0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary

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Lederrüstungen umstand sie. Ihre Augen betrachteten sie mißtrauisch. Die Krieger waren kampfbereit, doch eine gewisse Scheu hielt sie noch zurück.
    Zamorra sah über die Bärtigen hinweg. Sie standen in einem Wüstenstrich. Ringsum erhoben sich Dünen und bildeten einen Wall, der den Blick in die Feme verhinderte.
    »Wo sind wir hier?« murmelte James Withe heiser. Anscheinend sah er in den Kriegern keine Gefahr.
    Es war, als wären sie in ein anderes Zeitalter versetzt worden, vielleicht ins frühe Altertum.
    Er betrachtete die blitzenden Schwerter. Bestanden sie wirklich aus Stahl? Das hätte kaum zu der primitiven Kleidung gepaßt.
    James Withe spürte die Hitze und das damit verbundene Verlangen, seine leichte Jacke auszuziehen.
    Zamorra hatte Wichtigeres im Sinn. Er wußte, warum die Krieger mit ihrem Angriff zögerten. Sie hatten Respekt vor ihnen. Immerhin waren Zamorra und Withe plötzlich aus dem Nichts entstanden.
    Der Meister des Übersinnlichen machte sich zunächst keine Gedanken über den Ort, an dem sie materialisiert waren. Die Beschwörung hatte ein Tor in eine andere Dimension geöffnet. Ein Umstand, den er keineswegs beabsichtigt hatte. Aber er mußte sich dennoch damit abfinden.
    Ganz langsam führte er das Amulett zur Halskette und hängte es vorsichtig daran.
    In den Augen des Anführers sah Zamorra die Mordlust. Es blieben ihnen höchstens Sekunden, denn die Krieger hatten sich jetzt von ihrem anfänglichen Entsetzen erholt.
    Zamorra konzentrierte sich ausschließlich auf den Anführer. Der Mann war nicht schwer herauszufinden, denn er war ein wenig größer und noch muskulöser als seine Begleiter.
    Plötzlich sprang Zamorra vor.
    Der Barbarenführer riß sein Schwert hoch und holte zum Streich aus.
    Zamorra unterlief den Schlag und setzte dem Bärtigen die Farust zwischen die Augen.
    Wie vom Blitz gefällt kippte der breitschultrige Anführer um.
    Noch ehe er den Boden berührt hatte, besaß er sein Schwert nicht mehr. Es hatte blitzschnell den Besitzer gewechselt. Zamorra sprang mit der erbeuteten Waffe zurück und wirbelte sie über den Kopf. Damit bewies er den anderen, daß er mit dem Ding durchaus umzugehen wußte.
    Brüllend führte er einen Scheinangriff durch. Die Krieger wandten sich ab und gaben Fersengeld.
    Auch das war ihnen nicht zu verdenken. Immerhin hatte Zamorra ihren Anführer mit einem einzigen Fausthiéb niedergestreckt. Gewiß galt der Bärtige allgemein als großer Kämpfer. Sonst hätte er sich nicht zum Anführer erheben können.
    Der Professor kannte die Gesetze, nach denen das Zusammenleben solcher Barbaren funktionierte. Er hatte sich mit seiner Handlungsweise gehörigen Respekt verschafft. Aber das war nur eine Seite der Medaille. Die andere hieß Haß. Ja, diese barbarischen Krieger würden ihn mit jeder Faser ihres Daseins zu hassen beginnen. Wenn er gezwungen sein sollte, länger hier zu verweilen, war sein Leben bald nichts mehr wert.
    Die Barbaren brauchten nur erst ihre Furcht zu überwinden. Dann würden sie schon begreifen, daß Zamorra in Wirklichkeit keine Chance gegen ihre Übermacht hatte.
    Der Meister des Übersinnlichen nahm seinen Platz wieder ein.
    »Rasch«, drängte er, »wir müssen wieder zurück. Ich weiß nicht, warum wir hier gelandet sind.«
    »Sie wissen das nicht?« echote James Withe ungläubig. »Das sind ja nette Aussichtèn. Was ist denn schiefgelaufen.«
    »Halten Sie hier keine Operetten«, fuhr ihn Zamorra ganz entgegen seiner sonstigen Art an; »Sehen Sie denn nicht, daß wir in tödlicher Gefahr sind?«
    James Withe blickte zwischen den Kriegern, die auf einem Dünenhügel stehengeblieben wären, und Zamorra hin und her.
    »Wie mir scheint, haben Sie die Situation großartig gemeistert.«
    Zamorra seufzte ergeben. »Was hält Sie davon ab? Warum wollen Sie nicht?«
    »Sie begreifen erstaunlich schnell, Professor: Ich möchte nicht dorthin zurück. Lieber sterbe ich hier als unter dem Richtbeil des Henkers. Wir sind zu zweit gegen eine Übermacht. Aber vielleicht haben wir eine winzige Chance?«;
    »Sie sind ein verdammter Narr, Withe. Es gibt viele Dimensionen des Schreckens. Diese hier ist eine davon. Ich wollte eine Sphäre schaffen, in der sich unsere Geister nahe sind. Meine Absicht war, Ihre magischen Kräfte zu wecken und zu formen, um mit ihnen den Kampf aufzunehmen.«
    »Waren Sie sich meiner Mitwirkung so sicher?«
    »Zumindest hatten Sie nichts gegen die Beschwörung einzuwenden, Withe. Der Plan ist doch ganz einfach.