0163 - Der Hexenhenker
stehenzubleiben.
James Withe war im Moment abgelenkt. Er beobachtete die Barbaren und achtete nicht auf Zamorra.
Es war die einzige Chance. Zamorra packte sie beim Schopf. Sein Angriff kam für Withe völlig überraschend. Zamorras geballte Hand sauste in Withes Genick. Der junge Mann sank sofort in sich zusammen.
Ehe die Magie des Jungen erstarken konnte, um ihn wieder zu Bewußtsein zu bringen, mußte Zamorra seine Absicht in die Tat umgesetzt haben.
Er nahm blitzschnell das Amulett von der Kette, das er nur deshalb angelegt hatte, um beim Kampf freie Hand zu haben.
Withe und Zamorra waren sich nahe genug, und sie hatten praktisch nicht die Stelle verlassen, an der sie materialisiert waren.
Zamorra konzentrierte sich. Dicke Schweißperlen erschienen auf seiner Stirn. Die Krieger waren heran und schwangen ihre Schwerter. Mit Gebrüll waren sie sich auf die jetzt wehrlosen Gegner.
Der Meister des Übersinnlichen durfte überhaupt nicht darauf achten. Es mußte ihm gelingen, rechtzeitig mit Withe zu verschwinden.
Eine seltsame Lähmung ergriff seinen Körper. Er sperrte die Augen auf. Licht sickerte aus dem Amulett, wurde zu einem blendenden Schein, der sich über Zamorra und Withe ergoß und eine Lichtinsel schuf.
Die Barbaren ließen sich davon nicht beirren. Eine scharfe Schwertklinge raste auf Zamorra zu.
Und der Meister des Übersinnlichen hatte nicht die Möglichkeit, eine Abwehrbewegung zu machen.
***
Mrs. Coldwater sah plötzlich auf und runzelte irritiert die Stirn. Auf einmal erinnerte sie sich an alles, was geschehen war, auch an die Entführung von Nicole Duval, gegen die sie nichts unternommen hatte.
Wie hätte sie auch sollen, war sie doch in den Händen der Schwarzen Magie?
Und warum war das auf einmal nicht mehr so?
Eine Frage, die Mrs. Coldwater beschäftigte. Ächzend erhob sie sich. Draußen war alles ruhig.
Nein, berichtigte sie sich, da sind ferne Schreie. Das Grauen regiert Bloodstone. Was wird noch alles in diesem kleinen Ort geschehen?
Und noch etwas: »Wieviel Zeit ist denn inzwischen vergangen?« Sie stellte diese Frage laut, ohne daß es ihr bewußt wurde.
Ihr Blick heftete sich auf die weißmagische Sphäre inmitten der Schankstube. Daran hatten sich die bösen Mächte von Bloodstone die Zähne ausgebissen, sonst hätten sie diese weiße Wand längst beseitigt. Eine Änderung war dennoch eingetreten. Das milchige Weiß war nicht mehr undurchsichtig. Licht sickerte hindurch und beschien die fette Wirtin.
Da hatte sie ihre Erklärung. Nur deshalb war sie aus der Lethargie erwacht.
Und was gab es für sie zu tun? War sie nicht zu schwach, gegen die Kräfte des Bösen anzukämpfen?
Sie kam näher. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während sie etwas hinter der weißen Mauer zu erkennen glaubte. Waren da nicht zwei Schatten? Das konnten Zamorra und James Withe sein.
Aber da waren auch noch andere.
Plötzlich taumelte ein Schatten genau auf die Wirtin zu, durchbrach die weiße Mauer und landete direkt vor den Füßen von Mrs. Coldwater.
Erschrocken fuhr sie zurück. Es handelte sich um einen bärtigen Mann in altmodischer Lederrüstung, wie die Krieger sie vor Jahrtausenden auf der Erde getragen hatten.
Der Bärtige wollte sich aufrichten. Es gelang ihm nicht. Er war geschwächt und blickte sich verzweifelt um.
Die weiße Mauer zog ihn mit unwiderstehlicher Gewalt an. Er wollte sich dagegen zur Wehr setzen, doch seine Bewegungen erlahmten. Und dann gab es ein saugendes und schlürfendes Geräusch. Es war so widerlich, daß sich die Nackenhaare der dicken Wirtin sträubten.
Unsichtbare Hände schleiften den Bärtigen über den Boden. Mit den Füßen zuerst verschwand er in der weißmagischen Sphäre.
Als nur noch sein Kopf zu sehen war, schrie er gellend. Ein Lichtblitz zuckte auf und traf ihn voll. Der barbarische Krieger glühte auf, und als das Glühen wieder verschwand, gab es den Krieger nicht mehr.
»Ein Diener des Bösen«, murmelte Mrs. Coldwater vor sich hin, »und die Weiße Magie hat ihn vernichtet. Aber wieso war es ihm zunächst gelungen, hierherzukommen? Es muß eine Störung gegeben haben. Mein Gott, Professor Zamorra, was ist denn überhaupt geschehen? Warum sind Sie denn noch nicht zurückgekehrt? Ihre Freundin ist entführt und sieht einem schrecklichen Tod entgegen.« Die letzten Worte schrie sie.
Jetzt wagte sie sich wieder näher. Ja, Unvorhergesehenes war geschehen. Darin lag der Grund. Was konnte sie tun, um Zarfiorra zu
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