0150 - Der »Mongole« und wir
mit sich herumschleppen. Irgendwann wird auch der größte Sack mal leer, und dann, wie gesagt, sind Kenneths Pistole und Kenneths Schießkünste einen Dreck wert. Außerdem könnten wir ein wenig mit Tränengas nach ihm werfen, oder ihm sonst auf eine unschädliche Weise den Spaß am In-der-Gegend-Herumballern verderben.«
»Hardy hat einen G-man übel zugerichtet. Das FBI müsste doch daran interessiert sein, es ihm heimzuzahlen?«, fragte Bellogg lauernd.
»Das sind wir auch, aber wahrscheinlich verstehen du und ich unter Heimzahlen zwei verschiedene Dinge. Für uns ist die Sache erledigt, wenn der Täter vor dem Richter steht, einerlei, was und wie viel und an wem er es verbrochen hat. Du hingegen denkst, wir würden Kenneth Hardy persönlich behandeln. Das mag in deinen Kreisen üblich sein, Tony, aber in unseren nicht.«
»Nimm den Heiligenschein ab, G-man«, rief O’Wara.
Bellogg griff nach der Whiskyflasche.
»Hardy darf nicht lebend in die Hände der Polizei fallen«, sagte er und schickte sich an, mein Glas neu zu füllen.
Ich packte seinen Arm.
»Sag das noch einmal!«
»Er darf nicht lebend in die Hände der Polizei fallen«, wiederholte er. »Für den Fall, dass du glaubst, du könntest diese Aussage gegen mich verwenden, weise ich dich darauf hin, dass hier vier Zeugen sitzen, die nichts gehört haben.« Er lächelte. »Zu diesem Zweck habe ich sie nämlich hergesetzt. Kann ich jetzt einschenken?«
Ich gab seine Hand frei. Der goldbraune Whisky gluckerte ins Glas.
»Ich kenne eure Tricks«, sagte ich, scheinbar resignierend. »Damit und mit eurem verdammt guten Whisky macht ihr einem G-man das Leben schwer.«
Innerlich war ich gespannt wie eine Bogensehne. Belloggs Interesse an Kenneth Hardy war nicht ohne Weiteres erklärlich. Ich hatte nicht gewusst, dass jemals irgendwelche Beziehungen zwischen beiden bestanden hatten.
»Seit wann interessierst du dich für Burschen, die aus Eifersucht einen Liebhaber ihrer Freundin über den Haufen knallen?«, fragte ich. »Es war ein reines Verbrechen aus Leidenschaft. Nur darum haben die Zeitungen soviel darüber geschrieben. Hardys Laufbahn als Gangster war keine zwei Zeilen wert. Drei Tankstellenüberfälle und ein bewaffneter Überfall auf die Kasse eines Kinos sind keine große Sache. Also, warum interessierst du dich für Hardy?«
»Ein Mann wie er sollte nicht länger leben dürfen als unbedingt notwendig«, antwortete er dunkel. »Wer weiß, was bei einem Prozess alles passieren kann. Wenn er einen raffinierten Anwalt findet, gelingt es ihm vielleicht, noch den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wir 'alle hier sind der Meinung, dass Kenneth Hardy sein Leben verwirkt hat«, schloss er salbungsvoll seine Ansprache.
»Steig runter vom Podest, Tony«, sagte ich ungerührt. »Warum soll Hardy sterben, bevor er den Mund aufmachen kann? Was weiß er? Und was soll er nicht der Polizei erzählen?«
Bellogg hob ausdrucksvoll beide Schultern und ließ sie fallen, als trüge er eine schwere Last.
»Frag mich nicht, G-man! Ich weiß gar nichts. Ich werde dir erzählen, was ich weiß, aber das ist fast nichts. Vor zwei Tagen wurde ich angerufen. Ein Mann sagte: ›Hier spricht der Mongole. Guten Abend, Tony‹.«
»Wer ist der Mongole ?«
»Ein Mann, der etwas zu sagen hat.«
»Und was hat er zu sagen?«, fragte ich hartnäckig weiter.
Bellogg seufzte tief. »Stelle dich nicht dümmer als du bist, G-man. Jeder kennt den Mongolen.«
»Ich kenne ihn nicht«, sagte ich eigensinnig.
»Lass mich meine Geschichte zu Ende erzählen«, flehte Tony. »,Guten Abend’, sage ich also höflich, denn mit dem Mongolen redet man immer höflich. ›Was kann ich für dich tun?‹ ›Du stehst doch gut mit der Polizei‹, sagte er. ›Ich möchte, dass du einem maßgebenden G-man klarmachst, dass ich Kenneth Hardy nicht lebendig in den Händen der Polizei sehen will.‹ Ich schlucke und antworte: ›Ich glaube nicht, dass ich der richtige Mann für diese Aufgabe bin.‹ >Doch, Tony, du machst das schon richtige sagte er. Am Klang seiner Stimme höre ich, dass jeder weitere Widerspruch blanker Leichtsinn wäre, also sage ich: >Okay, Mongole, ich werde es versuchen, aber ich mache es nur in deinem Namen und erkläre dem G-man gleich, dass ich nichts damit zu tun habe und dass von mir aus Kenneth Hardy hundert Jahre alt werden kann.< Der Mongole antwortet: deinetwegen.«
Tony Bellogg machte eine kleine Pause, griff zur Whiskyflasche, um zum dritten Male mein Glas zu
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