0163 - Der Hexenhenker
helfen?
Vorsichtig streckte sie die Hände aus. Fast berührte sie die weißmagische Wand. Ein unangenehmes Kribbeln entstand in ihren Fingerspitzen.
Schleunigst zog sie die Hände wieder zurück, denn das weiße Etwas schien die Lebenskraft aus ihren Armen zu saugen. Sie fühlten sich ganz lahm an.
Das war keine Möglichkeit, Zamorra zu helfen.
Mrs. Coldwater sah sich in der Schenke um. Ihr Blick blieb an dem Kreuz hängen.
Es befand sich an seinem Platz und hatte sich als wirkungslos gegen den Fluch erwiesen, der Bloodstone beherrschte. Aber hieß es nicht in den magischen Anleitungen, daß Dämonenbanner und Hilfsmittel der Weißen Magie nur in den Händen der Kundigen wirksam werden konnten?
Es waren nur Symbole. Um sie wirkungsvoll zu machen, mußte man seinen eigenen Willen und seinen Glauben in die Waagschale werfen. Dann halfen sie einem. Allein wirkten sie überhaupt nicht.
Mrs. Coldwater eilte hinüber, so schnell es ihre Körpermasse zuließ, und nahm das Kreuz vom Haken.
Das kühle Metall des eisernen Heilands gab ihr Mut und erfüllte sie mit neuer Kraft.
Als sie sich abermals der magischen Sphäre näherte, tat sie es selbstsicher, in dem Bewußtsein, diesmal keine Niederlage zu erleiden.
Sie streckte die Arme mit dem Kreuz nach vom und begann halblaut zu beten.
Es ist egal, welches Gebet ich zitiere, sagte sie sich, die Hauptsache, es wirkt.
Ja, Mrs. Coldwater machte es sich im Grunde genommen einfach, und dennoch blieben ihre Bemühungen tatsächlich nicht ohne Wirkung.
***
Das Schwert zischte durch die Luft und traf auch sein Ziel. Widerstandslos sauste es durch Zamorra hindurch, denn der Meister des Übersinnlichen löste sich im gleichen Augenblick auf.
Nur noch ein nebelförmiges Abbild von ihm stand noch über dem heißen Wüstensand. Es flatterte, als hätte der Wind Wirkung darauf.
Von der Wucht des eigenen Hiebes nach vorn gerissen, taumelte der Krieger in den Bereich der Lichtinsel und wurde von dieser verschlungen.
Zamorra gewahrte es nicht. Sein Geist befand sich nur noch zur Hälfte auf Zartas - ebenso wie sein Körper. Er hatte die Verbindung zu der Sphäre gefunden, die er in Bloodstone geschaffen hatte.
Doch der Übergang in diese Sphäre war schwierig. James Withe war ohne Bewußtsein. Es hätte der Unterstützung seines Geistes bedurft. Zamorra mußte ohne ihn auskommen.
Von der Vernichtung des Barbaren wußte er nichts, doch die anderen Krieger sahen es deutlich. Ihr Kumpan verschwand für kurze Zeit, und gerade als er wieder auftauchen wollte, wurde er vom Licht der Magie vernichtet.
Sie hatten keine Lust, ein ähnliches Schicksal zu erleiden. Deshalb zogen sie sich schleunigst wieder zurück.
Gerade kam ihr Anführer zu sich. Er betastete seine Beule.
Schlagartig setzte die Erinnerung ein. Knurrend sprang er auf die Beine. Mit einem Blick übersah er die Lage, aber auch er beschloß, nichts gegen Zamorra und den anderen zu unternehmen. Deshalb gesellte ér sich zu seinen Leuten.
Zamorra und James Withe verschwanden von Zartas. Der Meister des Übersinnlichen hatte das schier Unmögliche endlich geschafft.
Und auch James Withe erwachte aus der Bewußtlosigkeit. Er begriff schnell, was geschehen war.
»Zamorra!« knurrte er angriffslustig und stand auf. Die Lichtinsel hielt ihn gefangen, und die magischen Kräfte des Jungen wurden zum größten Teil vom Amulett gebunden.
Zamorra schlug die Augen auf und sah ihn an.
»Vorwürfe, mein Freund?«
»Ja, Professor. Sie haben mich gegen meinen Willen von Zartas entführt.«
»Handelte es sich wirklich um Zartas?«
James Withe runzelte die Stirn. »Wie bin ich eigentlich auf diesen Namen gekommen? Haben Sie ihn erwähnt?«
»Denken Sie nach.«
»Wo sind wir jetzt?« lenkte Withe ab.
»Zurückgekehrt, aber immer noch in der weißmagischen Sphäre. Warten wir, daß sie sich stabilisiert. Wir erhielten Hilfe von außerhalb.«
»Von außerhalb?«
»Mrs. Coldwater vermutlich. Ich spüre es. Die gute Frau hat zwar nicht viel getan, aber sie spielte das Zünglein an der Waage, wie mir scheint.«
»Ich weiß nicht, Professor Zamorra, ob ich Sie hassen soll oder ob ich…« Withe brach ab.
Der Franzose lachte belustigt. »Es wird Zeit, mein Freund, daß Sie sich entscheiden. Das Problem Zartas ist im Moment ohne Belang für uns. Wir haben wichtigere Dinge zu erledigen, nicht wahr? Ich will Sie nicht schon wieder an Lydia erinnern.«
»Tun Sie es ruhig, Professor. Sie ist nicht mehr das Motiv für mich,
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