Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Gedankenfetzen, die die Kluft zwischen den Dimensionen zu überwinden hofften.
    Aber beide spürten, daß sie irgend etwas übersehen hatten, einen anderen Einfluß, der sich ihneñ entgegensetzte, eine Macht, fast ebenso stark wie die von Merlins Stern. Es war kein Bann eines Dämonen, es war etwas anderes.
    Sie trieben durch den Nebel zwischen den Welten, überwanden Zeit und Raum.
    Aber der rätselhafte Einfluß veränderte ihren Kurs, blies von der Seite wie ein Orkan, gegen den es keinen Schutz gab.
    Als sie wieder rematerialisierten, wußten sie beide, daß sie das Ziel, das sie angepeilt hatten, nicht erreicht hatten…
    ***
    Jean Somac blickte auf seine Armbanduhr und seufzte.
    »Drei Stunden«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Drei Stunden sind sie jetzt schon fort.« Er drehte sich halb um und sah den alten Diener an, der in den letzten dreißig Minuten nicht ein einziges Wort über die Lippen gebracht hatte. »Glauben Sie, daß Nicole und Zamorra überhaupt noch zurückkommen werden?«
    Raffael atmete tief durch.
    »Ich hoffe es, Monsieur Jean. Ich hoffe es aus ganzem Herzen.«
    »Und Erfolg können sie auch noch nicht gehabt haben, denn sonst wären die Dämonen längst verschwunden.«
    Wie, um seine Worte zu unterstreichen, ertönte wieder das schreckliche Heulen eines Geschöpfes der Finsternis, Laute, die so entsetzlich nahe waren und ihnen kalte Schauer den Rücken hinabjagten.
    »Sie kommen immer näher«, stellte der Fünfundzwanzigjährige fest und versuchte, die Angst in ihm in Grenzen zu halten. »Wie lange mag die magische Barriere ihnen wohl noch standhalten?«
    Raffael stand auf, als ein sphärenhaftes Wispern an ihre Ohren drang.
    »Ich fürchte, nicht mehr lange. Monsieur. Ich…«
    Etwas kratzte an der verriegelten Tür, wie eine Ratte, die einen Weg suchte. Jean sprang ebenfalls auf, erstarrte dann aber, als sich das Kratzen wiederholte und dabei immer intensiver wurde.
    »Was…«
    Ein Brüllen wie von einer außer Kontrolle geratenen Bestie ließ ihn zurücktaumeln und seine letzten Worte vergessen. Irgend etwas sagte dem jungen Mann, daß es nun soweit war, daß sich die von Zamorra mit Hilfe des Amuletts errichtete Barriere soweit abgeschwächt hatte, daß die ersten Dämonen sie überwinden konnten. Er schluckte, starrte gebannt auf das Holz der Tür.
    Ein gewaltiger Schlag, und an einigen Stellen splitterte der Lack ab.
    Somac keuchte.
    »Wir müssen etwas tun«, preßte er hervor und sah abwechselnd zu der Tür und dem alten Diener, der sich langsam in den rückwärtigen Teil des Archivs zurückzog.
    »Monsieur, wir können nichts tun…«
    »Aber es muß doch etwas existieren, mit dem…«
    Ein neuer Schlag ließ die Tür erbeben. Somac sah mit geweiteten Augen, wie sich die beiden metallenen Haltepunkte zu verbiegen begannen. Lange konnte die Verriegelung den Schlägen der Dämonen nicht mehr standhalten. Angst kroch in ihm hoch, Angst, die er in einer solchen Intensität noch nie zuvor empfunden hatte.
    Sie hörten einen Schrei, der ihnen durch Mark und Bein fuhr, dann war Stille. Somac atmete schwer, wartete. Aber nichts geschah.
    »Es ist alles ruhig«, stellte er überflüssigerweise fest. »Vielleicht haben Zamorra und Nicole doch…«
    Die letzten Worte blieben ihm im Halse stecken, als ein neuer Schlag gegen die Tür donnerte, ein Schlag wie von einem Dampfhammer.
    »Nein!« schrie Jean.
    Die Tür wurde aus den Angeln gefetzt. Schwefeldämpfe wallten in das Innere des Archivs, ließen die beiden Männer husten. Und aus den Nebeln schälten sich die Konturen zweier schrecklicher Gestalten. Totenmänner, Skelette, an deren Knochen noch Fetzen verwester Haut klebten. Es stank infernalisch, und Jean würgte sich fast den Magen aus dem Leib.
    Leere Augenhöhlen blickten ihnen entgegen, als die beiden Skelette sich wieder in Bewegung setzten, mit klappernden Knochen.
    Jean streckte abwehrend die Hände aus.
    »Nein! Nicht!«
    Er zuckte zusammen, als er mit dem Rücken einen spitzen Gegenstand berührte, fuhr herum. Es war nur eins der unzähligen Regale, mit denen dieser weitläufige Raum gefüllt war. Rasch wich er zur Seite aus, trat weiter zurück. Die Knochenmänner kamen immer näher. Nichts konnte sie aufhalten. Nichts?
    »Das Kruzifix!« brüllte Jean in panischer Angst. »Raffael, setzen Sie um Gottes willen das Kruzifix ein!«
    »Das ist sinnlos«, gab Raffael zurück, und seine Stimme hatte noch immer einen Klang, als spräche er lediglich über das Wetter. Dann kam

Weitere Kostenlose Bücher