0159 - Seance des Schreckens
Idee!«
»Deine Ideen kenne ich«, winkte sie ab. »Du gönnst mir nur kein neues Kleid!«
»Ich gönne meinem Kontostand eine kleine Erholung«, grinste er. »Die Schränke im Château platzen bald und…«
Da lächelte sie ihn strahlend an: »Wollen wir denn die Motten hungern lassen? Die brauchen doch auch was, woran sie knabbern können…«
Sprachlos stand er da und starrte sie an.
Motten in den Schränken in Château Montagne! Die trauten sich doch nicht mal auf zehn Meter Distanz an die Burgmauern heran, weil die magischen Sperren und Abschirmungen nicht nur Dämonen, sondern auch Insêkten femhielten. In der Tat hatte Zamorra, seit er das Schloß bewohnte, noch nicht ein einziges Insekt innerhalb der Mauern entdeckt. Nicht einmal Marienkäfer!
»Die Methode laß’ ich mir patentieren… Magie als Fliegenabwehr…«
Die Reaktion hatte Nicole wiederum nicht erwartet. »Was ist denn mit dir jetzt schon wieder los? He…« Sie trat auf ihn zu, wippte kurz auf den Zehenspitzen und küßte ihn dann.
Wie die Fangarme eines Polypen kamen Zamorras Hände heran und umarmten das Mädchen, das nicht nur eine brillante Sekretärin war, sondern auch die Frau, der sein Herz gehörte.
Sie löste sich wieder aus seinem Griff. »Meine Güte, ich bin ja total durchgeschwitzt…« Mit einer raschen Bewegung streifte sie das T-Shirt ab, gewährte ihm für Augenblicke den Anblick ihres bloßen Oberkörpers und verschwand dann in der zum Zimmer gehörenden Kabine, die eine Dusche enthielt.
Zamorra ließ sich in einen der beiden Sessel fallen.
Nicole wirkte völlig normal. Sie benahm sich wie immer, und doch mußte etwas an ihr verändert worden sein. Er spielte mit dem Gedanken, sich seiner Para-Kräfte zu bedienen, ließ dann aber wieder von dieser Idee ab. Zamorra war schwach telepathisch begabt, aber er schnüffelte nicht in den Gedanken anderer herum. Das gehörte zu seinen ehernen Grundsätzen, und er benutzte seine Para-Fähigkeit nur in bestimmten Situationen als Kommunikationsmittel… oder gegen dämonische Wesenheiten.
Auch das Verschwinden des Amuletts gab ihm zu denken. Es war seine wichtigste Waffe, sein wirksamster Schutz zugleich, und ein Dämon oder ein anderes Geschöpf des Bösen vermochte es nicht zu berühren. Dennoch war es entwendet worden.
Steckte ein Mensch dahinter?
Einer, der ein superstarker Hypno war und vielleicht zugleich auch ein verrückter Wissenschaftler, der Tiere züchtete und ihnen einen geradezu monströsen Riesenwuchs aufzwang?
Gerade in dieser Zeit, in der die Wissenschaft mit Riesenschritten vorwärts marschierte, war es möglich, daß irgendein Mensch, bei dem die Genialität schon zum Wahnsinn übergeschlagen war, derartige genetische Experimente durchführte. Und hier, in den Bergen, gab es durchaus die Möglichkeit, sich mit seinen Zucht-Versuchen verborgen zu halten. Doch warum sausten dann diese Biester frei herum?
Hinter Zamorra bauschte sich die Gardine vor dem geöffneten Fenster nach innen wie von einem Windhauch…
***
Gregor Iljuschin glaubte, mit dem Kopf unter einem Preßlufthammer zu liegen. Das dumpfe Dröhnen riß ihn aus seiner Bewußtlosigkeit. Unwillkürlich tastete er mit der Hand dorthin, wo das Zentrum des Schmerzes saß, und spürte am Hinterkopf zwischen den Haaren etwas Verkrustetes.
Jemand hat dir ein Ding verpaßt, erinnerte er sich. Was er da hinten fühlte, war getrocknetes Blut. Aber viel war nicht gekommen, also war die Verletzung wohl nicht so schwer. Aufstöhnend kam er auf die Knie, dann richtete er sich mühsam ganz auf. Wie wild pochte es unter seiner Schädeldecke, aber mit jeder verstreichenden Minute ging es ihm besser. Er sah auf die Uhr. Er hatte vielleicht eine Stunde hier gelegen.
Aber warum?
Warum war er hinausgegangen? Und warum hatte man ihn zu Boden geschickt?
Er wußte es nicht. Irgend etwas bohrte in ihm, aber er konnte sich keinen vernünftigen Grund vorstellen, aus dem er das Hotelzimmer noch einmal verlassen hatte. Mondsüchtig war er nicht, diese Erklärung schied also aus.
Leicht taumelnd, dann sicherer werdend, bewegte er sich zum Hoteleingang zurück. Während des Gehens fiel ihm ein, den Inhalt seiner Taschen zu überprüfen. Geklaut hatte man ihm nichts. Warum also hatte ihn dann irgendwer angegriffen Der Sibirer nahm die Stufen der kleinen Außentreppe und trat durch die Glastür, dann tastete er sich durch das Halbdunkel zur breiten Innentreppe vor, die nach oben führte, wo ein riesiger Veranstaltungssaal
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