0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert
das wissen?«
»Aus Crosswings Verzeichnis, du Narr. Der Wagen gehört Mr. Adam Cheswick, Richmond, Brieme Avenue 67. Was sagst du jetzt?«
»Gar nichts. Warum soll Mr. Cheswick keinen Oldsmobile haben?«
»Warum soll er nicht derjenige gewesen sein, der an der 72sten Straße den Unfall verursachte und das Mädchen Myra einfach sterben ließ, damit sein ehrbarer Name nicht beschmutzt wird?«
Ich musste ein paar Sekunden lang nachdenken. Was Phil da sagte, war natürlich möglich, aber es wäre eine tolle Geschichte gewesen.
»Wo bist du jetzt?«, fragte ich.
»Wo soll ich schon sein. Im Office.«
»Bist du noch zu retten?«, rief ich entgeistert.
»Jedenfalls bin ich gesunder als du. Kommst du hierher, oder soll ich bei dir antreten?«
»Wenn es denn imbedingt sein muss und du mir ein dreifaches Steak versprichst, komme ich hin.«
»Okay.«
Fluchend und stöhnend kletterte ich aus dem Bett, setzte Kaffeewasser auf und stellte mich erst einmal unter die Dusche. Danach ging es mir schon besser, und als ich dann einen rabenschwarzen Kaffee geschluckt hatte, war ich soweit, dass ich daran denken konnte, zu frühstücken.
An meinem Schreibtisch thronte Phil und hatte sich eines Blattes Papier und eine Rotstiftes bemächtigt.
»Ausgeschlafen?«, fragte ich sarkastisch, aber der Hohn kam nicht an.
»Setzt dich hin und hör zu. Der Wagen von Adam Cheswick ist einer der fünfundsechzig Oldsmobile, die für den Unfall und damit für den Tod Myras in Betracht kommen. Ich habe auch alle anderen durchgesehen und bin zu der Einsicht gekommen, dass weder die alte Mrs. Crosby, noch der Bäckermeister Miller oder Gouvemementsangestellte Eisen in Betracht kommen. Mit dem Rest ist es dasselbe. Es bleibt nur Cheswick übrig.«
Ich gab keine Antwort. Phil war erregt, und ich ließ ihn am besten in Ruhe ausreden. Ich hielt es für Unsinn, dass er vierundsechzig unbekannte Leute einfach ausschaltete. Warum sollte Bäckermeister Miller nicht Myras Freund gewesen sein?
»Nim höre weiter. Wir waren uns darüber einig, dass Rokosi von dem verantwortlichen Fahrer mit Myras Pflege beauftragt worden war und dass man ihn umbrachte, damit er diese Tatsache nicht ausplaudem konnte. Der Bursche hatte also mehr auf dem Kerbholz als nur diesen Unfall, aber er musste befürchten, dass man ihm dadurch auf die Sprünge kommen würde. Er hat auch Beziehungen zu Gangstern, die die schmutzige Arbeit für ihn taten und ja auch versuchten, dich abzuservieren, weil der Verdacht bestand, Rakosi habe dir bereits zuviel anvertraut. Die Mordwaffe war im Besitz von Ava Donelli. Sie hat eingestanden, diese an den Althändler Moses Cohn verkauft zu haben. Hast du schon einmal daran gedacht, diesen Cohn ins Gebet zu nehmen? Schließlich muss der Mörder sie ja von ihm haben.«
Ich sagte wieder nichts, denn ich hatte das vergessen.
»Während ich bei Ava war, kam Cheswick und plusterte sich auf. Warum tat er das? Der gleiche Cheswick benutzte seine Stellung bei der Handelskammer und im Verkehrskomitee, um sich zu bereichern…«
»Das kannst du behaupten, aber nicht beweisen«, warf ich ein.
»Halte den Mund. Ich bin davon überzeugt, dass es so ist, und du übrigens auch. Du widersprichst nur aus Starrköpfigkeit.«
Vielleicht hatte Phil gar nicht so Unrecht. Er war mir auf die Nerven gegangen, als er sich an Cheswick festbiss, und so hatte ich alles, was er dazu sagte, auf die leichte Schulter genommen. Jetzt sah das anders aus.
»Ich haben noch etwas vergessen, was auch auf Chesswick hinweist«, trumpfte mein Freund auf. »Der Reporter des ›Mystery News‹, Faud, wurde beseitigt, weil er einen Teil der Wagennummer aufgeschrieben hatte, Myra kannte und in den Krankenhäusern nach ihr suchte. Wahrscheinlich war er unvorsichtig und hat zu viel darüber geredet. Er hat auch Kennel klipp und klar erklärt, er sei hinter einer Sache her, die größtes Aufsehen erregen werde. Hätte es etwa kein Aufsehen erregt, wenn man Cheswick den Unfall und die Fahrerflucht hätte nachweisen können?«
Es gab noch vieles, was Phil ausgelassen hat, so zum Beispiel alles was mit Cenion, Ava, Diana, Gomez, also mit dem Nachtklub »Mon Chérie« zusammenhing, aber es war zwecklos, darüber zu streiten. »Fahren wir zu Mr Cohn in der Bowery«, schlug ich vor. »Der Bursche hat bestimmt auch am Sonntag geöffnet.«
***
Moses Cohn trug schwarze Schaftstiefel aus Juchten, ein langes Gewand gleicher Farbe und ein rundes Mützchen, unter dem an den Schläfen graue
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