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015 - Das Blutmal

015 - Das Blutmal

Titel: 015 - Das Blutmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lindberg
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auch nicht reizen. Er fürchtete sich.
    Er wies auf ein Schild am Straßenrand. »Ich wende bei der nächsten Abfahrt.«
    Beide schwiegen. Fünfhundert Meter vor der Abfahrt nahm Idusch den Fuß vom Gas und ordnete sich rechts ein. Er verließ die Autobahn und hatte seinen Wagen wieder auf Touren gebracht, als plötzlich ein Pferdegespann aus einer Hecke auf die Straße rollte. Idusch versuchte vergeblich, auszuweichen. Die Pferde bäumten sich auf, die eisenbeschlagene Deichselspitze bohrte sich in den Kühler.
    Wiehern, Flüche, Krachen, dann ein dumpfer Aufprall.
    Idusch wurde von einer unsichtbaren Faust aus dem Wagen geschleudert, der sich um die eigene Achse drehte und mit furchtbarer Wucht gegen einen eisernen Mast geschleudert wurde.
    Wie ein Film rollte das Geschehen vor seinen weit aufgerissenen Augen ab. Sein Auto brannte. Anna Dori saß starr, hoch aufgerichtet in den Flammen. War sie bereits tot? Sie machte keinerlei Anstalten, sich zu retten.
    Gleichzeitig mit dem Fahrer des Pferdefuhrwerks schleppte Idusch sich zu dem brennenden Wagen, den eine übelriechende schwarze Wolke einhüllte. Die heiße Flammenwand hielt die Männer zurück.
    »Ihre – Begleiterin!« stammelte der Kutscher. »O Gott, sie verbrennt – bei lebendigem Leib!«
    Er wagte einen Schritt vorwärts, prallte aber wieder zurück.
    Idusch schrie gellend. Ganz deutlich hatte er gesehen, wie Anna ihm zuwinkte, ein – zweimal. Ihre Augen fixierten ihn, schienen in den Flammen zu schweben.
    Ein Wagen hielt, dann mehrere. Einer jagte ins nächste Dorf, um Hilfe zu holen.
    Langsam erlosch das Feuer; nur das Metall glühte noch. Idusch saß neben dem Kutscher im Straßengraben, den Kopf in den Händen.
    So fand sie die Polizei und ein Arzt.
    »… und die Frau?« hörte Idusch eine fremde Stimme. »Konnte sie sich auch retten?«
    Und eine andere Stimme sagte: »Nein, sie ist verbrannt.«
    »Unmöglich!« riefen mehrere Stimmen zugleich.
    Idusch schleppte sich zu dem Wrack.
    »Sie sind der Fahrer?« fragte der Polizist.
    »Ja.«
    »Neben Ihnen soll eine Frau gesessen haben. Wo ist sie?«
    »Verbrannt.«
    Und wieder hörte Idusch das ungläubige: »Unmöglich!«
    Der Polizist zerrte ihn auf die Seite des Beifahrersitzes.
    »Keine noch so kleine Spur von einem verbrannten Menschen«, sagte er. »Wir wissen, wie so was aussieht. Nicht einmal ein Häufchen Asche …«
    Idusch starrte ihn an. »Wenn Hexen verbrennen gibt es keine Aschenrückstände.«
    Der Polizist winkte den Arzt heran. »Kümmern Sie sich mal um den Fahrer! Schwerer Schock. Redet völlig wirres Zeug.«
    Idusch spürte, wie er hochgehoben und auf eine Bahre gelegt wurde. Er sah in den Himmel. Genau über ihm schwebte eine kleine dunkle Wolke. Wie ein liegender Mensch wirkte sie. »Anna!« flüsterte Idusch heiser.
    Die Wolke zerfloss langsam im Wind. Der Himmel war wieder blau.
    Ruckartig setzte Idusch sich auf.
    »Nun ist alles wieder gut«, sagte er. »Sie haben ja keine Ahnung, was alles geschehen ist.«
    Der Polizist lachte. »Das Protokoll wird das schon festhalten.«
    Idusch sah ihn lange an. »Protokoll? Über Wunder werden keine Protokolle geführt.«
     
     
     
    ENDE
     
     

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