0160 - Das Monster mit dem Fliegenkopf

die Wachstube. Zamorra spürte die Angst Morlocks. Nicht einmal den scheinbaren Halt eines Pentagrammas gab es. Morlock wußte, daß er dem Dämon hilflos ausgeliefert sein würde.
    Und der Dämon bedeutete in diesem speziellen Fall seinen Tod. Warum nahm Morlock selbst unter dem Zwang des Amuletts dieses Risiko auf sich? Erhoffte er sich den Schutz Zamorras?
    Da kam Es’chaton.
    Da kam der Dämon, der dem Ruf gefolgt war, kam in all seiner furchtbaren Macht und seinem entsetzlichen Aussehen.
    Donnerndes Brüllen drohte die Trommelfelle der Menschen zu zerfetzen. Der Endzeit-Dämon war da, warf einen Blick in die Runde.
    »Zamorra!« stieß er brüllend hervor.
    Darin traf sein Blick Len Morlock.
    »Du solltest ihn töten!« donnerte der Dämon. Morlock fuhr zusammen, schrumpfte förmlich unter der ausbrechenden Wut Es’chatons. »Du bist nicht nur ein Versager, du bist schlimmer! Hätte ich dich doch sofort getötet!«
    Die Menschen erschauerten.
    »Gnade!« wimmerte Morlock. »Hab Erbarmen, Es’chaton! Ich bin dein treuester Diener… Zamorra, hilf mir!« quiekte er in maßlosem Entsetzen.
    Übergangslos schlug Es’chaton zu, und es bedurfte nicht mehr als eines dämonischen Stirnrunzelns. Len Morlock zerfiel zu Asche.
    Es’chaton fuhr herum, starrte Zamorra an.
    »Und jetzt zu dir!« zischte der Endzeit-Dämon. »Deine letzte Minute ist gekommen! Hast du noch einen letzten Wunsch?«
    Beißende Ironie schwang in den Worten des Dämons mit.
    »Ja«, sagte der Meister des Übersinnlichen trocken und breitete die Arme aus. Es’chaton mußte sehen, daß Zamorra wehrlos war, daß er das Amulett nicht bei sich trug. »Fahr zur Hölle, Es’chaton!«
    Der Dämon kreischte wild auf.
    Und im gleichen Augenblick - aktivierte sich das FLAMMENSCHWERT!
    ***
    Nicoles Hände umfaßten das Amulett. Irgend etwas in der Silberscheibe erwachte. Schon oft in der jüngeren Zeit hatte das Amulett eine Art Eigenleben entwickelt und unter Beweis gestellt, selbständig in das Geschehen eingreifen zu können. Wie es sich selbsttätig als »Dämonenradar« betätigte und seinem Besitzer das Wissen um eine böse, magische Ausstrahlung übermittelte, so geschah es inzwischen immer häufiger, daß es auch selbsttätig angriff.
    Bedeutete das, daß Zamorras »Angriffsverhalten« im Laufe der Zeit nachgelassen hatte, daß seine eigenen Entscheidungen nicht mehr ausreichten, sich und andere zu schützen?
    Oder war es mehr? Gab es in dem Amulett irgendeine Art selbstständiger Intelligenz, die langsam aber sicher die Geduld verlor? Zamorra fragte sich in diesen Sekundenbruchteilen zum erstenmal danach. Wenn aber Seine zweite Vermutung zutraf, dann wurde das Amulett über kurz und lang zu einer Gefahr, weil es Zamorra Entscheidungen aufzwingen mochte, die er nicht wünschte…
    Aber das war Zukunftsmusik und darüber hinaus nur eine bloße Vermutung, durch nichts zu erhärten!
    Denn diesmal hatjte er das selbstständige Eingreifen des Amuletts provoziert!
    Alles geschah blitzschnell.
    Der Endzeit-Dämon griff Zamorra an. Im gleichen Moment änderte sich neben ihm alles.
    Nicole und das Amulett - sie wurden zu einem seltsamen, flirrenden Schemen, der seine Form änderte, umschmolz zu einem Gebilde aus purer Energie, gepaart mit Geist und Bewußtsein.
    Saris, Kerr und der Constable fuhren zusammen, starrten fasziniert auf, das was das entstanden war.
    Das FLAMMENSCHWERT!
    Eine nichtmenschliche Symbolik hatte ihm diesen Namen verliehen.
    Aber eine gewisse Ähnlichkeit bestand tatsächlich. Und Zamorra wußte, daß das FLAMMENSCHWERT die einzige Möglichkeit war, Es’chaton in diesem Moment zu stoppen. Ein einfacher Energieausstoß hätte ihn wohl zurückgeworfen, aber nur einmal. Doch in der Synthese mit Nicole Duval war das Amulett noch mächtiger - war das FLAMMENSCHWERT!
    Grell strahlend schwebte es in der Luft, befand sich von einem Augenblick zum anderen genau zwischen Es’chaton und Zamorra.
    Der Dämon warf sich herum, versuchte auszuweichen. Dennoch berührte ihn das Gebilde. Eine Flammenzunge lohte über den Körper des Dämons. Es’chaton brüllte auf.
    Er hatte sich durch Zamorra hereinlegen lassen, war abgelenkt worden. Er hatte in dem waffenlosen Parapsychologen ein leichtes Opfer gesehen -und darüber vergessen, daß sich in unmittelbarster Nähe die Voraussetzungen für das Entstehen der gefährlichsten Waffe bildeten, die jemals gegen ihn gerichtet worden war!
    Es’chaton tobte. Er schnellte sich wieder vom Boden empor, fuhr