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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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telepathischen Sinnen, die durch das Amulett um ein Vielfaches verstärkt wurden.
    Und fast hätte sie jubelnd aufgeschrien. Dort war er, ihr Zamorra. Seine Ausstrahlungen waren warm und vertraut, und jetzt wußte sie auch, daß er es gewesen war, der ihren Ortswechsel beeinflußt hatte, wahrscheinlich unbewußt. Aber zwischen Merlins Stern und dem Meister des Übersinnlichen bestand eine derart enge Verbindung, daß so etwas eigentlich nicht verwunderlich war.
    »Ich komme!« gab sie zurück, sog scharf die Luft ein und rannte dann in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Die Nebel vor ihr teilten sich, und zu ihrer Linken war ein Schatten, der schnell anwuchs.
    »Paß auf!« rief Zamorra. »Die Dämonen…«
    Sie hörte ein deutliches Gurgeln, vermochte förmlich zu sehen, wie sich Klauenhände um seinen Hals geschlossen hatten.
    Sie verlangsamte ihren Lauf nicht, richtete nur das Amulett aus, berührte bestimmte Hieroglyphen, deren Wirkungsweise ihr von Zamorra erklärt worden waren, und ein grüner Blitz löste sich von Merlins Stern und raste dem Dämonen entgegen, der sie hatte angreifen wollen. Der Teuflische schrie auf, wurde zurückgeworfen, doch das weißmagische Feuer verlosch nicht. Immer weitere Glutfunken lösten sich von dem silberähnlichen Material, jagten zu dem Geschöpf der Finsternis hinüber, hüllten es ein. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich der Körper zu verwandeln begann, wie das Verbrennen nach dem Nichtlebenden griff.
    Eine Hand streckte sich nach ihr aus, und sie wollte erst erschrocken ausweichen, als sie sah, daß es Zamorra war. Rasch packte sie die Hand, und der Meister des Übersinnlichen drückte sie an sich.
    »Gott sei Dank«, kam es über seine Lippen. »Ich dachte schon, es wäre…«
    Eine donnernde Stimme erscholl in ihrer unmittelbaren Nähe, die Stimme von Asmodis, dem Dämonenfürsten. Nicole erschauerte und preßte sich noch enger an Zamorra. Eine grüne Glocke hüllte sie jetzt beide ein, eine Schutzbarriere des Amuletts. Nicole sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, wie eine dunkle Mauer heranzurasen schien, dann gegen die weißmagische Barriere wogte. Irgend etwas Gewaltiges hob sie an, schleuderte sie empor, immer höher, immer weiter hinauf.
    Selbst Asmodis schien nicht in der Lage zu sein, die Barriere aus der Kraft von Merlins Stern zu durchbrechen. Nicole lachte gequält.
    »Gib dir keine Mühe!« rief sie so laut sie konnte. »Du kannst uns nichts mehr anhaben.«
    »Das Amulett!« preßte Zamorra hervor. »Schnell, gib mir das Amulett.«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Wir brauchen jetzt keine Angst mehr zu haben«, sagte sie und seufzte. »Die Barriere ist zu stark, und…«
    Die letzten Worte blieben ihr im Halse stecken, als plötzlich ihr Magen nach oben hüpfte. Zamorra fluchte, versuchte weiter, an das Amulett zu kommen. Nicole wußte erst überhaupt nicht, was vor sich ging, dann keuchte sie.
    Sie waren noch immer von der grünen Schutzglocke eingehüllt, aber jetzt stürzten sie aus einer Höhe von mehreren hundert Metern auf den Boden einer riesenhaften Grotte zu, immer schneller werdend. Das grüne Leuchten bot ihnen Schutz vor schwarzmagischen Angriffen, nicht aber vor einem tödlichen Sturz. Nicole griff nach dem Amulett, aber die plötzliche Bewegung führte dazu, daß sie von Zamorra fortgetrieben wurde. Panik keimte in ihr hoch, als sie versuchte, sich die Gliederkette über den Kopf zu streifen.
    »Wirf es mir zu. Schnell!«
    »Aber…« Sie unterbrach sich selbst, zielte sorgfältig und schleuderte Merlins Stern von sich. Zu hoch! gellte es in ihr, doch dann veränderte das Amulett plötzlich seinen Kurs und schwebte ruhig auf den Professor zu, der es mit einem telapathischen Impuls zu sich gerufen hatte. Als es seine Hände berührte, glomm es noch viel heller auf.
    Nicole sah nach unten und kämpfte die Übelkeit nieder, die sofort in ihr entstand. Der Boden schien ihnen jetzt entgegenzuspringen, und sie schloß unwillkürlich die Augen.
    Gleich mußte der Aufprall kommen, in wenigen Sekunden, und er würde sie zerschmettern. Wahrscheinlich würden sie das Ende nicht einmal mehr bewußt miterleben…
    Ein scharfes Ziehen war in ihrem Herzen, und sie krümmte sich zusammen. Sie riß die Augen wieder auf, sah, daß der Körper von Zamorra transparent zu werden begann.
    »Schneller!« rief sie. »Schneller.«
    Das letzte Wort war nur noch ein geistiger Impuls, der durch den Äther hallte. Nicole und Zamorra waren nur noch Geister,

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