016 - Der Satanswolf
gegen die Wand.
Er brach ohnmächtig zusammen. Gleichzeitig erlosch das Glühen, und Menningmann war verschwunden.
Jetzt schwang die Zellentür auf.
Und die Wächter fanden nur noch Werner Hassel vor. Detlev Menningmann war die Flucht aus der Strafvollzugsanstalt mit Hilfe des Teufels gelungen. Doch die Hölle hatte noch ganz andere Pläne mit ihm…
***
Es klopfte. Ich befand mich in meinem Hotelzimmer und telefonierte gerade mit Hollywood. Vicky Bonney war am anderen Ende der langen Leitung. Sie hatte meine Stimme hören wollen. Sie sage mir, daß sie sich nach mir sehnte.
»Wir sind bald wieder beisammen«, versprach ich ihr.
»Wie gefällt es dir auf der Tagung?« wollte die blonde Schriftstellerin wissen.
»Ausgezeichnet. Ich habe eine Reihe netter Leute kennengelernt.«
Ich erzählte ihr nicht ohne Stolz, welche Beliebtheit ich bei meinen deutschen Kollegen genoß.
»Tja«, sagte Vicky und lachte. »Das ist eben Tony Ballard – Mister Charming.«
»Und wie geht es dir?« erkundigte ich mich. Es klopfte wieder.
»Augenblick«, sagte ich, »da ist ein lästiger Typ an meiner Tür.« Ich hielt den Hörer gegen meine Brust. »Wer ist da?« rief ich.
»Trissenaar«, kam es durch die Tür.
»Kommen Sie herein«, rief ich und meldete mich wieder bei Vicky: »Bin schon wieder zur Stelle. Wie es dir geht, wollte ich wissen.«
»Ach, frag nicht, Tony«, seufzte meine Freundin. »Man schleppt mich von einer Party zur andern.«
Die Tür öffnete sich. Rainer Trissenaar trat ein. Ich nickte ihm zu und sagte in die Membrane: »Man will das Kleinod aus London eben überall stolz herumzeigen. Ich kann das verstehen. Gehen die Dreharbeiten zu deinem zweiten Film gut voran?«
»Man hofft, fristgerecht fertigzuwerden.«
»Der Streifen wird genauso ein Hit wie der erste.«
Vicky lachte. »Von wem hast du das?«
»Das spüre ich einfach. Ciao, Vicky. Laß dir von keinem schönen Mann den Kopf verdrehen. Hollywood ist diesbezüglich ein gefährliches Pflaster, habe ich mir sagen lassen.«
»Ich bin nicht zum erstenmal hier.«
»Ach ja, richtig. Dann weißt du ja, wie du den vielfältigen Versuchungen widerstehen kannst.« Wir sagten uns noch ein paar schöne Dinge, die nicht für Trissenaars Ohren bestimmt waren, dann legte ich auf, und Rainer Trissenaar warf die Zeitung vor mir auf den Tisch.
»Sie scheinen mit Ihrer bloßen Anwesenheit überall Aktivitäten der schwarzen Macht auszulösen«, sagte er. Seine Augen funkelten vor Eifer. Er schien sich Chancen auszurechnen, mit mir gegen die Hölle antreten zu können.
»Was ist passiert?« fragte ich.
Er wies auf die Schlagzeile. »Lesen Sie.«
HAT DER TEUFEL EINEN MÖRDER BEFREIT? lautete die reißerische Headline.
»Was sagen Sie dazu?« fragte Rainer Trissenaar aufgekratzt.
»Moment«, erwiderte ich und überflog den Artikel. Ich erfuhr von einem Mann namens Detlev Menningmann, der wegen Mordes zur Verbüßung einer lebenslangen Haftstrafe in der Strafvollzugsanstalt Essen gesessen hatte. Hatte – denn nun befand er sich nicht mehr dort.
Angeblich hatte ihm der Satan zur Flucht verholfen. Unmöglich?
Wer die Hölle so gut kennt wie ich, weiß, daß nichts unmöglich ist.
Wenn es Menningmann gelang, sich mit dem Höllenfürsten zu verbünden, war es für diesen eine Kleinigkeit, dem Häftling diesen Dienst zu erweisen.
»Spurlos verschwunden«, sagte Trissenaar. »Geflohen aus einer abgeschlossenen Zelle. Ist das ‘n Ding? Das lassen Sie doch nicht auf sich beruhen, oder? Detlev Menningmann soll unschuldig gesessen haben.«
Ich nickte. »Ich hab’s gelesen.«
»Das hat ihn so sehr verbittert, daß er sich dem Bösen zuwandte, um Hilfe zu erhalten. Und der Teufel hat ihm geholfen. Zwei Jahre redete er von Rache. Der Satan wird ihm weiterhin beistehen und ihm seine grausame Rache ermöglichen.«
»Das ist zu befürchten«, sagte ich leise.
»Was werden Sie unternehmen?« fragte Trissenaar wißbegierig.
»Wir können es als gegeben hinnehmen, daß Menningmann nach Gelsenkirchen kommt.«
»In dem Artikel wird ein Mithäftling erwähnt«, sagte ich.
»Werner Hassel«, bemerkte Rainer Trissenaar eifrig. »Man weiß nicht genau, was mit ihm passiert ist. Er muß auf irgendeine schreckliche Weise Kontakt mit dem Bösen gehabt haben, denn nun liegt er in dieser psychiatrischen Klinik und ist unansprechbar.«
»Ich werde versuchen, mit ihm zu reden«, sagte ich.
»Man wird Sie nicht zu ihm lassen.«
»Ich wette dagegen«, erwiderte ich
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