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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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drehte ich um, schlenderte zurück, und als ich das Haus wieder passierte, drückte ich mich rasch in die dunkle Nische.
    Durch die Spalten der Tür schimmerte Licht. Innen brannte also noch die Flurbeleuchtung. Ich wartete, bis das Licht erlosch. Ich überlegte. Eine Großaktion mit Sirenen, Cops, Hausumstellen mochte ich nicht starten. Dazu war mir dieser Tipp zu dünn. Also musste ich selbst nachsehen. Eine Taschenlampe hatte ich bei mir. Ich studierte die lange Liste der Namen neben den Klingelknöpfen. Mit Vornamen hieß das Girl Kitty, soviel wusste ich, aber wenn nur ihr Nachname angegeben war, dann… Halt, das hier musste sie sein: Kathleen Cunnan. Das oberste Schild wies diesen Namen auf.
    Das Schloss der Haustür machte mir keine Mühe. Es war primitiv und außerdem nicht ganz intakt.
    Eine Wolke von undefinierbaren Gerüchen schlug mir entgegen, als ich im Hausflur stand. Der Schein der Taschenlampe glitt über einen schmutzigen Boden, riss eine lange Reihe von verkratzten Wohnungstüren, von denen längst die Farbe geblättert war, aus der Dunkelheit.
    Ich verzichte auf die Flurbeleuchtung. Vorsichtig, Schritt für Schritt begann ich, die schmierigen Stufen der Treppe hochzusteigen. Die Bretter knarrten unter meinem Gewicht. Das Geländer war teilweise zerbrochen.
    Auf jedem Absatz studierte ich die Aufschriften an den Türen. Manche Tür war mit drei, vier Namensschildern geziert. An anderen stand überhaupt kein Name.
    Erst oben auf dem Dachgeschoss stieß ich auf den Namen Cunnan. Die Treppe endete hier auf einem großen, fast quadratischen Absatz. An den Wänden zeigten sich vier Türen, von denen nur drei Namensschilder hatten. Die Tür, an der Cunnan stand, war die äußerste Tür links, unmittelbar neben dem Holzgitter, das das Podest gegen das Treppenhaus abschirmte.
    Ich stellte mich neben die Tür und lauschte. Dahinter dudelte Radio oder ein Plattenspieler.
    Da stand ich nun und überlegte, ob es irgendeine Möglichkeit gab, zu erfahren, wie der Logiergast von Kitty Cunnan aussah. Wenn ich jetzt einfach an die Tür klopfte, gab es Ärger, gleichgültig, ob der Mann in dieser Wohnung Kenneth Hardy oder irgendjemand anders war. Es war besser, wenn ich das Haus verließ und morgen zu einer unverfänglichen Zeit zurückkam. Einen Vorwand in die Wohnung zu kommen, würde ich finden, und wenn ich mir die Uniform eines Postbeamten auslieh.
    Schon wollte ich gehen, als die Flurbeleuchtung auf flammte. In einem Haus wie diesem war es ein halbes Wunder, dass sie überhaupt funktionierte, aber sie tat es, und ich stand plötzlich im Licht einer trüben Birne. Ich hörte, wie unten, sechs Etagen tiefer, die Haustür zuschlug. Sekunden später stampften Tritte auf der Treppe. Die Stimme des Mannes brummelte vor sich hin.
    Die Schritte näherten sich, aber noch hoffte ich, dass der Mann in irgendeiner der Wohnungen unter mir zu Hause ist.
    Der Heimkehrer hatte die erste und zweite Etage hinter sich gebracht. Er sprach mit sich selbst und sang zwischendurch ein wenig. Anscheinend hatte er sich eine mächtige Bettschwere mitgebracht. Als er auch die dritte Etage geschafft hatte, erlosch die Flurbeleuchtung. Ich hörte, dass er mächtig herumsuchte und mittelstark fluchte. Dann hatte er den Druckschalter gefunden. Das Licht ging wieder an, und er stieg, langsam brummelnd, singend zur vierten und fünften Etage hoch.
    Ich ging lautlos bis zur Holzbarriere. Die Etagen waren durch jeweils zwei gegenläufige Treppen voneinander getrennt. Sein Kopf tauchte unter mir auf. Verdammt, ausgerechnet hier oben wohnte der Bursche.
    Wieder erlosch das Licht. Schön, so konnte ich einfach an ihm vorbei abwärts verschwinden. Mochte er denken, was er wollte.
    Mein Pech in dieser Nacht war eine Meile lang. Bevor ich starten konnte, hatte er den Lichtschalter wieder gefunden. Er lallte Bruchstücke des Schlagers: Hanging Tree und ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn ihm passiert wäre, was er sang.
    Er nahm die zweite Treppe, hielt aber den Kopf gesenkt und sah mich erst, als er den obersten Absatz erreicht hatte.
    Er war ein großer knochiger Kerl mit schweren verarbeiteten Händen. Er war betrunken, aber er war einer dieser Typen, bei denen der Alkohol das Gehirn lähmt, aber die ihre Körperfunktionen einigermaßen noch behalten, wenn sie nach den Naturgesetzen eigentlich längst an einer akuten Alkoholvergiftung tot umgefallen sein müssten.
    Ich versuchte eine ganz billige Tour.
    »Abend«, sagte ich leichthin und wollte

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