0157 - Wer mit Gedanken töten kann
Das Schwert ließ ich zurück. Es hätte zu dumm ausgesehen, wenn ich mit dieser Waffe in der Hand durch die Gegend gewandert wäre. Kara nahm es in Verwahrung. Sie würde es nach London schaffen.
Wir verabschiedeten uns von den beiden und tigerten los. Suko zog ein brummiges Gesicht. Auch ihm passte es nicht, und immer wieder fing er von Tokata an.
»Hoffentlich dreht der nicht durch«, sagte er. »Wenn ich daran denke, wird mir ganz anders.«
Ich nickte.
Der Samurai des Satans war wirklich das große Problem. Wir hatten nach diesem teuflischen Gelächter nichts mehr von ihm gehört, was allerdings nicht heißen sollte, dass er sich entfernt hatte. Er konnte in der Nähe lauern und uns beobachten.
Das Tal lag hinter uns. Wir schlugen die östliche Richtung ein, wo die Hügel ausliefen und das Land flacher wurde. Zum Glück regnete es nicht. Der Himmel war klar, der Wind frisch, und eigentlich hatten wir ideales Wanderwetter.
Als wir auf die erste Straße trafen, atmeten wir auf. Es war zwar nur ein schmaler Weg, aber immerhin asphaltiert. Er durschschnitt große Roggenfelder und traf an seinem Ende mit einer breiteren Straße zusammen. Die Gegend war jetzt eben geworfen. Wir hielten nach Tokata Ausschau, sahen ihn aber nicht.
»Was meinst du, wo er steckt?« fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Allein ist er nicht gerade hilflos, aber er weiß dann nicht, was er noch alles tun soll. Der braucht seinen Chef, der ihm sagt, was er unternehmen soll und was nicht.«
Da gab Suko mir Recht.
»Irgendwann wird sich Dr. Tod sicherlich mit ihm in Verbindung setzen. Auf solch einen Helfer kann er nicht verzichten«, fuhr ich fort.
Auch darin stimmte Suko mir zu.
Als wir die breitere Straße erreichten, sahen wir auch die beiden Schilder. Sie wiesen auf zwei Orte hin. Bis zu dem einen waren es acht Meilen, bis zum anderen sechs.
Wir gingen in die Richtung des am nächsten gelegenen. Oakville hieß das Dorf.
»Da wird es ja bestimmt Telefon geben«, hoffte Suko, »und vielleicht nimmt uns sogar einer mit.« Der Chinese deutete über die Schulter. »Da hinten kommt ein Wagen.«
Ich drehte mich um.
Suko hatte sich nicht getäuscht. Da rollte tatsächlich ein Wagen heran.
Wir stellten uns mitten auf die Straße und winkten mit beiden Händen. Das hatte ich auch noch nicht erlebt, aber man lernt eben nie aus. Das Gefährt knatterte heran. Es war ein uralter Lieferwagen, aber mit einer modernen Hupe, die betätigte der Fahrer nämlich.
Wir erschraken beide und mussten zusehen, dass wir rechts und links der Straße in den Graben kamen, denn der Fahrer dachte gar nicht daran anzuhalten.
Er hätte uns eiskalt überfahren und rauschte vorbei.
»Ein wahrer Menschenfreund!« schimpfte ich und schaute dem Gefährt nach. »Das war ja schon ein Mordversuch.«
»Was regst du dich auf? Du kennst doch die Leute.« Suko sah das alles etwas anders.
Wir marschierten weiter. Inzwischen war es hoher Nachmittag geworden. Auf den weiten Feldern bewegten sich die Bauern. Sie lenkten ihre Traktoren über die schmalen Wege oder waren dabei, mit den schweren Eisenpflügen die Erde aufzuwühlen, um die neue Saat zu legen.
Bald sahen wir auch die Dächer der Häuser. Oakville war nicht mehr weit.
Wir atmeten auf. Als wäre die Sicht des Ortes ein Signal gewesen, so meldete sich bei mir der Hunger. Ich sprach von einem saftigen Braten, und Suko leckte sich ebenfalls die Lippen. Auch er hatte lange nichts mehr in den Magen bekommen. Ein herrlich kühles Bier würde mir auch gut tun.
Wieder hörten wir Motorengeräusch, blieben stehen und drehten uns um. Da kamen sogar zwei Wagen. Und der erste war ein Polizeifahrzeug, das erkannte ich sofort.
Auch Suko hatte es gesehen. »Die nehmen uns garantiert mit.«
Trotzdem winkten wir.
Und die beiden Wagen stoppten. Der zweite war ein schwarzer Vauxhall mit getönten Scheiben. Auf dem Dach wippte eine glänzende Antenne. Die Beifahrertür des Wagens wurde aufgestoßen und ein braunhaariger Mann im grauen Anzug verließ den Vauxhall, während in dem ersten Auto vier Uniformierte saßen.
Der Mann knöpfte sich das Jackett zu. Wind fuhr durch seine Haare und wehte sie hoch.
Der Knabe machte einen ziemlich arroganten Eindruck, als er fragte: »Haben Sie einen Grund gehabt, uns anzuhalten?«
»Den hatten wir in der Tat.«
»Und?« Kaum zu erkennende Augenbrauen hoben sich fragend in die Höhe, während sich die Mundwinkel des Mannes verzogen.
»Wir wollten mitgenommen werden.«
»Das hätte
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