Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0154 - Der Schädelberg

0154 - Der Schädelberg

Titel: 0154 - Der Schädelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
Vom Netzwerk:
Das Knochenheer jagte und hetzte ihn.
    Zu Tode! fügte Zamorra in Gedanken hinzu. Er konnte Gor nicht beistehen, mußte selber sehen, daß er mit heiler Haut davonkam.
    Und noch immer kenne ich nicht die Zusammenhänge! Der Wahnsinn regiert diese Welt.
    Zamorra rannte weiter, bis er glaubte, die Lunge wolle ihm aus dem Hals kommen.
    Und da geschah das Unglück: Professor Zamorra stolperte und fiel mitten in die Skelette hinein, die gierig ihre knochigen Arme nach ihm reckten.
    Sie krochen im Nu über ihn, gruben ihre Finger in sein Fleisch.
    Professor Zamorra schrie gellend.
    Nur einer konnte ihn hören: Gor! Und der war mit sich selber beschäftigt. Es ging um sein eigenes Leben.
    ***
    »Zartas!« murmelte der Mann beschwörend. Es war Zamorras holländischer Kollege Professor Josquin Dufay. »Zartas!« Er machte den Eindruck eines Betrunkenen, torkelte den Gang entlang auf eine Tür zu. Als er den Mittelläufer verließ, glitt er beinahe aus. Er schien es nicht einmal zu registrieren.
    »Zartas!«
    Er prallte gegen das Türblatt, griff ungeschickt nach der Klinke. Es ließ sich nicht öffnen: abgesperrt!
    »Zartas!«
    Das Schloß schnappte wie von Geisterhand. Das Türblatt schwang ins Innere.
    Links der eingebaute Garderobenschrank, rechts die Tür zum Bad. Dufay taumelte weiter, gelangte zum eigentlichen Zimmereingang.
    Hier war nicht abgeschlossen, und die Tür schwang auf, sobald er sie berührte.
    »Zartas!« Laut stieß er das Wort über die blutleeren Lippen. Mit stierem Blick sah er sich um.
    Das Bett, in dem Zamorra lag - wie ein Toter. Aus allen Poren quoll grünliches Licht, übergoß den Regungslosen mit einem unheimlichen Schein. Zamorras Augen waren blutunterlaufen und weit aufgerissen. Unbeschreibliche Dinge, die nicht von dieser Welt stammten, schienen sie zu sehen. Der Mund war halb geöffnet, wie zum Schrei.
    Professor Dufay stand wankend wie ein Schilfhalm im Wind. Die Arme hingen schlaff herab. Mit einem dumpfen Laut fiel die Tür hinter ihm zu, obwohl er nichts dazu getan hatte. Er wollte auf das Bett zugehen, aber die Beine versagten ihm den Dienst.
    »Zartas!« Ein letztes Mal dieses Wort, wie ein verzweifelter Schrei, unheimlich, unwirklich. Der Laut wurde von den Wänden verschlungen.
    Jetzt sah Dufay die Schatten, die über Boden, Decke und Möbel krochen, ständig hin und her, auf und ab. Sie strebten auch auf das Bett zu, machten jedoch einen Bogen um den Regungslosen.
    Endlich schaffte es Josquin Dufay, näherzutreten.
    Direkt neben dem Bett brach er zusammen. Seine Lippen zitterten, seine Zähne kauten auf diesem einen Wort herum, ohne daß er fähig war, es wieder von sich zu geben: Zartas!
    Ein Blick zum Fenster. Sofort entstand dort kaltes Licht. Josquin Dufay blickte in eine andere Welt. Er sah die Knochenarmee, Gor und Zamorra.
    Über und über war der Meister des Übersinnlichen mit Skeletten bedeckt. Sie machten sich daran, ihn in Stücke zu reißen.
    »Ah!« stöhnte Dufay. Seine Hände krallten sich in die Bettdecke. Er zog sich hoch, ließ sich quer über Zamorra fallen.
    Der Körper des französischen Wissenschaftlers wirkte steinhart und - heiß. Mindestens fünfzig Grad. Er mußte tot sein, und sein Geist weilte in einer jenseitigen Welt. Irrsinnig: Auch dort war er zum Sterben verurteilt!
    In einer verzweifelten Geste riß Professor Josquin Dufay die Arme hoch. Er richtete sich ganz auf, stand neben dem Bett.
    »Zamorra, kehre zurück!«
    Ein Sturm brauste durch das Zimmer, riß und zerrte an den Möbeln, ließ die Übergardinen flattern, brandete gegen den holländischen Parapsychologen.
    Der Sturm erzeugte einen unwiderstehlichen Sog, der seinen Ursprung in jener Dimension des Grauens hatte. Die Totengebeine, die klappernd über Zamorra kletterten, wurden durcheinandergewirbelt, weggefegt. Zamorra kam frei.
    Und dann ergriff auch ihn der Sog. Er rutschte über den Boden. Staub wirbelte auf. Feine Körner prasselten gegen ein unsichtbares Hindernis am Tor zum Diesseits.
    Für Zamorra gab es dieses Hindernis nicht. Er schaffte den Übergang. Dabei ruderte er mit Armen und Beinen. Er wußte nicht, wie ihm geschah.
    Zamorra bewies seine schnelle Reaktionsfähigkeit. Plötzlich sah er sich im Hotelzimmer. Er fiel zu Boden, kam behende auf, sprang sofort auf die Beine.
    Er und Dufay sahen sich an. Josquin Dufay las die stumme Frage in den Augen des Franzosen: Was haben Sie mit der Sache zu tun?
    Dufay antwortete nicht darauf. Er deutete auf das Tor, durch das Zamorra soeben

Weitere Kostenlose Bücher