0150 - Der »Mongole« und wir
über Sprechfunk anrufen. Sie sollen mir ein halbes Dutzend G-men schicken. Die sollen Tränengas und ein paar Masken mitbringen. Ich glaube nicht, dass er freiwillig aufgibt. Außerdem sollen sie den Agent Phil Decker suchen.«
Der Sergeant salutierte und polterte die Treppe wieder abwärts.
***
Eine Viertelstunde später sah die Sache anders aus. Auf jedem Treppenabsatz standen zwei Cops. Die Polizisten hatten die Bewohner des Hauses in ihre Räume gedrängt. Wir konnten ungehindert arbeiten.
Um mich hatten sich sechs G-men versammelt. Sie hatten ein ganz beachtliches Arsenal mitgebracht. Und dann kam schließlich Phil.
»Wirklich Kenneth Hardy?«, fragte er. »Wie hast du ihn gefunden?«
»Purer Zufall. Erzähle ich später. Jetzt müssen wir ihn erst ausräuchern. Keine leichte Sache. In der Wohnung hält sich auch eine Frau auf.«
Phil schob den Hut zurück: »Oh, verdammt«, sagte er nur.
»Ich weiß nicht, ob sie Mitleid verdient. Vor zwanzig Minuten versuchte sie noch, mich aus der Deckung zu locken, damit Hardy eine Kugel in meinen Rücken platzieren konnte. Sie scheint kräftig mit ihm zusammenzuhalten.«
»Na, wollen mal sehen, ob er nicht zur Vernunft zu bringen ist. Wer hat die kräftigste Stimme?«
Einer der G-men schob sich ein wenig vor, legte beide Hände an den Mund und brüllte: »Kenneth Hardy! Hallo, Kenneth Hardy! Das Haus ist umstellt! Ergib dich! Du hast fünf Minuten. Danach räuchern wir dich aus!«
Phil stand an der Wand gelehnt. In seinem Mund hing eine Zigarette. Sie verqualmte, ohne dass er daran sog. Von Zeit zu Zeit sah er auf seine Armbanduhr.
Über uns blieb alles still.
»Die fünf Minuten sind um«, sagte Phil. Er ließ den Zigarettenrest auf den Fußboden fallen. »Wie machen wir es?«
»Nimm eine Maschinenpistole und gehe die Treppe hinauf, dass du die Tür sehen kannst. Dann komme ich. Nötigenfalls gibst du mir Feuerschutz!«
»Okay«, antwortete er nur. Er nahm einem der G-men die MP aus der Hand, entsicherte sie und ging dann, die Maschinenpistole feuerbereit an der Hüfte, die Treppe soweit hoch, dass er die Tür zu Kitty Cunnans Wohnung sehen konnte.
»In Ordnung«, sagte er leise. »Du kannst kommen. Die Tür ist geschlossen.«
Ich verzichtete auf eine Maschinenpistole. Sie war mir zu unhandlich und vergrößerte die Gefahr, dass ich die Frau traf.
Geduckt huschte ich an Phil vorbei und die erste Treppe hoch, verharrte einen Augenblick und sprang dann in drei Sätzen bis auf das letzte Podest.
Die eigentliche Gefahr begann, wenn ich mich der Tür näherte. Riskierte Hardy dann einen Ausfall, dann fiel Phil als Feuerschutz aus, weil er ebenso gut mich wie den Gangster treffen konnte. Dann kam es darauf an, wer von uns beiden schneller war.
Phil machte mir ein Zeichen, mich hinzulegen und zu der Tür hinzukriechen. Auf diese Weise behielt er freieres Schussfeld.
Wie ein Apache auf dem Kriegspfad kroch ich an die Tür heran. Ursprünglich war es meine Absicht gewesen, das Schloss zu zerschießen, aber als alles ruhig blieb, dachte ich könnte es auf lautlose Weise versuchen.
Ein paar Standard-Dietriche trage ich immer in der Tasche. Ich suchte einen heraus, der mir vielversprechend aussah, rollte mich auf den Rücken und begann in dem Schloss zu stochern.
Ich spürte, wie der Dietrich die Schlosslasche fasste, drehte und fühlte, dass die Tür sich öffnete.
Ganz lautlos war die Sache doch nicht abgegangen. Vielleicht hatte Hardy vom ersten Augenblick an gemerkt, was geschah. Vielleicht hatte er warten wollen, bis ich die Tür aufstieß, und jetzt gingen ihm einfach die Nerven durch. Jedenfalls ballerte er los. Das Holz der Tür war zu dünn. Die Kugeln schlugen durch. Holzsplitter regneten auf mich herunter.
Phil zog den Hahn der MP durch. Seine Serie zischte über meinen Kopf hinweg und hämmerte ein Lochornament in die Tür.
Ich rollte mich zur Seite, aber dabei geriet ich in die verdammte Nähe des Loches in der Barriere, durch das ich schon einmal gefallen war.
Hardy mochte vier oder fünf Schüsse abgegeben haben. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass ich flach auf dem Bauch gelegen hatte, und so lagen die Schüsse mehr als einen halben Yard zu hoch.
Ich zeigte Phil den nach unten gerichteten Daumen. Er stoppte sein Geknalle.
Ich schob mich erneut auf die Tür zu, blieb in der Deckung der Mauer und stieß mit dem Fuß gegen die Tür. Sie schwang auf.
Kein Schuss folgte. Sehr vorsichtig schob ich Nase und Smith & Wesson um die
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