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0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
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bringen.
    Calwood hockte auf der Heckbank.
    »Geben Sie mir meine Pistole!«, bat er.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte durchaus nicht, dass dieser Mann eine zweite, klägliche Schießerei anfing.
    Ich mochte die Entfernung bis zur Insel etwa zur Hälfte zurückgelegt haben, als ich ein Motorengeräusch hörte. Ich drehte mich um.
    Um die Insel herum schoss ein Motorboot mit hoher Bugwelle. Ich konnte den Mann am Steuer nicht sehen, denn unser Fischerkahn lag zu tief im Wasser.
    Das Boot hielt genau auf uns zu. Nicht eine Sekunde lang war ich darüber im Zweifel, dass der Mann in dem Boot uns rammen wollte.
    Ich zerrte die Pistolen aus der Tasche. Ich verpulverte ein Magazin und natürlich traf ich das Boot, aber das nützte nichts. Die massiven Planken hielten die Kugeln aus.
    Ich stand auf, um höher stehen und besser zielen zu können. Der Kahn schwankte. Im gleichen Augenblick sprang Calwood auf die Füße. Bevor ich das Schwanken ausbalancieren konnte, verlor ich das Gleichgewicht und ging über Bord.
    Man handelt instinktiv in solchen Situationen. Ein halbes Dutzend kräftiger Schwimmstöße brachten mich vom Ruderboot weg. Dann tauchte ich auf, schnappte nach Luft und warf mich auf den Rücken.
    Das geschah genau in der Sekunde, in der der Ruderkahn von dem Motorboot gerammt wurde. Für die Dauer eines Lidschlages sah es so aus, als führe das Motorboot auf den Fischerkahn auf. Dann gab es ein berstendes Krachen von Holz. Planken und Ruder flogen durch die Luft. Der Motor brummte tiefer und schien zu ersterben. Dann überwand die Kraft das Hindernis. Die Reste des Fischerkahnes wurden zur Seite geschleudert. Ich glaubte, die schlagenden Arme eines Menschen im Wasser zu sehen.
    Ich sog die Luft in die Lungen und tauchte weg. Ich wusste, dass ich verdammt wenig Chancen hatte, Nollan zu entgehen, wenn er jetzt Jagd auf mich machte.
    Das Brummen des Motors konnte ich unter Wasser hören. Ich schwamm, bis die Atemnot mich nach oben trieb, und ich schwamm stromaufwärts. Es war die einzige Aussicht, ihn zu täuschen.
    Als ich hochkam, beschrieb das Boot keine zehn Yards von mir entfernt eine Kurve. Ich wollte wegtauchen, aber ein neues Geräusch drang an mein Ohr: das gellende Heulen einer Sirene. Ich wandte den Kopf. Um die Biegung des Flusslaufes schob sich ein grauer Schatten. Scheinwerfer durchdrangen die Schwaden über dem Fluss. Ein blaues Licht zuckte auf. In hoher Fahrt kam ein Boot der Flusspolizei die Themse heruntergeschossen.
    ***
    Na ja, denken Sie, jetzt braucht der gute, alte Jerry Cotton nur die Arme hochzuwerfen, »Hier«, zu schreien, und wieder einmal ist ein Fall ausgestanden.
    Ganz so einfach lagen die Dinge nicht. Die Männer, die da in dem grauen Polizeiboot auf dem Schauplatz erschienen, würden sich mein Gesicht genauer angesehen haben, wenn ich mich von ihnen hätte aus dem Wasser fischen lassen. Wahrscheinlich hätten sie dann »Aha«, gesagt, und die Pressestelle des Polizeipräsidiums hätte am anderen Tag mitgeteilt, dass es Scotland Yard gelungen sei, den Mann zu verhaften, der als Mörder Anthony Cleans gesucht wurde.
    Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen, aber für mich war es ein scheußlicher Gedanke, die amerikanische Botschaft in London, die FBI-Zentrale in Washington und noch ein halbes Dutzend hoher und höchster Regierungsstellen bemühen zu müssen, um aus der Patsche herauszukommen. Wenn ich schon James Nollan nicht mit handfesten Beweisen vor ein amerikanisches Gericht bringen konnte, so wollte wenigstens ich selbst sang- und klanglos und ohne noch unnötigen Ärger zu verursachen, aus London verschwinden.
    So ungefähr dachte ich, und darum riss ich nicht die Arme hoch und schrie: »Hier!«, sondern pumpte die Lungen voll Luft, tauchte unter und bemühte mich, den Polizisten auf die gleiche Art zu entgehen, wie ich es bei Nollan versucht hatte.
    Sie warenmächtig damit beschäftigt, das Motorboot zu jagen, und so entging ich zunächst ihrer Aufmerksamkeit.
    Als ich beim nächsten Mal auftauchte, hatten sich die Boote schon weit flussabwärts entfernt. Verwehtes Geknatter von Schüssen drang an mein Ohr. Offenbar rechnete James Nollan nicht mehr auf eine friedliche Verständigung mit der Londoner Polizei.
    Ich schwamm zum rechten Ufer hinüber, sah zu, dass ich ins Trockene kam, soweit man bei diesem verdammten Wiesen- und Sumpfgelände von »trocken«, reden konnte, und trabte das Ufer entlang, immer flussaufwärts.
    Dann kam ich in eine etwas belebtere Gegend. Es

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