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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Wangenknochen.
    Meine Augen brannten.
    Ich konnte mir denken, was sie durchgemacht hatte. Diese Teufel hatten sie buchstäblich als Lebensnahrung für die Parasiten-Knollen vorgesehen gehabt.
    Wir hätten nicht mehr viel Zeit verlieren dürfen.
    Ringsum war der Boden mit den stecknadelkopfgroßen Parasiten übersät.
    Auch einige Knollen lagen da. Sie pulsierten nicht mehr, sondern waren schlaff und mit einer stumpfen Farbe überzogen.
    Ich fuhr mir über die Augen. Jetzt erst wurde mir die herrschende Stille bewußt. Nicht nur hier, auf dem Kutter der dämonisierten Menschen, sondern auch auf dem Patrouillenboot der Wasserschutzpolizei.
    Und in diese Stille hinein paßten die rasend schnell näher kommenden Schritte überhaupt nicht.
    Ich warf mich herum, sah den Heranstürmenden, hörte seinen gräßlichen, röchelnden Aufschrei…
    Zwei teuflische Augen glühten in einer völlig schwarzen, von zahllosen Wucherungen übersäten Gesichtsfläche auf!
    Das mußte der Dämon sein, der die Parasiten betreut hatte!
    Er hatte seine menschliche Maske fallenlassen!
    »Stirb, elender Sterblicher!« kreischte er und – sprang!
    Ich handelte in einem blitzartigen Reflex. Die Beretta lag wie hingezaubert in meiner Rechten, gleichzeitig warf ich mich seitlich weg und feuerte.
    Die geweihte Silberkugel wuchtete in die schwarze, ekelhafte Gesichtsfläche.
    Der Dämon brach in die Knie, sein eigener Schwung schleuderte ihn vorwärts, ließ ihn sich überschlagen.
    Dann lag er still.
    Rasend schnell setzte die Wirkung des geweihten Silbers ein: der Dämonenkörper löste sich brodelnd und zischend auf.
    Zurück blieb eine stinkende, undefinierbare Masse.
    Ich atmete auf.
    An der Reling des Patrouillenbootes tauchten Männer auf. Einer von ihnen war Suko.
    »John!« brüllte er. »Ist bei dir alles klar…?«
    »Ja. – Und bei euch?«
    »Alles unter Kontrolle. Die Dinger sind plötzlich wie schwarze Hagelkörner vom Himmel geregnet!«
    »Gottseidank!« murmelte ich.
    »Ich komme!«
    Ich kümmerte mich um Jane, bettete vorsichtig ihren Kopf auf meinen Schoß und strich ihr über das schweißnasse, wie hingeklatscht um ihren Kopf liegende Haar. Ihre Lider flatterten, aber sie hob sie nicht.
    Suko stiefelte heran.
    »Ist sie…« Er sprach den Satz nicht aus. In seinen Augen lag eine Höllenangst.
    »Nein«, erwiderte ich. »Nur ohnmächtig.«
    »Meine Güte, ich dachte schon…« Er schüttelte den Kopf, als könne er so die schreckliche Vermutung vertreiben.
    Ich richtete mich aus meiner knienden Stellung auf. Jane zog ich behutsam hoch. Ich hatte Angst, sie aufzuwecken. Sie sollte schlafen. Das würde am besten helfen.
    Suko sah mich irgendwie hilflos an.
    Ich gab Jane Collins in seine Arme. Dann nahm ich mein Kreuz ab und legte es um ihren Hals. Die Aura, die von ihm ausstrahlte, würde ihr guttun.
    »Paß auf sie auf«, bat ich meinen Freund.
    »He, nicht so schnell. Willst du mir nicht verraten, was du jetzt schon wieder vorhast?« brummte Suko ärgerlich.
    »Hast du die Wölfin vergessen?«
    »Nein, aber –«
    »Sie wollen sie brutal foltern und dann auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Das kann ich nicht zulassen…«
    Suko nickte.
    »Okay, John. Tu, was du tun mußt.«
    Ich sah ihn noch einmal kurz an, dann wandte ich mich ab und begab mich ans Heck des Kutters. Dort war das Motorboot befestigt, mit dem sie Jane an Bord gebracht hatten.
    Als ich hinunterkletterte und den Außenborder anließ, fragte ich mich, ob Suko mich wirklich verstand. Im Grunde genommen hatte er recht. Ich brauchte mich nicht um diese Sache kümmern. Es war eine Angelegenheit zwischen Satans Dämonen und einer Werwölfin.
    Trotzdem.
    Erst vor einigen Wochen war ich selbst ein Werwolf gewesen.
    Der teuflische Marvin Mondo hatte mich mit einem Serum dazu gemacht. Nur ein Blutaustausch hatte mich wieder in einen normalen Menschen zurückverwandelt. [3]
    Ich mußte der Wölfin helfen.
    Sie war eine Abtrünnige. Sie gehörte nicht zu ihren teuflischen Artgenossen.
    Ich seufzte.
    Außerdem hatte ich etwas gegen Grausamkeiten jeder Art. Damit war ohnehin alles klar.
    Wenig später erreichte ich das Ufer.
    Ich zog das Boot halb an Land, sah mich um und orientierte mich kurz.
    Dann rannte ich los.
    Der Tannenwald war ganz in der Nähe. Eine kleine grüne Insel inmitten hoch aufragender Eichen.
    Und da gellte der Schrei auf!
    ***
    Drohend ragte der Scheiterhaufen empor!
    Steil gebündeltes Reisig und Holzstangen umringten den wuchtigen Pfahl, an den sie gefesselt

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