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0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anhielt. Er wollte ihm die Bombe mitten ins Maul legen, hatte er gerufen. Mit Verwunderung erkannte Joel plötzlich, wieviel Methode sich hinter dem Wahnsinn verbarg. Jedermann wußte, daß ein Schreckwurm von außen her so gut wie unverletzlich war. Seine Energie absorbierende Panzerschicht hielt allem stand. Aber wer hatte schon eine Ahnung, wie ein Schreckwurm innen beschaffen war. Es mußte verletzbare Organe geben, und darauf hatte es Fran ohne allen Zweifel abgesehen.
    Die Bestie schob sich jetzt in die Höhe. Ihre Bewegungen wirkten unkontrolliert und panikerfüllt.
    Der Fremdkörper in ihrem Maul schien sie mit Angst zu erfüllen. Zuckend und sich windend befreite sich der Hinterleib aus der Molkex-Masse. Der Schreckwurm glitt über die Flanke des Zuckerhutes hinab auf den Rand der Senke zu. Joel verlor den Kugelschädel ein paar Sekunden lang aus den Augen.
    Vielleicht war das sein Glück. Durch die transparente Masse hindurch sah er plötzlich Feuerschein leuchten. Ein Funke zuerst, sprang er in Bruchteilen einer Sekunde zu blendender Sonnenhelle auf. Der Zuckerhut hob sich vom Boden und wurde aus der Senke in die Höhe geschleudert. Weiß blaue Helligkeit beleuchtete einen Atemzug lang das Land. Joel spürte die sengende Hitze der Strahlung durch seine Montur hindurch. Er wandte den Kopf zur Seite und griff mit beiden Händen nach der Schraubenachse, um sie festzuhalten.
    Im nächsten Augenblick traf ihn die Druckwelle. Sie brandete mit brüllendem Donner über ihn herein, stellte ihn auf den Kopf und schleuderte ihn wie eine Feder in die Höhe. Es wurde dunkel um ihn herum. Er verlor die Orientierung. Die Luft war brütend heiß, beim Atmen verbrannte sie die Lungen. Joel erschien es eine Ewigkeit, die er zwischen Himmel und Erde, von Finsternis umgeben und als ein Spielball der fauchenden Druckwelle zubrachte.
    Aber schließlich lichtete sich das Dunkel. Aus Staub und Qualm tauchten die fernen Umrisse der Hügel auf. Joel fühlte sich schwindlig. Er brauchte eine Weile, um herauszufinden, daß die Hügel unter ihm lagen, nicht etwa vor ihm. Er schätzte seine Flughöhe auf sieben- bis achthundert Meter. Die Tragschraube allein hätte ihn niemals so weit hinaufbringen können. Er verlor stetig, aber langsam an Höhe.
    Hinter ihm, im Norden, stand eine Rauchsäule. Der Qualm war so dicht, daß das Gebilde massiv wirkte. Fran Jorgens hatte die Bombe momentan gezündet. Joel beobachtete den Fuß der Qualmsäule eine Zeitlang. Er konnte keine Bewegung außer der des Rauches feststellen.
    Frans Bombe mußte den Schreckwurm in tausend Teile zerrissen haben.
    Eine neue Methode, Schreckwürmer zu bekämpfen, dachte er müde. Nur - wer wird sich bereit finden, sie anzuwenden?
    Er setzte sein Armband-Sendegerät in Betrieb. Auf den ersten Rundspruch hin meldeten sich außer Joey Peters noch Jaycie, Pitter und Barbara. Sie waren wohlauf, wenn man von dem Schock absah, der ihre Stimmen zitternd machte. Joey wollte unbedingt eine genaue Schilderung der Ereignisse haben. Aber Joel befahl ihm, den Mund zu halten, und begann, nach Nino Lamarre zu suchen. Nino meldete sich nach dem fünften oder sechsten Anruf. Seine Stimme klang gequält. Die Druckwelle hatte seine Tragschraube verbogen. Er war mehr oder weniger abgestürzt und hatte sich dabei verletzt. Von seinem Standort aus konnte er Joel sehen und dirigierte ihn zu sich her. Während Joel sich ihm näherte, stießen zunächst Jaycie und Pitter zu ihm, dicht über dem Boden fanden sie auch Barbara. Sie sprachen kein Wort.
    Nino lag hilflos auf der Erde. Der rechte Arm stand in groteskem Winkel vom Körper ab. Selbst ein Laie konnte sehen, daß er ausgerenkt und gebrochen war.
    Joel kniete neben Nino nieder und versuchte den Arm wieder in normale Lage zu bringen.
    „Der verdammte Narr", schimpfte Nino. „Wir wollten ihn festhalten, aber er kämpfte wie ein Berserker."
    Joel mußte tatsächlich eine Weile nachdenken, bevor er begriff, daß Fran Jorgens gemeint war.
    „Ja, ich glaube, er war ein bißchen übergeschnappt."
    „Ein bißchen?" protestierte Nino. „Der Tod seines Bruders hat ihn völlig aus dem Gleis geworfen. Seitdem er wußte, daß Eric tot war, dachte er an nichts anderes mehr, als daran, wie er sich an den Schreckwürmern rächen könnte. Wir sahen ihn lächeln und dachten, die Sache wäre nicht so schlimm. In Wirklichkeit hatte er herausbekommen, wo die Langzünderbomben aufbewahrt wurden und malte sich schon aus, wie er dem nächsten Schreckwurm

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