0503 - Adelige Blutsauger
In den Händen hielt er ein machetenähnliches Schwert. Er warf sich vor, und die Klinge sauste auf mich nieder.
Ich schoß im Liegen.
Die Waffe hatte ich in der Hand gehalten. Das Geschoß raste aus dem Lauf und bohrte sich in den massigen Körper. Eine rote Wolke entstand vor der Brust, dann brach die Gestalt zusammen.
Ich aber blieb liegen, ruhte mich aus. Mit der freien Hand klammerte ich mich an einem Ast fest, der Herzschlag beruhigte sich nur langsam. Dieser Angriff hätte ins Auge gehen können.
Nach einigen Sekunden richtete ich mich auf. Mücken umschwirrten mich, es war feucht. Über dem Land hatte die Hitze gelastet.
Jetzt, gegen Abend, war die Sonne zwar verschwunden, aber die Schwüle hätte zugenommen und machte mir zu schaffen.
Der Kampfanzug klebte am Körper. Er war bestückt mit klebrigen Blättern, Dornen und Disteln, die ich bei meinem Weg durch den dichten Wald losgerissen hatte.
Ich kam mit einiger Mühe wieder auf die Beine. Unter meiner Schädeldecke wollte das taube Gefühl noch immer nicht weichen.
Von meinem Gegner brauchte ich nichts mehr zu befürchten, das Geschoß hatte ihn buchstäblich zerfetzt.
Ich trug eine Waffe bei mir, die neu entwickelt worden war. Eine kurzläufige MPi mit ungemein schneller Schußfolge und versehen mit einem Lasersuch- und Zielgerät.
So bewaffnet kam ich mir vor wie Rambo. Ich mußte mich auch durch eine feindliche Umwelt schlagen und alles aus dem Weg räumen, was sich mir in den Weg stellte.
Neben ihm blieb ich stehen. Viel war von ihm nicht übriggeblieben. Mein Geschoß hatte auch die Drähte in seinem Innern zerstört. Sie waren zu Klumpen zusammengeschmolzen.
Mich hatte kein Mensch killen sollen, sondern eine ferngelenkte Puppe, einer dieser Gegner, die überall auftauchen konnten. In der Zentrale hockte irgendein freundlicher Mensch vor dem Monitor, beobachtete und steuerte auch. Man hatte mir den Schwierigkeitsgrad drei gegeben, den höchsten. Ich sollte mich zum Camp durchschlagen.
Was dahintersteckte, wußte ich auch nicht. Angeblich war der Befehl von ganz oben gekommen. Man hatte mir kaum Zeit gelassen, meine Sachen zu packen. Mit einem Hubschrauber war ich zur schottischen Grenze geflogen, zu einem militärischen Übungsgelände, durch das ich dann gescheucht wurde.
Mit meinen hohen Schnürstiefeln trat ich in die Reste meines Gegners hinein. Das war immerhin der vierte, den ich erledigt hatte, und bis zur Zentrale konnten noch einige Überraschungen auf mich warten. Die kurzläufige MPi hielt ich in der rechten Hand. Das Schwert war natürlich nicht echt gewesen, eine Attrappe, es hätte mich auf keinen Fall tödlich verletzen können.
Ein Zeitlimit war mir ebenfalls gesetzt worden. Um 21.00 Uhr mußte ich das Camp erreicht haben. Wenn nicht, hatte ich den Kampf verloren, auch wenn ich noch lebte.
Ich wußte, in welcher Richtung mein Ziel lag, mehr aber auch nicht.
Immer nach Norden, das war alles.
Momentan konnte ich wählen. Entweder ging ich den schmalen Waldweg weiter, oder ich lief über eine Lichtung den Hang hoch.
Daß sie überall lauerten, stand fest. Ich beschloß, im Tal zu bleiben, wo Farnkraut, Buschwerk, Unterholz und vom Orkan umgerissene Bäume ein nicht abreißendes Hindernis bildeten.
Die Gegend war feucht. Es gab einfach zu viele kleine Seen, Tümpel oder Teiche. Dementsprechend weich war auch der Boden. Er kam mir vor wie ein Teppich.
Alte Bäume krallten sich in der Schräge des Hanges fest. Manchmal sahen sie aus, als würden sie mir entgegenkippen. Ich war sehr aufmerksam, stand unter Spannung und erwartete jeden Augenblick einen neuen Gegner. Der letzte war aus dem Geäst eines Baumes gefallen, wo lauerte der folgende? Vielleicht in der Erde versteckt?
Damit mußte ich auch rechnen. Fallen waren überall aufgebaut worden. Sogar querliegende Baumstämme konnten dazu werden.
Durch das Blattwerk der Bäume sickerte nur wenig Licht. Wenn es den Boden erreichte, entstanden grüngelb schimmernde Reflexe. In den letzten Minuten war ich ein ziemliches Stück weitergekommen, ohne daß etwas passiert wäre.
Bis sie plötzlich da waren.
Zwei Gestalten sprangen hinter den Bäumen hervor. Sie hielten ihre Gewehre bereits schußbereit in den Händen und trugen braune Anzüge, die sie ausgezeichnet tarnten.
Ich war trotzdem schneller.
Bevor sie noch schießen konnten, war ich bereits auf die Knie gefallen. Ein Baumstumpf bot mir die nötige Deckung. Über seine Fläche feuerte ich hinweg.
Ich schwenkte dabei
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