Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
Vom Netzwerk:
ist alles.«
    »Warum, zum Henker, kümmern Sie sich überhaupt darum?«, schrie ich.
    »Nehmen Sie an, aus Sympathie für Sie!«
    Ich ging auf ihn zu, um ihm die Waffe abzunehmen. Er wich zurück.
    »Bleiben Sie stehen, Sten«, warnte er mich. »Sie würden überrascht sein, wie gut ich schieße.«
    Es klang überzeugend.
    »Spielen Sie Nollans Spiel mit?«, fragte ich wütend. »Oder was ist los?«
    Statt einer Antwort zog er durch. Ich erinnere mich, dass mir der Gedanke durch das Gehirn zuckte: »Wirst du jetzt in London beerdigt werden, oder wird man deine Leiche in die Staaten überführen.«
    Ich tat einen verzweifelten Sprung nach vorn, aber es war ganz klar, dass ich zu spät kommen musste. Auf diese Entfernung hätte jeder Schlumpschütze mich getroffen.
    Ich prallte gegen Bright. Er ging sofort zu Boden. Dabei schlug er schwer mit dem Hinterkopf auf. Instinktiv riss ich ihm die Pistole aus der Hand und stand auf.
    Ich sah an mir herunter und dachte, jetzt müsse ich die Wirkung der Kugel spüren. Manchmal fühlt man es nicht sofort, wenn man getroffen worden ist.
    Ich fühlte nichts. Das Unwahrscheinliche schien Tatsache geworden zu sein. Bright hatte mich verfehlt.
    Dann hörte ich hinter mir den langen Seufzer eines Menschen, drehte mich um und sah, wie Chu-Wong langsam auf den Rücken sank. Seiner Hand entglitt die zweite Pistole. Er streckte sich.
    Ich begriff. Bright hatte nicht auf mich geschossen, sondern auf Chu-Wong, der sich während unseres Streites heimlich an die Clean-Pistole herangemacht hatte.
    Ich kümmerte mich um Bright. Der Junge lag wieder in einer tiefen Ohnmacht. Wahrscheinlich hatte er von Anfang an eine Gehirnerschütterung davongetragen. Der Aufschlag hatte genügt, um ihm erneut das Bewusstsein zu rauben. Ich probierte ein wenig an ihm herum, aber er schlug die Augen nicht wieder auf.
    Okay, nach seinen eigenen Worten war der Doktor unterwegs, und ich hatte es eilig.
    Chu-Wong atmete nicht mehr. Die Kugel hatte ihn tödlich getroffen. Sandy Wells saß auf seinem Stuhl und zitterte.
    Ich riss einiges von den Gardinenschnüren herunter, band Wells die Hände und befahl ihm mitzukommen.
    Er wollte nicht. Er jammerte, er müsse unbedingt in ärztliche Behandlung, aber ich fand, dass er es noch ein oder zwei Stunden aushalten könne.
    Der Henker mochte wissen, wie sich Lester Brights angeblich so großzügiger Arzt verhielt, wenn er einen Toten in der Wohnung des Fotografen fand. Vielleicht hörte an diesem Punkt seine Großzügigkeit auf, und er benachrichtigte Scotland Yard. Die Sache war geplatzt. Mir blieb nur noch über, James Nollan zu stellen, ihn zu einem Geständnis zu zwingen und dann zu sehen, wie ich auf möglichst elegante Weise mit James im Gepäck aus England herauskam.
    ***
    Es dämmerte in den menschenleeren Straßen. Ich fasste Wells Arm und zog ihn mit mir. Ich hatte das Glück, ein Taxi zu erspähen, das in langsamer Fahrt auf uns zurollte.
    Ich winkte, und der Fahrer hielt. Ich stellte mich so, dass ich Wells verdeckte.
    »Wollen Sie mich nach Birrington fahren?«, fragte ich den Fahrer, der misstrauisch nur das Fenster ein wenig herunterkurbelte und den Motor laufen ließ.
    »Nach Birrington?«, brummte er. »Das ist ’ne verdammt weite Strecke.«
    Ich ließ ein paar Pfundnoten flattern.
    »Vorauszahlung«, lockte ich. »Wir wohnen dort und haben uns in London ein wenig amüsiert. Leider ist es meinem Freund nicht gut bekommen. Ein Mann, der keinen Spaß verträgt, schlug ihm das Nasenbein ein.«
    Die Pfundnoten lockten den Chauffeur.
    »Das kann in Soho Vorkommen«, grinste er. »Steigen Sie ein!«
    Ich verfrachtete Wells, stieg rasch nach. Der Fahrer gab Gas. Wir fuhren etwas länger als eine Stunde. Ein grauer Morgen lag über der kleinen Stadt, als wir Birrington erreichten.
    »Kennen Sie die Fleet Street?«, fragte ich den Fahrer.
    Er nickte. »Das ist die Straße am Themse-Ufer.«
    »Fahren Sie uns hin und halten Sie dort!«
    »Welche Nummer?«
    »Das ist ohne Bedeutung!«
    Ein paar Minuten später stoppte das Taxi in einer Straße, die nur auf der einen Seite mit niedrigen Häusern bebaut war, von denen jedes einzelne in einem Garten lag. Auf der anderen Straßenseite sah man durch das Ufergebüsch'hindurch das lehmige Wasser der Themse.
    Wir stiegen aus. Ich hatte während der Fahrt Wells die Fesseln gelöst, und ich hoffte nur, dass es der Fahrer nicht bemerkt haben möchte. Er sah sich interessiert Sandys Visage an. Ich gab ihm noch zwei Pfundnoten und

Weitere Kostenlose Bücher