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0154 - Der Schädelberg

0154 - Der Schädelberg

Titel: 0154 - Der Schädelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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nicht, wer dich gleich mir in diese Welt verbannt hat. Wie kann ich dir etwas erklären, wenn ich selber noch nach Erklärungen suche?«
    Zamorra zögerte. Er blickte in die dunklen, blitzenden Augen des Hünen, auf dessen Brust er hockte - in der Pose des Siegers. Gor lächelte, aber es wirkte wie das Schnurren eines wilden Tigers, der damit um gutes Wetter anhielt.
    Das Lächeln erstarb. Längst war das Scharren und Schaben zu einem Geräusch geworden, das Zamorras Nerven marterte.
    »Töte mich!« zischte Gor. »Du wirst wenig Freude daran haben. Das Knochenheer greift an!«
    Giern hätte Zamorra einen Rundblick riskiert. Aber der Barbar war zu gefährlich.
    Wie gefährlich Gor wirklich war, zeigte sich schon im nächsten Augenblick.
    Gewiß war Zamorra kein Leichtgewicht. Aber für den sagenhaften Kämpfer der Vorzeit schien er überhaupt nichts zu wiegen.
    Gor bewegte sich so schnell, daß Zamorra nicht reagieren konnte - nicht rechtzeitig jedenfalls.
    Die Schwertspitze fuhr in den Boden. Gleichzeitig fühlte sich Zamorra emporgeschleudert. Automatisch ließ er das Schwert los und rollte sich zusammen. Wie ein Ball kam er am Boden auf. Sogleich sprang er wieder auf die Beine, wandte er sich abwehrbereit an Gor.
    Der Kämpfer hatte kein Interesse mehr daran, etwas gegen ihn zu tun. Er nahm sein Schwert an sich und hob den Schild.
    »Sieh dich um, Zamorra, und begreife!«
    Der Professor gehorchte.
    Die Haare standen ihm zu Berge.
    Das Knochenheer! Ungezählte Skelette. Sie krochen von allen Seiten herbei. Einige erhoben sich vom Boden, taumelten, fielen wieder hin. Ihre Bewegungen waren zu unkontrolliert.
    »Das Heer des Totenfürsten!« grollte Gor und wirbelte das Schwert über seinen Kopf. Ein wilder Sprung. Das Schwert köpfte gleich fünf der Skelette auf einmal.
    Trotzdem krochen sie weiter!
    Die abgeschlagenen Köpfe kullerten davon. Als sie liegenblieben, glaubte Zamorra, in den leeren Augenhöhlen flackerndes Irrlicht zu erkennen.
    Gor deutete mit der Schwertspitze auf ihn.
    »Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll, Zamorra. Bist du mein Feind oder bist du ein Freund? Aber du verstehst zu kämpfen. Das zählt. Hinzu kommt dein wacher Verstand. Bringe dich in Sicherheit! Ich werde dich vor dem Totenheer retten. Die haben es ohnedies nur auf mich abgesehen.«
    Davon war Zamorra gar nicht überzeugt Er sah, daß sich ein Teil der Skelette von den anderen trennte und seine Richtung einschlug.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Rettung? Wie?
    Gor machte es ihm vor. Er preschte mitten in die Skelette hinein. Das Schwert zerfetzte harte Knochen, pflügte den Boden auf. Gor handhabte die Waffe, wie es für Zamorra bisher unvorstellbar gewesen war.
    Aber Gor war der unbesiegbare Kämpfer von Zartas!
    Wirklich unbesiegbar?
    Zamorra heftete sich an seine Fersen. Soweit das Auge reichte, war der Boden mit Skeletten übersäht.
    »Nicht mir folgen!« brüllte Gor. »Nimm eine andere Richtung! Je verbissener ich kämpfe, desto stärker konzentrieren sie sich auf mich. Das ist deine einzige Chance!«
    Zamorra gehorchte widerwillig. Er wünschte sich ebenfalls ein Schwert oder eine andere Waffe. Es gab keine. So mußte er es mit den bloßen Fäusten versuchen.
    Er wich zurück und warf sich gegen die Reihen der Angreifer. Knochenhände griffen nach ihm, wollten ihm das Fleisch vom eigenen Skelett reißen. Der Angriff war wütender als im Hotelzimmer. Zamorra schlug die Knochenhände weg, bekam einen Oberschenkelknochen zu packen.
    In seinen Händen verwandelte er sich in eine Waffe. Dabei fühlte er sich an, als wäre Leben in ihm. Der Knochen versuchte, sich gegen den Mißbrauch zu wehren!
    Die Gegenwehr war schwach. Zamorra schlug um sich wie ein Besessener.
    »Nein!« brüllte Gor hinter ihm. »Treibe es nicht zu toll, Zamorra! Damit erreichst du das Gegenteil. Versuche, die Reihen zu überwinden!«
    Zamorra hatte keine Zeit, sich umzudrehen, um nach Gor zu sehen.
    Es klang widersinnig, was ihm Gor riet. Wollte er Zamorra in den Tod gehen lassen?
    Doch das mochte der Professor nicht annehmen. Er probierte es, rannte mitten in die Skelette hinein. Die Hände glitten von ihm ab. Er war zu schnell für sie.
    Ja, Gor hatte das Richtige geraten! Die Skelette hatten bereits weitgehend das Interesse an Zamorra verloren, und sie bewegten sich unbeholfen, marionettenhaft.
    Einmal wagte der Professor einen Blick zurück.
    Gor war weit hinter ihm. Er kämpfte sich jenseits des Talkessels auf eine hochragende Bergspitze zu.

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