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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sinken.
    »Zamorra«, sagte Asmodis und das Licht aus seinen leeren Augenhöhlen leuchtete wie von zwei glühenden Kohlen. »Wo du auch sein magst, wir werden dich finden. Und vernichten. Gegen die vereinte Streitmacht der Dämonen hat niemand eine Chance.«
    ***
    »Noch zwanzig Kilometer«, sagte Nicole Duval leise, als im Licht der Scheinwerfer das Hinweisschild auftauchte, »und wir sind wieder zu Hause. Endlich.«
    Der Mann neben ihr lachte leise und nahm den Fuß vom Gas, als eine langgestreckte Kurve vor ihnen auftauchte. Zamorra wirkte nicht so, wie man sich gemeinhin einen Professor vorstellt. Er war Ende dreißig, hatte einen durchtrainierten, muskulösen Körper, trug mit Vorliebe Jeans und Rollkragenpullover. Er hatte keine schon ergrauten Haare, auch keinen würdevollen Blick - und doch hatte er mehr gesehen, als sich mancher Mensch vorstellen konnte. Oft genug hatte er dem Grauen selbst ins Antlitz geblickt. Zamorra war Parapsychologe. Aber die Jagd auf Geschöpfe der Nacht, auf Dämonen, hatte in den letzten Jahren immer mehr Zeit erfordert, so daß er mehr Geisterjäger als Universitätsprofessor war.
    Der Enddreißiger sah kurz zur Seite.
    »Wir kommen aus dem Urlaub zurück«, sagte er ironisch. »Und da freust du dich, wieder nach Hause zu kommen?«
    »Urlaub!« meinte Nicole spitz. »Unter Urlaub stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor.«
    Zamorra nickte langsam. Sie hatten in London einige schöne Tage verbringen wollen, als Gäste bei einer Magung, aber die »schönen« Tage hatten mehr Schrecken beinhaltet, als so mancher Kampf gegen Wesen der anderen Welt, den er schon bestritten hatte. Dumpf erinnerte er sich an Mahat, an den besessenen Richard Belkholm, den niemand mehr hatte retten können, an die Dämonen-Brut, Xahat. Er erinnerte sich an die Gefahr, in der seine Sekretärin und Lebensgefährtin Nicole Duval geschwebt hatte. Der Tod Xahats erst hatte den Hauch des Todes von ihr genommen, und binnen Stunden war sie darauf wieder die Alte geworden. Zamorra fröstelte, als er an ein Leben ohne Nicole dachte. Es war unvorstellbar für ihn.
    Der jungen Frau an seiner Seite entging dies nicht, aber sie führte sein Schaudern auf etwas anderes zurück und schmiegte sich an ihn, ohne ihn beim Fahren zu behindern.
    »Es ist vorbei, Cherie«, sagte sie leise und sah ihn an. »Wir werden uns noch einige schöne Tage im Château machen, bis die Vorlesungsreihe beginnt, zu der du dich verpflichtet, hast.«
    Ja, dachte Zamorra, es ist vorbei. Die Schrecklichen waren vernichtet, die Gefahr gerade noch einmal abgewendet. Zamorra versuchte, die Gedanken an die zurückliegenden Ereignisse zur Seite zu drängen, konzentrierte sich statt dessen auf die Straße vor ihnen. Den Wagen hatten sie direkt am Flughafen gemietet. Das Fahrzeug, mit dem sie nach London gefahren waren, würde per Schiff nachkommen. Sie hatten nach der Vernichtung Xahats nicht mehr Zeit als unbedingt notwendig in London verbringen wollen und waren mit dem Flugzeug zum Kontinent zurückgeflogen.
    Rechts und links von ihnen lag dichter Wald. Es war eine mondlose, klare Nacht. Flackernde Sterne standen am Himmel, und das Licht der Scheinwerfer war wie zwei gleißende Finger, die in die Finsternis vor ihnen stachen.
    Nicole kuschelte sich noch enger an ihn.
    »Ich bin so froh«, sagte sie, »daß es endlich vorbei ist. So froh…«
    Sie hatte noch etwas hinzufügen wollen, aber in diesem Augenblick zuckte Zamorra heftig zusammen. Der Wagen brach nach links aus, geriet auf die Gegenfahrbahn, und der Professor riß das Steuer aus einem Reflex heraus herum. Die Reifen quietschten verhalten, dann schoß der Wagen auf die rechte Fahrbahnseite zurück. Vorsichtig nahm er den Fuß vom Gas. Nicole sah ihn mit gerunzelter Stirn von der Seite an.
    »Cherie, was ist? Du bist doch sonst ein guter…«
    Zamorra riß die Augen weit auf, tastete zu seiner Brust, auf der das Amulett lag. Täuschte er sich, oder hatte er tatsächlich einen warmen Hauch gespürt? Nicole legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Was…« begann sie, aber Zamorra unterbrach sie.
    »Ich weiß es nicht, Nici. Mir war, als hätte das Amulett Wärme ausgestrahlt.«
    Nicole schluckte und wurde von einer Sekunde zur anderen unnatürlich blaß. Plötzlich stand die Erinnerung an die Tage in London klar vor ihrem inneren Auge. Der Schrecken, die Angst, die Stunden, als ihr Geist von einem dämonischen Einfluß zurückgedrängt worden war, als ihr Körper nur noch eine Hülle des

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