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0161 - Zamorras Sarg

0161 - Zamorras Sarg

Titel: 0161 - Zamorras Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schnellen Schritten war er an der Tür, glitt in den Korridor hinaus und eilte zu Nicoles Zimmer. Sie bewohnte im Château eine eigene Zimmerflucht, allerdings kam es selten genug vor, daß sie allein in ihrem Schlafraum nächtigte. Sie zog Zamorras Nähe vor.
    Er riß die Tür auf: Nicole sah ihn an, Verwirrung im Gesicht. »Ich hatte einen Traum«, sagte sie. »Ich sah dich als Vampir in einem Sarg.«
    »Wo?« fragte Zamorra schnell. Er glaubte Nicole. Aber wie kam diese unheimliche Macht durch die Abschirmungen des Château?
    »Unten im Keller«, stieß sie hervor und glitt aus dem Bett. Sie kam auf ihn zu und umarmte ihn. »Oh, was glaubst du, wie froh ich bin, daß du nicht wirklich da unten als Vampir in einem Sarg liegst!« Zamorra atmete tief durch.
    Er küßte sie, dann sagte er: »Paß auf, Nici, wir ziehen uns jetzt halbwegs salonfähig an, und dann gehen wir hinunter in den Keller. Ich möchte jetzt wirklich wissen, was an der Sache dran ist.«
    Und wer dich so heimtückisch beeinflußt und sich dabei abschirmt, daß er inkognito bleibt, fügte er in Gedanken hinzu. Nicole nickte. Zamorra zog sich zurück, stellte sich kurz unter die Dusche und warf sich dann in seinen Trainingsanzug, weil er nach… dem »Lokaltermin« noch ein wenig im Fitneß-Center üben wollte. Als er an Nicoles Zimmertür klopfte, kam sie in legerer Freizeitkluft heraus.
    »Ich habe ein wenig Angst«, sagte sie. »Angst vor dem, was wir vielleicht da unten finden.«
    »Warte«, sagte Zamorra und ging zu seinem Arbeitszimmer. In einem besonders abgesicherten Wandtresor, dessen Zahlenkombination nur Zamorra, Nicole und der alte Diener Raffael kannten, lagen verschiedene Dinge, die ihm schon oftmals von Nutzen gewesen waren und ihm zum-Teil auch das Leben retteten. Eine Strahlwaffe aus einer fremden Dimension, ein bläulich schimmernder, fast faustgroßer Kristall und - das silberne Amulett des Leonardo de Montagne.
    Zamorra hing es sich um. Der Safe schloß sich selbsttätig nach drei Sekunden wieder.
    Gemeinsam gingen sie dann nach unten. Château Montagne besaß mehrere Treppen, die in die vielverzweigten Kellergewölbe führten. In den meisten von ihnen war Zamorra nur einmal gewesen, um sie zu besichtigen, und dann nie wieder. Er hatte andere Dinge zu tun, als zur Kellerassel zu werden. Mit traumwandlerischer Sicherheit wies Nicole ihm den Weg. Als er ihre Schulter berührte, spürte er, daß sie ein wenig zitterte. Er kannte ihr überaus feines Gespür. Fühlte sie, daß da unten tatsächlich etwas war?
    Aber wie sollte es durch die Sperren gedrungen sein? Zamorra konnte keine Erklärung finden.
    Vor einer massiven Eiehentüf blieb sie stehen.
    »Dahinter ist es«, flüsterte sie und schluckte heftig.
    Zamorras Blick fiel auf den Boden. Er erstarrte. Der Scheinwerferkegel der starken Stablampe riß eine Spur aus der Dunkelheit.
    Keine Fußspur - etwas anderes.
    Die Eichentür schwang nach außen auf, und jemand mußte sie geöffnet haben. In einem Viertelkreis war der Staub vor der Tür fortgewischt. Aber jener, der sie geöffnet hatte, hatte selbst keine Spuren hinterlassen in der halbzentimeterhohen Schicht.
    Langsam ließ Zamorra die Tür voll aufschwingen. Der Strahl tastete sich in den Raum vor.
    »Da!« schrie Nicole.
    Mitten im Scheinwerferkegel stand ein großer, schwärzlackierter Sarg!
    ***
    Langsam ging Zamorra auf den Sarg zu. Er achtete dabei auf eventuelle Veränderungen seines Amuletts, das am Silberkettchen vor seiner Brust hing. Erwärmte es sich oder begann es zu vibrieren, um damit die Anwesenheit böser Magie zu bekunden?
    Nichts!
    Still und schweigend stand der Sarg da.
    Zamorra leuchtete an seinen Kanten entlang und fand Griffe am Deckel. Entschlossen packte er zu und hörte den leisen Aufschrei Nicoles. Er wandte den Kopf.
    »Du weißt, daß ich normalerweise durchaus nicht schreckhaft bin«, sagte sie. »Aber nach den Ereignissen der Nacht… ich hatte sekundenlang die Befürchtung, du würdest tatsächlich da drin liegen.«
    Zamorra lächelte hart. Er wußte, daß diese Annahme nicht einmal völlig abwegig war. Schon einmal hatte es einen Doppelgänger von ihm gegeben, eine Bestie in Menschengestalt, die sich allerdings schließlich durch ein paar gravierende Fehler selbst entlarvt hatte. [1]
    Mit einem Ruck riß er den Sargdeckel hoch, der auf der anderen Seite mit Scharnieren befestigt war und leicht nach außen geneigt Halt fand, Der Sarg war leer!
    Das Innere war mit rotem Samt ausgeschlagen.
    Zamorra

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