016 - Der Satanswolf
Martina Menningmanns machten mir klar, was ich als nächstes tun mußte. Mit langen Sätzen lief ich dorthin, woher die verzweifelten Rufe des Mädchens kamen.
Ich rechnete damit, daß mich der Satanswolf nun persönlich angreifen würde, doch er versuchte mich auf eine andere Weise von meinem Vorhaben abzubringen. Seine magische Kraft riß Grabsteine aus dem Boden. Er schleuderte sie hinter mir her. Steinfiguren wirbelten durch die Luft. Marmorplatten segelten heran, als gäb’s die Schwerkraft nicht mehr.
Ich suchte hinter Bäumen und hohen Grabsteinen Deckung, während mich der Satanswolf immer vehementer attackierte. Ich konnte immer nur ein Stück laufen, mußte mich dann wieder hinschmeißen, um den schweren Wurfgeschossen zu entgehen.
Als ich die Gruft endlich erreichte, in der sich Martina Menningmann befand, brachte der Höllengünstling den Eingang zum Einsturz. Krachend zerbrachen zentimeterdicke Marmorplatten und wesentlich dickere Steinblöcke. Ein riesiger unsichtbarer Hammer schien die Gruft getroffen zu haben. Martina kreischte drinnen verzweifelt auf.
Bisher hatte Menningmann alles erreicht, was er wollte. Er hatte sich an Maurus Ditaranto und Ricky Lardas gerächt. Sein Zombie hatte Rainer Trissenaar getötet. Er selbst hatte Markus Laber umgebracht. Die Befürchtung lag nahe, daß auch Martina Menningmann ihr Leben verlieren würde.
Mein Zorn ließ mich jede Vorsicht vergessen. Mit bloßen Händen wollte ich den Grufteingang freilegen.
Da tauchte hinter mir plötzlich der Satanswolf auf, und mir war klar, daß diese Begegnung nur einer von uns beiden überlegen konnte.
***
Er griff nicht mit Pranken und Zähnen an, sondern ließ mich wieder seine Para-Kraft spüren. Eine unsichtbare Faust ergriff mich und riß mich hoch. Ich begriff, was Detlev Menningmann mit mir vorhatte.
Ich sollte so sterben wie Markus Laber.
Zunächst sollte ich hilflos zwischen Himmel und Erde hängen, um zu sehen, wie machtlos ich gegen den Höllengünstling war.
Und wenn mich sein schwarzmagischer Kraftakt genügend beeindruckt hatte, würde er mich fallenlassen. Vielleicht nicht auf ein eisernes Kreuz, sondern vor seine Füße, wo er mir dann mit einem grausamen Biß die Seele aus dem Leib riß.
Aber er machte einen Fehler!
Er übersah, daß ich bewaffnet war. Ich konnte mich zwar kaum bewegen, doch es reichte aus, um den Diamondback auf ihn zu richten, und ehe er gewahrte, wie kritisch seine Lage in diesem Moment war, donnerte mein Colt los und schleuderte ihm geweihtes Silber entgegen.
Die Para-Verbindung zerriß. Ich stürzte aus einer Höhe von zwei Metern ab. Das war auszuhalten. Ich rollte wie ein Fallschirmspringer ab und stand Sekunden später wieder auf den Beinen.
Der Treffer machte Menningmann sichtlich zu schaffen. Mein Diamondback hämmerte weiter. Ich schoß, so schnell, wie ich den Finger krümmen konnte, und nur eine einzige Kugel verfehlte ihr Ziel.
Jeder Treffer ließ den Satanswolf heftig zusammenzucken. Die Silbergeschoße stießen das Ungeheuer zurück. Es fiel gegen einen hohen Grabstein, der es weit überragte. Meine Projektile hatten ihm tiefe Löcher in die behaarte Brust gestanzt.
Er hatte plötzlich nicht mehr die Kraft, auf den Beinen zu bleiben.
Langsam rutschte er am glatten Stein nach unten. Er kippte zur Seite und rollte auf den Rücken.
Obwohl er mein Feind war, wollte ich ihn nicht leiden lassen. Ich trat zu ihm und zielte mit dem Colt zwischen seine Augen, um seinen Todeskampf abzukürzen. Doch ich hatte nicht mitgezählt. Als ich abdrückte, machte es nur »Klick!« Keine Kugel mehr in der Trommel.
Der Satanswolf riß sein furchterregendes Maul auf, und es sah aus, als wollte er mich auslachen.
Ich steckte den Diamondback in die Schulterhalfter und jagte ihm blitzschnell einen Weihwasserstrahl in den Rachen. Hart klappten die eispickellangen Raubtierzähne zusammen. Im Schädel des Monsters wütete die Kraft des Guten. Der Satanswolf riß mit einemmal entsetzt die Augen auf, und dann zerplatzte sein Kopf.
Rotes Feuer schoß mir entgegen. Ich sprang zurück. Sengend heiß fegte es an mir vorbei. Der Brustkorb des Satanswolfs sank ein und brach auseinander. Der Verfall schritt rasch fort, und binnen weniger Augenblicke war die Bestie verschwunden.
Schluchzen. Hinter mir! Ich wandte mich der zerstörten Gruft zu und befreite Martina Menningmann. Weinend und schrecklich zitternd sank sie mir in die Arme, nachdem ich mit meinem Ring die magischen Fesseln zerstört
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