz.«
    »Nun, viele Jahrhunderte hindurch waren Hexen eine absolute Realität. Wir vergessen oft, dass der millionenfache Mord an den so genannten Hexen nicht im Mittelalter stattfand, Liebste. Zu Zeiten von Kopernikus, Keppler und Newton brannten die Scheiterhaufen am häufigsten. In manchen Städten wurden sie zu Tausenden gefoltert. Aber jetzt Schluss damit.«
    Er stand auf und stellte den Fernsehapparat ab.
    »Wie reagieren deine Hörer auf dieses Thema?« fragte seine Frau.
    »Ach, die interessiert hauptsächlich die juristische Seite. Stell dir mal vor, du lebtest in der Heide und würdest als Hexe verschrien, gemieden und mit Schikanen verfolgt – und so etwas kommt vor – und würdest Schutz erbitten. Im Strafgesetzbuch ist ein solcher Fall nicht berücksichtigt worden.« Idusch zog seine Frau aus dem Sessel hoch. »Nur ein Mädchen habe ich im Seminar, die fragt und fragt und will immer Details wissen.«
    »Ein hübsches Mädchen?«
    »Ausgesprochen, Liebste. Früher wäre sie bestimmt als Hexe angeklagt worden. Denn am liebsten hielten sich die Schinder an schöne junge Mädchen. Dori heißt die Studentin. Und wenn sie dort, wo das Herz sitzt, einen Leberfleck hat, dann wäre sie früher geliefert gewesen.«
    »Hat sie denn einen?« fragte Leonore Ihr Mann umarmte sie zärtlich. »Sollte ich das ergründen?«
    »Untersteh dich, du Schuft!«
    Anna und Veit lagen auf der Couch. An der Wand hingen bunte Poster.
    »Ich verschwinde heute wohl besser in meine Kammer. Sicher lungert Madame auf dem Flur herum und wartet nur darauf, sich entrüsten zu können«, meinte Veit mürrisch.
    »Nur weil ihr die Wohnung gehört, kann sie uns terrorisieren. So was Ungerechtes!«
    Anna setzte sich auf.
    »Ich wünsche …« begann Veit.
    »Was?«
    »Ach, was ziemlich Böses.«
    »Würde es uns aus der Klemme helfen?«
    »Mit Sicherheit. Der Hauswirt hat mir doch eine Wohnung versprochen – sobald eine frei wird.« Veit seufzte. »Aber bis dahin werden wir alt und grau werden.«
    »Was hast du dir denn gewünscht?« drängte Anna und berührte mit ihren Lippen seine Nasenspitze. »Sag’s doch der Mutti! Manchmal erfüllen sich Wünsche ja auch.«
    Veit zog sie an sich. »Sei still. Ich habe mir gewünscht: Wenn die Alte doch bloß vom Balkon springen würde.« Er küsste sie. »Aber wer weiß, wie schrullig und ungenießbar wir in ihrem Alter sind.«
    »Du vielleicht – ich nicht. Ich will einfach nicht alt und schrullig werden.«
    Sie entzog sich ihm und hockte sich im Schneidersitz ans Fußende der Couch. Beide lauschten jetzt Brahms Vierter, Veits Lieblings-Symphonie. Der an die Fenster prasselnde Regen und die krachenden Donnerschläge untermalten das Konzert. Durch die Ritzen der Jalousie zuckten grelle Blitze.
    Anna saß mit kaum merklich schwankendem Oberkörper da und starrte mit halbgeöffneten Augen auf die Zimmertür.
    »Woran denkst du?« fragte Veit.
    »Pst! Nicht stören!« Sie legte einen Finger an die Lippen und murmelte leise: »Man muss es nur wollen.«
    Die kraftvollen leidenschaftlichen Schlussakkorde übertönte ein dröhnender Donnerschlag. Veit schreckte hoch und fühlte sich seltsam angerührt. Er rückte näher an Anna heran. Aber sie nahm ihn nicht wahr in ihrer Trance. Auch nicht, als der

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