0161 - Zamorras Sarg
gleich sehr viel Zeit für mich erübrigen wirst. Ist dir der Name Zamorra bekannt?«
»Wem nicht, primitiver Blutsauger?« brüllte Nocturno. »Gehörst du etwa auch zu jenen armseligen Idioten, die prophezeien, Zamorra den Garaus machen zu wollen und zu können, und deren Gerede sich hinterher als Windei erweist, weil dieser Zamorra sie nacheinander niedermetzelt?«
»Oh«, grinste der Vampir höhnisch. »Das ist nicht mehr notwendig. Das Problem Zamorra kann als erledigt angesehen werden. Er wird nie wieder eine Gefahr für uns sein. Er gehört jetzt zu uns.«
»Er hat den Verstand verloren«, bemerkte Pluton trocken. »Und mit so etwas vergeuden wir hier unsere kostbare Zeit, während wichtigere Dinge vernachlässigt werden. Schick ihn zurück, Nocturno!«
Der Herrscher der Nacht hob die Hand.
»Warte«, schrie der Vampir. »Ichrede nicht irr. Es ist die Wahrheit. Zamorra ist zu einem Vampir geworden. Ich habe ihn mit dem magischen Keim infiziert!«
Ungläubig starrten die beiden Dämonen ihn an.
»Du?«
Der Hagere nickte.
»Das«, sagte Nocturno grollend, »wirst du beweisen müssen!«
***
Zamorra zuckte zusammen. »Das Amulett - warum?« fragte er.
»Ganz einfach«, erwiderte Bill Fleming. »Damit hast du die besten Chancen, eine verborgene Geheimtür ausfindig zu machen. Möglicherweise wird sie auch nur durch Magie unseren Sinnen entzogen; so etwa, daß wir die Halluzination einer massiven Wand haben, während da in Wirklichkeit doch eine Tür ist.«
Zamorra verzog das Gesicht. »Ob das wirklich notwendig ist…«
Bill klopfte mit den Knöcheln gegen die Mauer. »So werden wir auf jeden Fall nicht besonders viel herausfinden.«
Zamorra überlegte fieberhaft. Er wußte, daß der Vampir-Keim in ihm sich nicht mit der magischen Energie des Amuletts vertrug. Konnte er es riskieren, Merlins Stern dennoch einzusetzen?
Zu Zeiten Leonardo de Montagnes hatte dieser das Amulett ebenfalls benutzt - aber zu finsteren Zwecken. Leonardo, jener schmächtig und harmlos wirkende Mann, der Von jedem, der ihn nicht gekannt hatte, unterschätzt worden war, hatte das Amulett für seine Schwarze Magie eingesetzt. Aber jetzt hatte es sich auf Zamorras Bewußtseinsimpulse eingestellt und war eine innige Verbindung mit ihm eingegangen, war durch Zamorras Geist gewissermaßen auf die Weiße Magie umfixiert worden, die ja im Grunde auch seiner eigentlichen, wirklichen Bestimmung entsprach. Denn als Merlin einen Stern vom Himmel holte und aus der Kraft der entarteten Sonne das Amulett schuf, hatte er damit niemals beabsichtigt, es zu einem Werkzeug der Finsternis zu machen.
Zamorra entschloß sich, es zu wagen. Zwar wehrte sich der Vampirkeim in ihm dagegen, weil er die Entlarvung fürchtete - aber diesmal setzte sich der Rest des Menschlichen, der noch in Zamorra existierte, durch. Er würde es versuchen und hoffte dabei, daß er den Versuch unbeschadet überstand. Vielleicht war das Amulett mittlerweile so stark auf seine geistigen Schwingungen eingestellt, daß es nur noch sich nach dem Bewußtsein richtete und nicht mehr nach dem was insgeheim jetzt dahinter steckte…
Zamorra wog das Amulett abschätzend in den Händen, dann hob er es bis auf Herzhöhe.
»Ich versuche es«, sagte er und begann sich zu konzentrieren.
Bill Fleming hielt den Atem an.
***
»Ich bin jederzeit bereit, den Beweis anzutreten«, schrie der Vampir. Nocturno wechselte einen raschen Blick mit Pluton. Als er sah, daß der Dämon im Feuerkranz zustimmend nickte, machte er ein paar Schritte auf den Vampir zu.
Diesmal wich der Hagere nicht zurück. Sein Blick hielt dem des Dämons stand.
»Du wirst es müssen«, grollte Nocturno. »Und glaube mir: Wenn du zu jenen großsprecherischen Wichtigtuern gehörst, wirst du es bitter bereuen, unsere Zeit verschwendet zu haben!«
»Ich bin bereit«, wiederholte der Vampir, diesmal etwas leiser.
»Also gut.« Nocturno stand jetzt direkt vor ihm. Der Vampir versuchte vergeblich, etwas in dieser Nacht-Silhouette zu erkennen. Der Dämon streckte seine Arme aus. Die Hände berührten ohne Vorwarnung die Schläfen des Hageren.
Der Vampir zuckte zusammen. Weltraumkälte ging von Nocturno aus und breitete sich von den Schläfen ausgehend in seinem ganzen Körper aus. Eine seltsame Starre überfiel ihn. Vereiste der Dämon seinen Körper?
Der Vampir konnte nicht einmal aufschreien.
Die Berührung dauerte fast eine Minute. Dann endlich zog er seine Hände zurück. Der Vampir zitterte in der Kälte.
»Du
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